In eigener Sache: Wie wir Filme bewerten

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Die Diskussion ist so alt wie die Filmkritik selbst und manch einer mag es sich schon einmal gefragt haben:
Nach welchen Kriterien bewertet Thrill & Kill Filme? Oder anders gesagt, wer/was entscheidet, ob am Ende eines Reviews ein Punkt, 5 Punkte oder im Bestfall 10 Punkte vergeben werden?

1) Zunächst einmal schauen wir uns den Film an.
Was einleuchtend klingt, ist es inzwischen offenbar nicht mehr. Vermehrt liest man in Foren oder Facebookgruppen von Kennern, die sich zutrauen einen Film aufgrund eines Trailers oder 10-minütigen Genuss zu beurteilen. Das können wir nicht und wollen es auch nicht. Der Film wird zu Ende geschaut und wenn’s sein muss auch zweimal (und das macht nicht immer Spaß)

2) Natürlich freuen wir uns, wenn jemand Werbung bei uns schalten will, wer aber glaubt, dass wir für ein paar Euro unsere Seele verkaufen, irrt sich. Ihr könnt in eurer Werbung sagen, was ihr wollt, aber wir sagen in unseren Reviews was wir wollen.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass in verschiedenen Magazinen/Seiten ein Zusammenhang zwischen geschalteter Werbung und positiven Reviews besteht. Hier fliegt das nicht. Einer der (wenigen) Vorteile, dass wir nicht von der Schreiberei leben können, besteht darin, dass wir normalen Jobs nachgehen und daran auch ein paar Geldscheine aus Werbung nichts ändern werden.

3) Ihr wollt uns euren frisch abgedrehten Film schicken? Gerne, aber bitte fragt uns nicht, ob wir auf ein Review verzichten können, wenn uns der Film nicht gefällt.
Wenn ihr Vertrauen in euren Film hättet, würdet ihr uns das nicht fragen; außerdem beleidigt ihr uns und eure Zuschauer, wenn ihr glaubt, dass wir auf solche Deals eingehen.

4) Die Horrorszene ist überschaubar, man kennt sich. Da will man sich nicht gegenseitig ans Bein pissen. Was nett klingt, führt dazu, dass manch ein Rezensent bewusst oder unbewusst den persönlich bekannten Filmemacher in den Himmel lobt. Dieser nachvollziehbare Akt der Menschlichkeit ist leider nichts anderes als eine Verarsche der Leser, denn die kaufen sich im schlimmsten Fall einen Film, der nie den Laden hätte verlassen dürfen.
Ja, auch uns fällt es schwer einem jungen, aufstrebenden, sympathischen, engagierten, aber eben auch untalentierten Regisseur harte Worte entgegenzuschleudern, aber noch schwerer fällt es uns die Unwahrheit zu sagen.

5) Nein, wir glauben nicht, dass wir mit unserer Einschätzung die Welt verändern; wir glauben nicht, dass wir alles wissen und auch wenn wir versuchen eine Film objektiv zu betrachten, wissen wir, dass das nie möglich sein wird. Persönlicher Geschmack, vielleicht sogar die jeweilige Stimmung oder Erwartungshaltung werden immer eine Rolle spielen. Das heißt aber nicht, dass wir von vorne herein unsachlich an einen Film herangehen.

In einer perfekten Welt gäbe es nur großartige Filme, aber davon sind wir bei den Unmengen Streifen die jeden Monat erscheinen weit entfernt. Was bringen also Reviews, die allesamt perfekte Bewertungen erzeugen?

Womöglich werdet ihr unsere jeweilige Meinung nicht immer teilen. Das ist OK. Teilweise kommt es auch bei uns intern zu hitzigen Geschmacksdiskussionen.
Ihr könnt euch aber sicher sein, dass ein Autor, der einen Film in den höchsten Tönen lobt, diesen auch tatsächlich super findet.
Nennt uns altmodisch, aber wir glauben, dass das auch so sein sollte.

One thought on “In eigener Sache: Wie wir Filme bewerten

  1. Grandios-informativer Artikel, Daumen hoch!

    1. Ja, so mach ich’s auch. 1-2 Mal isses schon passiert daß ein Film so scheisse ist, daß ich ein paar Minuten vorher ausgeschaltet hab, aber ansonsten wird immer fertiggschaut.

    2. Geld verdienen wichtig, echte Ehrlichkeit aber viel wochtiger.

    3. Wer kein Review will, soll auch keinen Film zuschicken. Easy cheesy 🙂

    4. Bei jungen Regisseuren versuch ich zumindest immer die positiven Sachen hervorzuheben – das ändert dann an der endgültigen Wertung trotzdem nix. Scheisse bleibt scheisse, auch wenn das Eine oder Andere hervorhebenswert ist.

    5. Schön gesagt. ich seh das als eine nette Dienstleistung für Interessierte, die der/diejenige nutzen kann, aber nicht muss. SInd ja nur Filmkritiken, „nicht mehr“. 😉

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