Classic-Review: DAS CABINET DES DR. CALIGARI (1920)

das cabinet des dr. caligari (1)
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Redaktion: 9

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8.9/10 (19)

Darsteller: Werner Krauss, Conrad Veidt, Friedrich Feher
Regie: Robert Wiene
Drehbuch: Carl Mayer, Hans Janowitz
Länge: 77 min
Freigabe: ab 6
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 1920;27. Juni 2014 (Blu Ray)

Eines ist klar, DAS CABINET DES DR. CALIGARI ist der erste Film, der es trotz einer FSK Freigabe ab 6 auf unsere Seite geschafft hat, was aber natürlich mehr mit Willkür als Qualität zu tun hat und einen Kinderfilm bekommen wir sicher nicht zu sehen. Es geht um Wahnsinn und Mord und auch wenn die Darstellung naturgemäß nicht so offensichtlich ist, wie in einem modernen Film, ist das Werk kaum für einen 6-jährigen geeignet.

Zwei Männer sitzen auf einer Parkbank. Der jüngere, Franzis, erzählt dem Älteren eine Geschichte über einen Dr. Caligari, der mit dem Jahrmarkt in die Stadt kam, um seinen Somnambulen, also einen Schlafwandler, auszustellen, der die Zukunft voraussagen kann. Zur gleichen Zeit ereignen sich nachts Morde in der Stadt, denen auch Franzis‘ Freund Alan zum Opfer fällt.
Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, doch das Morden geht weiter und letztlich führt die Spur zu dem Mann, der sich als Dr. Caligari ausgibt, aber doch ein ganz anderer ist.

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Man möchte denken, dass DR. CALIGARI im frühen Filmzeitalter schon durch seine bloße Existenz Aufmerksamkeit erregen konnte und eine komplexe Story gar nicht notwendig ist. Das Gegenteil ist der Fall.
Robert Wienes Film ist vielschichtig und ohne Zweifel hat sich auch Martin Scorsese DAS CABINET DES DR. CALIGARI angesehen, bevor er SHUTTER ISLAND drehte.
Auch Tim Burtons Werke lassen hier und da erkennen, welcher Klassiker Pate stand und dieser ist einer davon.
Eine Reihe anderer Filme, die in letzter Sekunde einen Rollentausch vollziehen, dürfte ebenfalls Einflüsse aus diesem Klassiker gezogen haben, auch wenn hier niemand tote Menschen sehen kann.

Es verwundert zwar, dass sich Kinogänger seinerzeit vom unheimlichen Somnambulen erschrecken ließen, immerhin war der erste Weltkrieg mit all seinen realen Schrecken gerade zwei Jahre zuvor zu Ende gegangen. Aber die Sehgewohnheiten waren zweifelsohne andere und die Übergänge zwischen Theater und Film fließend.

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Nicht nur wird die Geschichte ganz klassisch in (insgesamt 6) Akten erzählt, auch die Kulissen wirken wie Theaterbauten. Dass Pappmache-Wände wackeln, wenn man daran vorbei geht, kennt man aber auch teilweise heute noch aus deutschen Horrorfilmen, daher sei dieser Faux-Pas verziehen, zumal der expressionistische Stil ohnehin von vorn herein den Zugang zur Realität verwehrt und das ist gewissermaßen ein Hinweis auf die Ereignisse des letzten Akts.

Robert Wiene, der wie beispielsweise auch Fritz Lang (METROPOLIS) nach der Machtergreifung Hitlers Deutschland verließ, versuchte sich später an einer Neuverfilmung von DAS CABINET DES DR. CALIGARI mit Ton, verstarb aber, bevor er das Projekt umsetzen konnte.
Ein Quasi-Remake schrieb 1962 Robert Bloch (PSYCHO), doch die Neuverfilmung erreichte nicht im Ansatz die Qualität oder Berühmtheit des Originals.

Auch wenn der expressionistische Film wie ihn Wiene, F.W. Murnau, Fritz Lang und andere zur Zeiten der Weimarer Republik erschufen, stilistisch sicher nicht jedermanns Sache ist, darf man mit einem vertränten Auge auf jene Zeit zurückblicken, als der deutsche Film von Bedeutung war, auch international.

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Wie im Falle von NOSFERATU wurde auch DAS CABINET DES DR. CALIGARI restauriert und wartet mit eingefärbten Bildern auf. Das Bild selbst wirkt auf der nun zu habenden Blu Ray beinahe übernatürlich klar, was einerseits beeindruckt, aber Nostalgikern auch etwas Charme nimmt.

Fazit: Vieles was wir in unserem NOSFERATU-Review gesagt haben, findet auch hier Anwendung. Ein absoluter Klassiker des Psycho-Thrillers, den man als Filmfan einmal gesehen haben sollte.

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Achtung: Der Trailer ist nicht die restaurierte Version