Review: LORDS OF CHAOS (2018)

lords of chaos - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)
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Redaktion: 7.5

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7/10 (2)

Darsteller: Rory Culkin, Emory Cohen, Jack Kilmer
Regie: Jonas Åkerlund
Drehbuch: Jonas Åkerlund, Dennis Magnusson
Länge: 117 min
Land: ,
Genre:
Veröffentlichung: 20. Februar 2019 (Kino)
FSK: ab 18

Anfang der 90er Jahre war in Norwegen buchstäblich die Hölle los. Während anderenorts Heavy Metal – Bands nur mit einem gewalttätigen oder satanistischen Image kokettierten, bildeten sich dort Bands, die sich weit ernster nahmen. Es kam zu Kirchenbrandstiftereien und Mord.

LORDS OF CHAOS schildert was damals geschah und liefert damit eine lange überfällige Aufarbeitung der wohl unrühmlichsten Ereignisse in der Rockmusik. Wer sich solch einer speziellen und schon musikalisch extremen Aufgabe widmet, kann leicht das Thema verfehlen, daher hilft es, dass Regisseur Jonas Åkerlund (POLAR) vor seiner Filmkarriere selbst bei den Black Metal – Vorreitern Bathory aktiv war.Lords of Chaos 3 - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)

Der Film wird aus der Sicht von Øystein Aarseth erzählt, Gitarrist und Kopf der Band Mayhem und besser bekannt unter dem Pseudonym Euronymus. Was als harte, laute Krachkapelle startet, wird schnell extremer, als Frontmann Dead zur Band stößt, der – Nomen est omen – eine Todessehnsucht hat, vor Konzerten den Geruch einer toten Krähe einatmet und sich auch schon mal auf der Bühne die Arme aufschlitzt. Nachdem sich Dead das Leben nimmt, taucht der Musiker Christian (Pseudonym Varg) im Umfeld von Euronymus auf, wird zunächst von ihm belächelt, überzeugt aber mit einem Demo seiner eigenen Ein-Mann-Band Burzum und wird Bassist bei Mayhem. Doch die beiden extravaganten Persönlichkeiten pflegen eine Hassliebe zueinander, die für niemanden gut endet.

LORDS OF CHAOS ist natürlich kein spannungsgeladener Thriller, sondern ein Biopic, das naturgemäß weit finsterer geraten ist, als z.B. zuletzt die Queen-Aufarbeitung BOHEMIAN RHAPSODY und in drei Szenen (Selbst-)Morde in erschreckend realistischer Weise darstellt. Obwohl es zur Black Metal – Szene viel zu sagen gäbe, konzentriert sich der Film vor allem auf Euronymus und Varg, was verständlich ist, da ohnehin viele Bereiche aus Zeitgründen außen vor bleiben müssen oder nur angerissen werden. Selbst die Musik kommt vergleichsweise kurz.
lords of chaos kirche - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)
Was auffällt ist, wie stark Åkerlunds Film die Black Metal – Welt entmystifiziert. Das wird vor allem in einem Interview klar, das Varg einem Journalisten gibt. Dabei behängt er seine triste Wohnung mit allerlei Okkult- und NS-Symbolik, wird aber von dem Medienprofi nach Strich und Faden auseinandergenommen.
Euronymus, der hinter der Kasse seines Plattenladens schlafen muss, ist auch nicht gerade eine Lichtgestalt. Für aktuelle Black Metal – Bands, die sich oft noch immer unter albernem Corpsepaint, lustigen Pseudonymen und Grundschul-Philosophie verstecken, ist das wohl ernüchternd wie ein Bad in einem norwegischen Fjord. Dass der Film hierbei ein ums andere Mal Humor beweist, tut der Ernsthaftigkeit der Verbrechen keinen Abbruch und man merkt auch, dass Åkerlund die Protagonisten verarscht, nicht die Musik oder die Umstände.

Besagte Protagonisten werden von Rory Culkin (Euronymus) und Emory Cohen (Varg) gespielt und keiner wirkt ideal besetzt. Nicht, weil Amerikaner Norweger spielen (in einer britisch-schwedischen Produktion), aber gerade Cohen scheint als dicklicher Jüngling fehl am Platze und auch seine charakterliche Darstellung ist oft nicht kongruent. So steht seine augenscheinliche Unsicherheit im Kontrast zu den zahlreichen Affären, die ihm der Film nachsagt. Seine Naivität beißt sich mit seinem planvollen Handeln.
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Auch wäre es interessant gewesen zu erfahren, inwieweit Satanismus für die Musiker mehr war als ein Zeichen der Rebellion. Was die Geschichte hingegen eindrucksvoll zeigt, ist die Spirale des dunkler, böser, brutaler, in die sich die Weggefährten ziehen lassen, während sie um ihre Vormachtstellung kämpfen.

Fazit: LORDS OF CHAOS ist nicht restlos überzeugend, aber beeindruckend und in jedem Fall ein Must-See für Metal-affine Filmfans.

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Übrigens: inzwischen hat sich der echte Varg Vikernes zu Wort gemeldet und als Nazi und Wirrkopf ist er natürlich nicht davon begeistert, dass er im Film von einem jüdischen Schauspieler verkörpert wird. Außerdem hat er den Film zwar nicht gesehen, will aber wissen, dass darin nur Lügen enthalten sind….noch Fragen?