Review: HOBO WITH A SHOTGUN (2011)

Zensur Cover
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Redaktion: 9.5

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8.8/10 (26)

Darsteller: Rutger Hauer, Pasha Ebrahimi, Robb Wells
Regie: Jason Eisener
Drehbuch: John Davies
Freigabe: beschlagnahmt
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Ein paar Worte vorab: Da HOBO WITH A SHOTGUN bei der FSK für viele Sorgenfalten und eine Ablehnung sorgte, erschien der Film hierzulande vorübergehend mit dem Spio/JK-Siegel „Strafrechtlich unbedenklich“ und wurde letztlich beschlagnahmt, was bedeutet, dass der Film nicht beworben werden darf. Auch wenn wir unsere Reviews grundsätzlich nicht als Werbung, sondern lediglich Schilderung unserer Eindrücke sehen, sind wir zumindest gezwungen auf jegliches Bildmaterial zu verzichten.

Doch zurück zum Wesentlichen: Ein namenloser Obdachloser kommt in eine Stadt, die vom Ganoven Drake und seinen brutalen Söhnen beherrscht wird. Die Polizei ist bestechlich, Gewalt und moralischer Verfall regiert die Straßen. Zunächst will sich der Fremde aus allem heraushalten, doch daran ist an einem solchen Ort nicht zu denken. Er wird Zeuge von schrecklichen Straftaten an Unschuldigen und muss selbst Demütigungen ertragen, doch als dem müden, alten Mann eine Schrotflinte in die Hände fällt, ändert sich alles.

HOBO WITH A SHOTGUN ist wie MACHETE einer der ehemaligen Fake-Trailer im GRINDHOUSE-Projekt von Tarantino/Rodriguez und auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist, wird man sich schnell an diese Filme erinnert fühlen…außerdem an verschiedene Troma-Werke, etwas an DIE KLAPPERSCHLANGE (was die Musik angeht auch an andere John Carpenter-Streifen), THE RUNNING MAN, TOKYO GORE POLICE, MAD MAX…

Es lässt sich nicht verleugnen, dass der Film aus technischer Sicht unterdurchschnittlich ist, das aber auch sein will. Beleuchtung, Musik und Effekte erinnern nicht zufällig an die späten 70er / frühen 80er, sondern wären selbst dort nur Mittelmaß gewesen. Das muss man nicht mögen, man darf aber getrost Absicht unterstellen. Hier wurde Geld investiert um billig auszusehen.

Ein großer Faktor des Films ist natürlich die ausufernde Gewalt und die Entscheidung der FSK verwundert wenig, insbesondere da der Landstreicher zur Selbstjustiz greift und die Brutalität der Gangster nicht einmal vor Kindern Halt macht.
Festzuhalten ist aber auch, dass die Gewalt an vielen Stellen schlichtweg Over-the-top ist und gewaltige Blutfontänen zwar abstoßend, aber nicht besonders ernst zu nehmen sind.
Das heißt aber nicht, dass dies ein Film für zarte Gemüter wäre.

Wollte man HOBO WITH A SHOTGUN nun auf schlechtes Aussehen und massive Gewalt reduzieren, würde man es sich zu einfach machen, denn im Gegensatz zu zahlreichen Big Budget Produktionen im Edellook haben die Figuren eine erstaunliche Tiefe. Dabei ist vor allem B-Film-Gott Rutger Hauer (HITCHER, DIE JUGGER, THE RITE) zu erwähnen, der der Titelrolle eine unnachahmliche Authentizität verleiht. Selbst coole Einzeiler, die sonst fast immer aufgesetzt und abgelesen wirken, werden von Hauer glaubwürdig vorgetragen.

Ein strahlender Held ist er jedoch nicht; er ist ein heruntergekommener Penner, der das Leben satt hat und sogar Glas kaut um sich das nötige Geld für einen Rasenmäher (!) zusammenzusparen (kaum nötig zu erwähnen, dass dieser Rasenmäher später zweckentfremdet wird). Auch die Prostituierte Abby, die er kennenlernt, ist schon aufgrund ihres Berufs wenig glanzvoll.
Trotzdem zeigt der Film die beiden als Menschen mit gewöhnlichen Träumen in einer destruktiven Welt und wirkt damit zeitweise wie ein modernes Märchen.
Dieses Spannungsfeld zwischen knallharter Ghetto-Realität, irrwitziger Härte und Elementen, die ganz eindeutig dem Bereich der Fantasie zuzuordnen sind, findet sich vor allem gegen Ende wieder und hält den Kessel am Dampfen.

Dass sich kurz vor dem Finale auch ein wenig Pathos in den Film mogelt, ist ein kleiner Wermutstropfen, ansonsten ist HOBO WITH A SHOTGUN aber von solch simpler Genialität, dass immer dann, wenn man auch nur befürchtet, dass sich Langeweile anbahnt, wieder etwas sehenswertes passiert.

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