Review: KÜSS MICH, ZOMBIE (2008)

küss mich zombie
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 8.5

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10/10 (1)

Darsteller: Eric Lehning, Cody DeVos, Shellie Marie Shartzer
Regie: Deagol Brothers
Drehbuch: Deagol Brothers, Eric Lehning, Cody DeVos
Länge: 105 min
Freigabe: ab 16
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 10. März 2011
Verleih/ Vertrieb: Sunfilm

Ein Titel wie KÜSS MICH, ZOMBIE! verspricht leichte Unterhaltung in Form einer Horrorkomödie.
Was man bekommt enthält etwas Horror, etwas mehr Komödie, etwas Romantik, aber auch Drama und ist ein überraschend ernsthafter Film.

Wendy ist eine Freundin der Zwillingsbrüder Patrick und Carol. Eines Tages verschwindet sie einfach und wird schließlich für tot erklärt. Doch kurz darauf findet Beetle, der jüngere Bruder der beiden, Wendy im Wald. Sie ist ein Zombie. Gemeinsam bringen die Brüder das Mädchen in das Haus eines verreisten Kumpels, wo sie ihr helfen wollen.

Wir erfahren nicht, warum Wendy verschwand, wie sie starb oder wieso sie zu einem Zombie wurde. Nur die blauen Flecken, die man einmal kurz auf ihren Oberschenkeln sieht, als Patrick und Carol sie waschen, liefern eine Andeutung.

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Mit schnellen, hyperaggressiven Zombies wie z.B. in 28 DAYS LATER hat Wendy nichts gemein.
Als Untote entspricht sie am ehesten Romeros Variante, wirkt aber nur selten bedrohlich. Langsam, behäbig, aber auch eigenartig verdreht wirkt jede ihrer Bewegungen, doch immer wieder bricht sie einfach zusammen oder sitzt katatonisch in der Badewanne. Sie isst Fleisch, ist aber nicht von dem unstillbaren Hunger angetrieben, den man aus anderen Filmen kennt.

Andererseits kann man KÜSS MICH, ZOMBIE! auch nur schwer mit irgendeinem anderen Film vergleichen, denn Wendys Schicksal als Untote macht nur einen Bruchteil der Geschichte aus, die hier erzählt wird. Ebenso wichtig sind ihre (lebenden) Freunde, von denen die meisten gar nichts von der Existenz des Wesens wissen, das einmal Wendy war, aber natürlich trotzdem unter ihrem Tod leiden. Es geht um Trauer, Liebe, Sehnsucht und das Erwachsenwerden junger Menschen, die gerade die Highschool abgeschlossen haben.

Obwohl Erwachsene nur am Rande auftauchen und die Jugendlichen die meiste Zeit unter sich sind, ist der Film keineswegs einer jenen belanglosen Teenie-Filmchen, mit übertrieben gutaussehenden Schauspielern, Cheerleadern und Außenseitern. KÜSS MICH, ZOMBIE! präsentiert eine Reihe von interessanten Figuren, deren Vorstellung zu Beginn des Films von Beetle in der Rolle des Erzählers übernommen wird, der deutlich jünger ist als alle anderen Charaktere und somit eine gewisse Neutralität behält. So erhalten viele Protagonisten eine Tiefe und der Zuschauer empfindet auch dann Sympathie, wenn es gerade ruhiger zugeht. Zudem wird der Film immer wieder durch eine Prise schwarzen Humors aufgelockert, der englisch anmutet, obwohl KÜSS MICH, ZOMBIE! aus den USA stammt.

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Trotz der Tatsache, dass hier eine ganze Reihe von Genres vermischt wurden und obwohl es sich um einen kostengünstigen Indie-Film handelt, ist das Gesamtwerk stimmig.
Die Bilder sind blass wie ein Herbsttag, werden aber immer wieder durch interessante Einstellungen, Details und Farbtupfer aufgewertet. Dazu kommt ein allgegenwärtiger Soundtrack an Alternative-/Indie-Musik, der aus rund 40 verschiedenen Songs besteht.
Niemand sollte mit der Erwartung an KÜSS MICH, ZOMBIE! herangehen einen harten Terror-Film über wandelnde Leiche zu sehen. Vielmehr handelt es sich hier um den Arthouse-Film unter den Zombie-Streifen.

So bieten sich am Ende einige Interpretationsmöglichkeiten. Vielleicht symbolisiert die physische Erscheinung Wendys nur eine Erinnerung, von der vor allem Patrick nicht loslassen kann. Oder geht es eher um die Veränderung, die das Erwachsenwerden mit sich bringt? Wobei sich Patrick an die Vergangenheit klammert, Carol jedoch nach vorne schaut.

KÜSS MICH, ZOMBIE! kann man sicher nicht bedingungslos jedem Horrorfan empfehlen, wer aber bereit ist, eingefahrene Wege zu verlassen und kleine Details in Filmen zu schätzen weiß, sollte dringend einen Blick riskieren.

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