Interview mit Regisseurin Caroline Du Potet (HOME INVASION)

Caroline du potet

 

HOME INVASION zählte nicht unbedingt zu den Filmen, um die im Vorfeld viel Wind gemacht wurde. Das bedeutet aber nicht, dass er deswegen schlechter wäre. Im Gegenteil, derzeit darf man noch von einem Geheimtipp sprechen.

Das gilt auch für das Regie-Duo Du Potet, von denen wir uns die weibliche Seite Caroline Du Potet geschnappt haben und ein paar interessante Gedanken zur Zukunft von französischen Horrorfilmen, einem Wechsel in die USA und natürlich HOME INVASION mitnehmen konnten.
Thrill&Kill: Caroline, ich glaube, die meisten unserer Leser haben noch nicht viel von HOME INVASION gelesen. Was kannst du ihnen sagen, ohne zu viel zu verraten?

Caroline: Es ist ein französischer Horrorthriller. Es geht um einhome invasione Frau um die 40, Sarah, die vor einem Jahr ihren Sohn verloren hat. Eines nachts fährt sie mit ihrem Auto Arthur an, ein junger Mann, der etwa so alt ist, wie ihr Sohn. Er hat einen Einbrecher in seinem Haus überrascht und wird von ihm verfolgt. Sarah nimmt ihn mit sich und bald verfolgt sie ein Auto. Sie helfen einander und versuchen eine alptraumhafte Nacht zu überleben…

T&K: Der Film heißt DANS TON SOMMEIL in Frankreich, der internationale Titel ist IN THEIR SLEEP, was ja in etwa das gleiche bedeutet und hierzulande heißt er HOME INVASION. Ist der Titel etwas, dem du Beachtung schenkst?

Caroline: Sicher, den der Titel ist zusammen mit dem Trailer und dem Poster das erste von dem Film, das man zu sehen bekommt und Lust darauf macht den Film zu schauen. Er muss eine Zusammenfassung der Atmosphäre sein. Leider wird der Regisseur bei den internationalen Titeln aber nur selten gefragt. Da kann es also zu bösen Überraschungen kommen…HOME INVASION ist aber OK!

 

T&K: Manche Elemente des Films kennt man aus ähnlich gelagerten Werken und trotzdem ist er sehr effektiv und einzigartig. Was macht deiner Meinung nach das Besondere aus?

Caroline: Wir wollten bestimmte Faktoren von Horrorfilmen behalten und sie gleichzeitig verdrehen. Ich denke die Originalität kommt von der dunklen Poesie. Es ist kein reiner Horrorfilm. Es ist eine Mischung aus Suspense und emotionalem Drama mit komplexen Charakteren. Er herrscht ein rauer Ton, ohne Humor, damit das Publikum glauben kann, es handele sich dabei um einen Fall, wie man ihn in den Nachrichten findet.

T&K: Der Film beginnt dem einem schrecklichen Unfall von Sarahs Sohn. Oberflächlich gesehen ist dieses Element nicht allzu wichtig für den Rest des Films, aber jedesmal wenn uns die Story etwas durchatmen lässt, gibt es einige Hinweise darauf in der Beziehung zwischen Sarah und Arthur. Wie wichtig ist die Sache letztendlich?

Caroline: Der Tod von Sarahs Sohn ist sehr wichtig, denn er erklärt, warum sie Arthur in ihre Obhut nimmt und ihm Glauben schenkt. Nach dem Trauma ist sie innerlich tot. Dieser Junge, so alt wie ihr Sohn, last sie sich wieder lebendig fühlen. Es ist ein Treffen zweier einsamer und verstörter Menschen. Aber ihre Beziehung ist unterschiedlicher Natur. Sarah will Arthur als Mutter beschützen, während er sich in sie verliebt…

T&K: HOME INVASION ist dein Regiedebut, was um so beeindruckender ist. Wo kommst du auf einmal her? Was ist dein Hintergrund und deine größten Einflüsse?

