Buch-Review: DIE ARENA von Stephen King

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Redaktion: 6

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6/10 (31)

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Wenn man Horror liebt, wird man früher oder später über bestimmte Namen stolpern. Wes Craven ist ein solcher Name, Michael Myers ist ein solcher Name, Stephen King ist ein solcher Name.
Wer in den letzten (knapp) 40 Jahren kein Buch von Stephen King gelesen hat, hat wohl zumindest eine Verfilmung seiner Romane oder Kurzgeschichten gesehen.

DIE ARENA ist der bislang letzte in Deutschland erschienene Roman Kings und die Handlung erinnert paradoxerweise etwas an SIMPONS – DER FILM: Als sich eines Tages eine Art Kuppel über die Kleinstadt Chester‘s Mill legt und von einem Moment auf den nächsten die Außenwelt physisch abschneidet, ist die Aufregung verständlicherweise groß. Während von außen alles getan wird, die Barriere zu beseitigen, haben die Menschen im Inneren nicht nur mit schwindenden Ressourcen zu kämpfen, sondern auch einem machtgierigen Politiker, der die Situation für seine eigenen Interessen nutzt.

Als King Ende der 80er TOMMYKNOCKERS – DAS MONSTRUM veröffentlichte war es deutlich geprägt von den Ängsten und Umständen der damaligen Zeit. Kurz nach Tschernobyl und der allgemeinen Angst vor Atomwaffen, waren die Anspielungen im Buch nicht zu übersehen.
Mit DIE ARENA verhält es sich ähnlich.
Auch wenn er die Grundidee schon lange mit sich herumtrug, begann er mit DIE ARENA zu einer Zeit, als George W. Bush Präsident war und Al Gores Film EINE UNBEQUEME WAHRHEIT zum Thema Klimawandel für Aufsehen sorgt.
Auf diese die Menschen bewegenden Faktoren geht der Autor ein, verquickt sie aber mit typisch übernatürlichen Elementen.

Apropos typisch: DIE ARENA ist ein typisches King-Buch. Daher wundert man sich nicht, dass die Seitenzahl -je nach Ausgabe- leicht in den vierstelligen Bereich schnellt und das Werk somit epischen Wälzern wie THE STAND oder ES zumindest quantitativ nicht nachsteht. Dazu kommen die üblichen bildhaften Vergleiche („Es war so dunkel wie im Arsch eines Murmeltiers“) und eine Prise Humor.
Auch die Zeichnung der Figuren ist so, wie man es vom Altmeister erwarten kann. Wir erfahren viel über die zahlreichen Personen und nicht alles dient der Story, da King in gewohnter Manier abschweift. Trotzdem bleiben die Figuren stereotyp: wir haben die Guten, wir haben die Bösen, dazwischen gibt es bestenfalls noch die graue Masse, die ohnehin nicht wichtig genug sind, um sich für eine Seite entscheiden zu müssen.
Vielleicht wäre es aber auch kaum möglich, bei der gewaltigen Anzahl der Figuren  weiter ins Detail zu gehen, denn verwirrt ist man hier und da ohnehin. Glücklicherweise liegt dem Buch eine mehrseitige Übersicht bei, in der die ca. 50 wichtigsten (!) Personen kurz vorgestellt werden. Obendrein  erhalten wir vorab eine Skizze des Stadtplans.

Es ist schwer zu sagen, ob es diese Masse an Figuren war oder Kings unbedingter Wunsch eine ökologisch-soziale Botschaft zu senden ist, was DIE ARENA teils etwas hüftsteif wirken lassen.
Nun gibt es Menschen, die selbst in einem Buch wie BRENNEN MUSS SALEM Kritik an der schleichenden Korruption sehen wollten; falls dem so ist, wurde diese aber in einer spannenden Geschichte versteckt.
Hier steht die Message aber öfters so plump im Vordergrund, dass sie der Handlung wenig Platz lässt und spätestens nach der ersten Hälfte hat auch der größte Ignorant verstanden, dass die Kuppel wie ein Gewächshaus funktioniert unter dem es immer wärmer wird.

Die eigentliche Story ist dann aber wieder typisch Stephen King. Eine Was-Wäre-Wenn?-Idee, die nicht von langer Hand konstruiert wurde, sondern dem Autor viel Platz zum Improvisieren lässt und in gewohnter Weise auf ein infernales Finale zuläuft.

Wer als Neuling in Kings Universum eintauchen will, sollte eher auf einen zeitlosen Klassiker wie FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE, CUJO oder SHINING zurückgreifen, langjährige Fans (wie der Verfasser) werden ein Buch vorfinden, das sich zwar stilistisch in die Liste der letzten Publikationen einreiht und viele bekannte und beliebte Trademarks aufweist, aber sicher nicht den Weg in die Top 5 der King-Bücher finden wird.

Leider nur 6 von 10 Punkten.

 

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