Review: CORRIDOR (2010)

Corridor
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.5

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7.1/10 (81)

Darsteller: Emil Johnsen, Ylva Gallon, Peter Stormare
Regie: Johan Lundborg, Johan Storm
Drehbuch: Johan Lundborg, Johan Storm
Länge: 76 min
Freigabe: ab 16
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 27. Sept. 2013
Verleih/ Vertrieb: GMFilms

Immer wieder kommen aus Skandinavien unauffällige, aber trotzdem hochwertige Filme zu uns, die leider allzu oft übersehen werden. BEDINGUNGSLOS, HIDDEN oder NEXT DOOR sind nur einige Beispiele, zu denen sich nun auch CORRIDOR gesellen könnte.

Medizinstudent Frank wohnt in einem kleinen Apartment und will nur seine Ruhe. Die Nähe zu seinen Nachbarn sucht er nicht, doch als die junge Lotte von oben bei ihm klopft, freundet er sich zögerlich mit ihr an. Durch die dünnen Wände bekommt Frank viel von seinen Mitbewohnern mit, so auch, dass Lotte und ihr eifersüchtiger Freund zwar einerseits ein aktives Sexleben führen, aber auch, dass der Typ sie verprügelt. Und dann ist Lotte eines Tages verschwunden…

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Werke wie DISTURBIA und MEINE TEUFLISCHEN NACHBARN näherten sich gezielt Hitchcocks Klassiker DAS FENSTER ZUM HOF. CORRIDOR darf man nun als schwedischen Vertreter einreihen, wobei er andere Akzente setzt, was damit beginnt, dass Frank mehr über die Geräusche aufnimmt, als dem was er tatsächlich sieht. Insgesamt sehen wir im Film wenig, wissen nicht wer gerade auf der anderen Seite der Tür steht, wer eben die schmale Treppe heraufkommt oder was sich einen Stock höher abgespielt hat.

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Wir bleiben als Beobachter stets in der Nähe des Studenten, der es einem nicht leicht macht ihn zu mögen. Anderen Menschen gegenüber ist er ablehnend und er hat wahrlich nichts heldenhaftes an sich, trotzdem fiebern wir mit ihm mit, als sich die Lage zuspitzt und die Paranoia wächst.
Dort ist der Film dann wieder ganz nah bei Hitchcock. Ohne dass man es wirklich mitbekommt, wird aus dem austauschbaren Haus ein Ort, an dem sich niemand sicher fühlen kann. Dafür braucht es keine Blutfontänen, sondern simple Spannung, die ihren Nährboden in der Ungewissheit findet.

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Es ist daher mehr die Vertrautheit der Situation, die uns Zuschauer in den Bann zieht, als die Nähe zum Protagonisten. Viele Leute fühlen sich von ihren Nachbarn genervt, von den spielenden Kindern im Flur belästigt und von den Schlafzimmerlauten nebenan gestört. Und wissen wir wirklich was unsere Nachbarn so treiben?

So einfach wie diese Zutaten ist auch der Rest des Films. Die Darsteller wissen was sie tun, sehen aber nicht aus wie Stars, das Bild ist farblos wie ein verregneter Nachmittag in Stockholm, die Flure des Hauses haben nichts, was man nicht schon gesehen hätte und Franks Uni (der einzige andere Schauplatz) hat die gleiche Trostlosigkeit wie die meisten realen Universitäten.

Auf originelle Gimmicks braucht man sich also nicht zu freuen, dafür bietet CORRIDOR einen schleichenden Aufbau, ein stimmiges Setting und glaubhafte Charaktere ohne je langweilig zu sein.
All das mag bedeutungslos erscheinen, wenn man eher auf Maskenmänner, gewaltige Pyros und Kettensägen steht, aber genau deswegen ist der Film für den einen oder anderen als Geheimtipp zu verstehen.

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