Der Name des US-amerikanischen Autors Kristopher Triana könnte dem ein oder anderem Fan von extremer Horrorliteratur schon untergekommen sein. Für BRUTAL (im Original FULL BRUTAL) hat er 2019 den Splatterpunk Award für Best Novel gewonnen. Und um genau dieses Buch soll es hier nun gehen. BRUTAL ist ein wenig wie eine Mischung aus EISKALTE ENGEL und AMERICAN PSYCHO was eine vielversprechende Mischung zu sein scheint.
Inhalt von BRUTAL
Kim lebt den amerikanischen Traum: Sie ist jung, hübsch, gut in der Schule und als Cheerleaderin eine der beliebten Schülerinnen. Was allerdings niemand weiß, ist dass sie unter einer unvorstellbaren Leere und ständigen Selbstmordgedanken leidet. Eher zufällig findet sie ihre sadistische Ader und beginnt diese in vollen Zügen auszuleben. Es beginnt mit Intrigen und endet in einem Strudel aus Gewalt und Blut.
Resümee zu BRUTAL
Kim ist so unsympathisch wie es nur geht. Sie spielt sämtlichen Personen in ihrem Leben etwas vor, sei es der Vater oder ihre Clique. Da der Roman aus der Ich-Perspektive geschrieben ist bekommt man direkt mit was Kim über ihre Freund*innen denkt, während sie ihnen ins Gesicht lächelt. Dabei ist das Ganze relativ realtistisch geschrieben – zumindest zu Beginn – und man kann sich gut vorstellen, dass es solche Personen wirklich gibt. Allerdings verlässt BRUTAL die Realität nach einer gewissen Zeit und wird zu einem teilweise splatterigen und abgedrehten Trip.
Die Figur Kim macht während der 416 Seiten des Romans eine spannende Entwicklung durch: Von der notorisch gelangweilten und wahrscheinlich depressiven Cheerleaderin zu einer reulosen Mörderin, die gern Teile ihrer Opfer verspeist. Das findet in einem recht kurzen Zeitraum statt und ist so wahrscheinlich nicht realtistisch, aber interessant zu lesen. Es beginnt mit Intrigen, die die Zerstörung der Person zum Ziel haben und endet in einem Blutbad. Der Schreibstil von Triana ist spannend und lädt zum Weiterlesen ein.
Eine Schwäche von BRUTAL ist, dass die Handlung doch recht lange braucht um wirklich in Fahrt zu kommen. Die Intrigen von Kim sind zunächst ganz lustig, werden aber nach einer Zeit etwas langweilig, so schrecklich sie auch sind. Dazu kommen belanglose Gespräche zwischen Kim und ihren Freundinnen, die weder die Story voranbringen noch sonderlich unterhaltsam sind. Sicher definieren Kims Kommentare dazu weiter ihre Entwicklung, aber dass sie in einer Abwärtsspirale steckt und ein manipulatives Miststück ist würde auch mit weniger dieser Teenie-Gespräche klar werden. Allerdings kommt auch gerade in diesen Gesprächen die Ähnlichkeit zu AMERICAN PSYCHO zum Vorschein, immerhin lächelt Patrick Bateman seinen Kollegen auch ins Gesicht während er sich vorstellt diese zu zersägen.
Die Gewalt ist explizit beschrieben und zum Teil echt eklig. Es wird gestochen, zerschnitten, gehäutet und, nicht zu vernachlässigen, gebissen. Die Taten von Kim werden detailliert beschrieben und teils kann man ihren Rausch regelrecht nachempfinden, was sich befremdlich anfühlt. Ähnlich explizit werden sämtliche Szenen mit sexuellen Handlungen beschrieben, was aber nicht verwunderlich ist, wo beides für Kim zusammen gehört. Hier sollte man als Leserin jedenfalls nicht zart besaitet sein.
Zusammengefasst ist BRUTAL ein gut geschriebenes Buch, das teilweise seine Längen hat, diese aber durch ein splatteriges Finale wieder ausgleicht. Kein Buch für Leute, die explizite Beschreibungen von Gewalt und Sexualität abschreckt, für Fans von extremen Horror defintiv einen Blick wert.
Das Buch ist 2019 im Festa-Verlag erschienen und hier gibt es eine Leseprobe