Versus: Das Grauen kommt um 10 (When a stranger calls 1979) vs. Unbekannter Anrufer (When a stranger calls 2006)

BEWERTUNGEN:
Redaktion: 6.5 / 5.5

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Meist übernehmen die Verantwortlichen bei einem Remake auch den Titel des Originalfilms. Dass dies hier zumindest in der deutschen Version anders gehandhabt wurde, könnte zum einen am allzu sehr nach 70ern klingenden deutschen Namen gelegen haben, zum anderen wohl am geringen Bekanntheitsgrad.
Bekannter als die beiden Horrorfilme dürfte ohnehin die moderne Legende sein, auf der die Handlung basiert.

Eine Babysitterin wird von einem Anrufer belästigt. Als sie die Polizei verständigt, kann durch eine Fangschaltung festgestellt werden, dass die Anrufe aus dem gleichen Haus kommen (siehe auch hier)

Dieser Mythos lieferte auch das Futter für einige andere Filme, wie z.B. die ersten 10 min. von SCREAM und in DÜSTERE LEGENDEN (Urban Legend) wird direkt darauf eingegangen.

Mit dieser simplen, aber überzeugenden Grundidee im Rücken, kann man zunächst also nichts verkehrt machen und jeder, der sich als Kind schon einmal im eigenen Haus vor der Dunkelheit gefürchtet hat, dürfte nachvollziehen, wie es der Babysitterin Jill ergeht.
Dementsprechend sind beide Filme weniger auf Brutalität, als auf Spannung und Schreckmomente ausgelegt, unterscheiden sich aber doch gewaltig.

Im Remake von 2006 besteht die ganze Handlung aus dieser Legende, die ansonsten nur noch durch Details geschmückt wird. So gibt es eine Haushälterin, eine Katze, ein paar Vögel, eine Freundin, die einfach vorbeischaut, ein (Ex-)Freund, der anruft usw.
Man bleibt als Zuschauer fast durchgängig bei Jill, die sich ein ums andere mal grundlos erschrecken lässt, bevor es im Finale zur Sache geht.
Im Original aus dem Jahr 1979 deckt die Geschichte mit dem Eindringling im Haus nur höchstens ein Drittel ab.

UNBEKANNTER ANRUFER ist nicht unspannend, aber wenn zum zehnten Mal der Kühlschrank oder ein unachtsam aufgehängter Mantel die vermeintliche Bedrohung darstellen, wünscht man sich als Zuschauer, dass doch irgendwann etwas geschehen möge. Andererseits zieht der Film natürlich seine Stärke aus der Tatsache, dass man die Bedrohung nicht kennt, nicht einmal weiß, wie der Anrufer aussieht und was er im Schilde führt. Lediglich die ersten Minuten des Films, die in einer anderen Stadt spielen, suggerieren, dass von dem Mann ernsthafte Gefahr ausgeht.
Stephen King hat sinngemäß einmal gesagt, dass uns in Horrorfilmen nur das fehlende Wissen was hinter einer Tür ist, angst machen kann, denn wenn man die Tür öffnet und das Monster stehen sieht, sieht man unweigerlich auch den Reißverschluss des Kostüms und sagt sich: „Damit kann ich umgehen“. Genau das passiert in Unbekannter Anrufer letztlich auch.
Ein Eyecatcher ist das Haus des wohlhabenden Ehepaares in dem Jill ihren Job verrichtet. Ob ein Gruselfilm in einer hochmodernen Villa spielen darf oder in einem alten Herrenhaus besser aufgehoben wäre, ist sicher Geschmackssache. Gleiches gilt für die Optik der Darsteller, die wie so oft überdurchschnittlich gut aussehen, wohingegen der Böse böse wirkt.
Zu loben ist aber die akustische Untermalung des Films.

DAS GRAUEN KOMMT UM 10 hat zwei wirklich starke Szenen: zum einen die bereits erwähnte, in der Jill erfährt, dass der Anrufer bereits bei ihr im Haus ist. Die andere zum Ende des Films, als sie ihren neben sich im Bett liegenden Mann wecken will, aber feststellen muss, dass es der Killer ist. Dazwischen nimmt sich der Film leider eine Auszeit, liefert Hintergründe und zeigt uns, was aus den Personen wurde, bevor diese 7 Jahre später wieder aufeinandertreffen.
Die Charakterstudie des Mörders hätte für sich genommen interessant sein können, will aber nicht zu Anfang und Ende des Films passen und zieht sich reichlich in die Länge.
Der oben angesprochene Reißverschluss des Monsters wird ganz aufgezogen und hinter der brutalen Bestie verbirgt sich ein armes Würstchen, das nicht dem Bild des Slashers entsprechen will.

Die Macher von UNBEKANNTER ANRUFER haben das wohl ähnlich gesehen, sind in der guten Absicht sich auf die spannenden Momente zu konzentrieren etwas über das Ziel hinaus geschossen und haben zudem einen „familienfreundlichen“ Horrorfilm kreiert: Im Gegensatz zum Original überleben die Kinder, lediglich eine Haushälterin und die ohnehin ungeliebte Freundin von Jill werden geopfert.
Wie der Mörder in dem alarmgesicherten Haus ein und aus gehen kann, bleibt ebenso ein Geheimnis, wie die Frage warum sich Jill zunächst mit einem Schürhaken bewaffnet, mit zunehmender Bedrohung aber lieber schutzlos durch das Haus streift.

Fazit: Beide Filme haben gute Ansätze, aber wo der eine zu viel Handlung unterbringt, ist es beim anderen zu wenig.

 

When a stranger calls
Original Remake
Jahr 1979 2006
Regisseur Fred walton Simon West
Länge ca. 90 min ca. 87 min
Budget ca. 740.000 $ ca. 15 Mio $
Einspielergebnis (USA) ca. 21 Mio $ ca. 66,9 Mio $
FSK ab 16 ab 16

Bewertung:

Das Grauen kommt um 10:
6.5/10

Unbekannter Anrufer:
5.5/10

Übrigens: Beide Filme können derzeit auf youtube kostenlos gesehen werden.

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