Caroline: Eric und ich sind Bruder und Schwester. Wir haben beide die gleiche Filmschule in Paris besucht. Danach haben wir 6 Kurzfilme aus verschiedenen Genres gedreht. Wir entschlossen und für den ersten kompletten Film weiter zusammenzuarbeiten und wählten einen Thriller/Horrorfilm. Für HOME INVASION waren unsere größten Einflüsse Sam Peckinpah mit STRAW DOGS und John Boormans BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE in Bezug auf den realistischen Umgang mit Gewalt und dem Einsatz von Naturaufnahmen.

T&K: Nach dem Erfolg von Filmen wie MARTYRS, INSIDE, HIGH TENSION und FRONTIER(S) geniessen französische Horrorfilem weltweit einen guten Ruf. Für manche Leute reicht es schon aus, zu lesen dass ein bestimmter Film aus einem bestimmten Land veröffentlicht wird um ihm eine Chance zu geben. Denkst du, dass diese Filme es euch einfacher machten HOME INVASION zu produzieren?

Caroline: Absolut. Wir ritten die Welle der Auferstehung französischer Horrorfilme der letzten Jahre. Aber obwohl die internationalen Verkäufe gut sind, laufen französische Horrorfilme bei uns zuhause nicht gut.
Sie haben immer schlechte Reviews und werden als nackte Imitationen amerikanischer angesehen. Wir haben nicht die starke Tradition von Horror oder Gruselgeschichten wie zum Beispiel Spanien. Daher fürchte ich, dass die nächsten Jahre schwierig werden könnten, da die Produzenten diese Art von Filmen nicht mehr machen wollen.

T&K: Alexandre Aja (HIGH TENSION, THE HILLS HAVE EYES), Xavier Gens (FRONTIERS,THE DIVIDE) und andere französische Regisseure haben die Heimat verlassen um in den USA Filme zu drehen. Natürlich ist Hollywood etwas wovon viele Filmemacher träumen. Strebt ihr dieses Ziel auch an?

Caroline: Wir würden es lieben einen Film in Amerika zu machen mit Stars und großem Budget…aber nicht um jeden Preis. Seit der Veröffentlichung von HOME INVASION hatten wir verschiedene Angebote von Hollywood-Studios, aber wir waren oft enttäuscht von der Qualität des Drehbuchs. Im Augenblick haben wir andere Projekte in Frankreich, aber wenn du nur Horrorfilme drehen willst ist Hollywood die beste Option.

T&K: Du hast zusammen mit deinem Bruder Eric das Buch geschrieben und Regie geführt. Wie war das? Ich könnte mir vorstellen, dass es zwischen Geschwistern eine Menge (kreative) Kämpfe gibt. Habt ihr eure Arbeit aufgeteilt oder alles zusammen gemacht? Wollt ihr auch weiterhin zusammen bleiben?

Caroline: Es gab nicht viele kreative Auseinandersetzungen, denn wir wuchsen mit den gleichen filmischen Einflüssen auf.
Wir schreiben das Drehbuch zusammen. Wir versuchen allerdings viel vor dem Dreh auszudiskutieren, um uns nicht am Set vor der Crew zu widersprechen. Am Set sehe ich am liebsten die Schauspieler vor mir. Eric bleibt lieber etwas im Hintergrund um einen Überblick über die ganze Szene zu haben.
Für den Moment wollen wir weiterhin zusammenarbeiten. Zu zweit zu sein, erleichtert die Entscheidungen.

T&K: Apropos Zukunft: Was wird dein/euer nächstes Projekt sein? Ein weiterer Horrorfilm?

Caroline: Unser nächster Film wird ganz anders sein. Es ist ein Drama über die reale Figur Ferdinand Cheval, einem französischem Postboten, der sich Ende des 19. Jahrhunderts entschloss ein Schloss in seinem Garten zu bauen…was heute als Architektur der naiven Kunst gesehen wird. Aber wir haben durchaus auch Interesse daran später zum Thriller/Horror-Genre zurückzukehren, wenn wir ein tolles Projekt finden.

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