Classic-Review: THE BLAIR WITCH PROJECT (1999)

the blair witch project - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.0

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8.5/10 (27)

Darsteller: Heather Donahue, Michael C. Williams, Joshua Leonard
Regie: Daniel Myrick, Eduardo Sánchez
Drehbuch: Daniel Myrick, Eduardo Sánchez
Länge: 78 min
Freigabe: ab 12
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 25. November 1999 (Kino)

Kurz bevor das von Adam Wingard (YOU’RE NEXT) umgesetzte Sequel BLAIR WITCH in unsere Kinos kommt, wollen auch wir uns noch mal in die Wälder begeben und nachsehen, was uns die Hexe des ersten Films dort hinterlassen hat.

Drei junge Filmemacher gehen der Legende der Blair-Hexe nach. Sie reisen ins ländliche Maryland, interviewen Einheimische und begeben sich schließlich mit ihrem Filmequipment in die Wälder. Dort verlieren sie nicht nur die Orientierung, sondern zweifeln auch rasch an ihrem Verstand. Nächtliches Kinderlachen, Rütteln am Zelt und mysteriöse Holzsymbole sind nur der Anfang des Grauens.

Egal, wie man heute heute zu Found Footage Filmen steht, THE BLAIR WITCH PROJECT hat eine nicht totzuschweigende Bedeutung für das Horrorgenre. Nein, dies war nicht der erste Film seiner Machart, schon ein Jahr zuvor waren der amerikanische THE LAST BROADCAST, 1992 der belgische MANN BEISST HUND und 1980 der italienische CANNIBAL HOLOCAUST veröffentlicht worden, die aber entweder nur teilweise auf die subjektive Sichtweise setzten oder sich anderweitig verrieten.blair-witch-project

Was THE BLAIR WITCH PROJECT zu seinem Erscheinungsdatum besonders machte, war ein ausgeklügeltes Marketing. Einerseits wurde das damals noch junge Internet zur Hilfe genommen, zum anderen tatsächlich so getan, als handele es sich um gefundene Aufnahmen.
Natürlich gibt auch heute noch jeder Found Footage Streifen vor „echt“ zu sein und die jüngere Generation, die mit Filmen dieser Art aufwuchs, kann darüber nur müde lächeln, aber wenn etwas neu ist, zweifelt man zumindest.

So ging es zumindest mir, als ich 1999 als Tourist in den USA war und mir eine Fernsehwerbung begegnete, die von drei Studenten erzählte, deren Filmmaterial ein Jahr nach ihrem Verschwinden gefunden worden war. Auch auf Nachfrage konnte mir niemand genau sagen, ob das denn nun echt sei. Schlauer war ich auch nach einem Kinobesuch nicht. In jedem Fall war es aber ungewöhnlich laienhafte Aufnahmen und ungeschminkte Darsteller in einem Film zu zeigen, der sowohl klassische Aufnahmen, einen klassischen Spannungsbogen und eine klassische Aufklärung zum Ende vermissen lässt.blair-witch-project-heather

Der Film selbst gibt jedenfalls keinen eindeutigen Hinweis, dass hier getrickst wurde und das liegt daran, dass wir keine Tricks sehen. Es gibt keine Monster, keine warzige Hexe und auch keine extravaganten Kills zu sehen. Lediglich ein Päckchen, dass vor dem Zelt der –unfreiwilligen- Camper auftaucht, zeigt etwas Blut. Ansonsten lässt der Film nie die Hosen runter und spornt damit natürlich zum Spekulieren an.

Schon als THE BLAIR WITCH PROJECT einige Monate später in deutschen Kinos erschien, hatten ein paar Neunmalkluge verraten, dass die Geschichte nicht wahr ist und nahmen dem Film natürlich einen Teil seines besonderen Reizes, der sich heute natürlich ohnehin nicht mehr wiederholen lässt. Dazu kommt, dass sich synchronisierte Found Footage Filme immer unecht anhören.
Trotzdem schossen in den nächsten Jahren diverse Filme ähnlicher Machart aus dem Boden, teilweise nur deshalb, weil es so verdammt billig war, diese Werke zu produzieren.

Leider oft lieblos.
Wurde THE  BLAIR WITCH PROJECT mit zwei Kameras gedreht, mussten es plötzlich immer mehr Blickwinkel sein, teilweise sogar solche, die es gar nicht geben könnte. In anderen Filmen wurde Spannungsmusik eingefügt.
Durch diese Mittel näherte man sich den „normalen“ Filmen wieder an, authentischer wurde man damit nicht.

Kritische Stimmen werden im Umkehrschluss all diese Eigenarten gegen THE BLAIR WITCH PROJECT auslegen und ja, ein Actionfeuerwerk nach bekanntem Schema ist der Film nicht und in Zeiten des bigger, faster, more ist er so reduziert wie ein Stück Brot am All-you-can-eat-buffet.
Er ist eher als Experiment zu sehen, das im Laufe seiner Handlung eine unheimliche und ausweglose Stimmung aufbaut, auf das man sich aber einlassen muss.

Wer sich nie im Wald verirrt hat und so gar keine Angst vor der Dunkelheit hat, wird die simple Magie des Films nicht fassen können. Befürworter empfinden die Furcht der drei Figuren, die bekanntermaßen mit minimalen Anweisungen losgeschickt wurden, hingegen als äußerst real.
Die mussten nicht nur wirklich im Herbstwald übernachten, sondern das auch mit wenig Essen durchstehen, während in der Distanz die restliche Filmcrew lauerte, um sie nachts zu erschrecken.

Es bleibt dabei, THE BLAIR WITCH PROJECT ist Geschmackssache, für die Entwicklung des Horrorgenres aber so bedeutsam wie SCREAM oder SAW.

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