Review: KILLER JOE (2011)

Zensur Cover
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 8.0

Please rate this

7/10 (7)

Darsteller: Matthew McConaughey, Emile Hirsch, Juno Temple
Regie: William Friedkin
Drehbuch: Tracy Letts
Länge: 102 min
Freigabe: indiziert
Land:
Genre: ,

Wir haben länger überlegt, ob wir KILLER JOE hier vorstellen sollen, denn von einem Horrorfilm kann man definitiv nicht sprechen und selbst Thriller wäre eine unvollständige Beschreibung. (Neo-)Film Noir, Groteske oder auch schwarze Komödie sind eher die Worte, die man in Zusammenhang mit William Friedkins (DER EXORZIST) neuestem Streich liest.
Warum besprechen wir also KILLER JOE?
A)weil der Film schon in den USA dadurch für Aufsehen sorgte, weil er ein vermarktungsunfreundliches NC17-Rating erhielt
B)weil er auch in Good Old Germany von der FSK mit Missachtung gestraft wurde und selbst die gekürzte Version abgelehnt wurde, sodass er erst mit dem leichten SPIO/JK-Siegel „keine schwere Jugendgefährdung“ bedacht wurde und am Ende auf dem Index landete.
C)weil es ein guter Film ist.

Der Kleinkriminelle Chris muss seine Schulden bezahlen oder es drohen blutige Konsequenzen. Der einzige Weg um das Geld zu bekommen, führt über die 50.000$-Lebensversicherung seiner Mutter, deren Begünstigte seine kleine Schwester Dottie ist, doch dazu muss er Mama aus dem Weg räumen. Zusammen mit seinem Vater und dessen neuer Frau engagiert Chris den Cop Joe, der nebenberuflich als Auftragsmörder tätig ist. Da Joe auf einen Vorschuss seiner Bezahlung besteht, den niemand in der Familie aufbringen kann, überlässt ihm Chris die minderjährige Dottie und damit beginnt eine Spirale aus Betrug, Perversionen und Gewalt.

Matthew McConaughey ist der namentliche Superstar in einer Riege guter Schauspieler wie Thomas Haden Church (DON MCKAY), Emile Hirsch (INTO THE WILD) und Gina Gershon (BREATHLESS).
Auch wenn McConaughey bereits mit Filmen wie DÄMONISCH bewies, dass er Rollen abseits des Sonnyboy-Images spielen kann, überrascht er als korrupter Polizist und Killer. Dass er dabei brutal zu Werke geht, dürfte die FSK (wie auch seine weiblichen Fans) weniger gestört haben, als zwei Szenen die verschiedene Formen von sexueller Gewalt zeigen.
Erwähnenswert ist auch der Auftritt von Dottie-Darstellerin Juno Temple. Die heute 23-jährige sieht im Film deutlich jünger aus und spielt ihre Figur zwischen Kind und Lolita.

Ein Großteil der Handlung spielt in einem Mobile Home in Texas; ein Ort, der nach White Trash riecht und mit entsprechenden Charakteren aufwartet. Stiefmutter Sharla öffnet „unten ohne“ die Türe, Vater Ansel ist ein Dummbeutel wie er im Buche steht und Chris verkauft die eigene Schwester.
So sind es vor allem die Figuren, die die eher simple Rahmenhandlung am Leben halten, aber das Talent Friedkins ermöglicht es brutale Momente, längere Dialoge, Sexszenen und aus dem Nichts auftauchende Komik so zu mischen, dass man als Zuschauer kaum Zeit zum Ausbalancieren findet.

Allerdings muss sich der Film auch ein paar Kritikpunkte gefallen lassen. So kommt das Ende abrupt und wirkt so, als hätte man die Geschichte nicht zu Ende gesponnen und hinterlässt rückblickend einige ungeklärte Fragen und den Eindruck, dass manches dem Selbstzweck diente.
Das gilt auch für manche Dialoge, die Stellenweise zu ausgiebig ausfielen. Dazu gesellen sich ein paar unrund wirkende Schnitte.

Was aber bleibt, ist ein Film, der Augenblicke enthält, über die man noch sprechen wird. Highlight dürfte eine Szene sein, die man als Statement des Regisseurs zu den ekelhaften Hühnerschlächtern von KFC deuten mag, jedenfalls werden Hähnchenteile nach dem Genuss von KILLER JOE nie mehr so schmecken wie vorher.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert