Review: BLACK SWAN (2010)

black swan - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.5

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7.4/10 (22)

Darsteller: Natalie Portman, Mila Kunis, Vincent Cassel
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Mark Heyman, Andres Heinz
Länge: 112 min
Freigabe: ab 16
Land:
Genre: , ,
Verleih/ Vertrieb: 20th Century Fox

Es gibt Filme, die mit so vielen Vorschusslorbeeren überhäuft wurden, dass sie eigentlich nur noch enttäuschen können und wenn man wie BLACK SWAN für fünf Oscars nominiert war und unzählige andere Auszeichnungen gewonnen hat, liegt die Latte besonders hoch. Andererseits könnte das bieder anmutende Thema Ballett potentielle Interessenten von vorn herein abschrecken.
Zweifler (wie ich) sollten dem Film aber dennoch eine Chance geben.

Erzählt wird der Kampf der Tänzerin Nina (Natalie Portman), die in einem New Yorker Ballettensemble die Rolle der Schwanenkönigin in „Schwanensee“ tanzen will. Direktor Leroy hält sie für den weißen Schwan perfekt besetzt, gibt ihr aber die zweite Rolle des schwarzen Schwans, eine leidenschaftliche und sinnliche Figur, nur widerwillig. Nina ist angetrieben von Ehrgeiz und Perfektionismus, lässt aber jede Lockerheit vermissen. Die kommt mit der neuen Ballerina Lily zum Ensemble, die unverkrampft auftritt und Regeln weniger genau nimmt. Während Nina in ihr einerseits die Konkurrenz fürchtet, freunden sich die beiden doch an. Aber der Druck der auf Nina lastet ist übermächtig, Stück für Stück beginnt sie den Verstand zu verlieren und während die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn immer mehr verschwimmen, rückt der Tag der Uraufführung näher.

Black_Swan

BLACK SWAN ist kein Horrorfilm im engeren Sinne. Wenn er schockt, Gewalt gezeigt wird oder ins Fantastische abgleitet, scheint dies stets nur zu passieren, um die Geschichte weiterzuführen.
Die ist dicht erzählt und auch ohne Ballett-Erfahrung zugänglich. Zwar ist es hilfreich eine Idee von Schwanensee zu haben, aber auch ohne Vorkenntnisse bleibt man nicht auf der Strecke.

Obwohl der Film mitten in New York spielt und das Ballett zahlreiche Ballerinen und Mitarbeiter hat, sind die meisten Menschen nur Statisten. Nur Nina, Lily, Leroy, der älteren Tänzerin Beth und Ninas Mutter kommt wirklich Beachtung zu, jeder andere taucht auf und verschwindet genauso schnell wieder.
Beth war einst Vorbild für Nina, aber auch jemand deren Rolle sie übernehmen wollte.
Ninas Mutter Erica teilt sich eine Wohnung mit der jungen Frau und hält ihre schützende Hand etwas zu stark über sie. Sie war selbst Tänzerin und Nina scheint ihr nicht nur nacheifern, sondern sie überbieten zu wollen. Erica sieht in ihr immer noch ein Kind, ein Zustand, der sich erst langsam von der gereiften Nina ändern lässt, die im Laufe des Films zur Frau wird.
Wie Direktor Leroy ist Erica eine ambivalente Figur.
Dieser ist jedoch noch schwerer einzuschätzen. Will er mit den sexuellen Anzüglichkeiten gegenüber Nina nur ein ungezwungeneres Tanzen erreichen oder nutzt er seine Rolle aus?
Lily ist das Gegenteil von Nina. Ihre Freizügigkeit passt perfekt zum schwarzen Schwan.

black swan 2010

Auch optisch wird der Kontrast der beiden Frauen immer wieder durch die Farbe der Kleidung angedeutet. Wenn sich Nina vor einem Besäufnis mit Lily ein von ihr geliehenes schwarzes Oberteil überstreift, ist das ein Hinweis auf kommende Ereignisse.
Der Film enthält diverse Spiele mit Metaphern und Symbolik, aber auch hier gilt: man muss nicht alles sehen/verstehen, um der Handlung folgen zu können.

Als Zuschauer erleben wir die Geschichte aus Ninas Sicht (die Kamera weicht ihr nicht einmal in komplexen Tanzchoreographien von der Seite), trotzdem ist uns klar, dass sie Probleme hat.
Natalie Portman füllt ihre Rolle mit Glaubwürdigkeit, was aber auch über jeden ihrer Kollegen gesagt werden kann. Keine der Hauptfiguren lässt sich mit einem einzigen Attribut beschreiben, sondern weist verschiedene Züge auf.

BLACK SWAN bietet wie Regisseur Darren Aronofskys letzter Film THE WRESTLER einen Einblick hinter die Kulissen einer Showbranche. Eine Werbung für Ballett ist der Film dabei nicht; zu viel Schmerz, Neid und Druck werden gezeigt, zu düster ist die Gesamtausrichtung. Andererseits harmonieren die natürlich vorhandenen Tanzeinlagen ebensogut mit Film und Handlung wie der klassische Soundtrack, der gerne das auch Laien wie mir bekannte Hauptmotiv aus Schwanensee aufgreift.

Fazit: BLACK SWAN ist ein rundum gelungener Psychothriller. Intelligent, aber nicht verkopft.
Ein großer Film.

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