Thrill&Kill: CAMP EVIL zählt trotz hoher Kreativität ganz klar zu den Backwood-Slashern. Gibt es einen Grund dafür, dass du ein typisches Horrorfilmthema für deinen ersten Film ausgesucht hast? Bist du selber Fan solcher Filme?
Jonas: Ich gucke jedes Filmgenre, aber Horror war auf jeden Fall meine erste Liebe. Ich habe mich entschieden Horrorfilme zu machen, weil mich EVIL DEAD 2 realisieren lassen hat, dass sie zu machen genau so viel Spaß macht wie sie zu sehen. Es ist ein Filmgenre, das dich aktiv fordert Grenzen zu überschreiten, was, denke ich, jede große Kunst tun sollte.
Thrill&Kill: Ich denke das kann jeder unserer Leser gut nachvollziehen. Welcher ist denn dein persönlicher Lieblingshorrorfilm?
Jonas: Das ist ein recht unbekannter italienischer Zombiefilm namens Dellamorte Dellamore von Michele Soavi, einem Schüler von Dario Argento. Er hat einfach alles, was ich von einem Film will: er ist lustig, er ist blutig, er ist poetisch, er ist romantisch… Er hat den coolsten Hauptdarsteller der Filmgeschichte, die verrücktesten Sidekicks und die schönste femme fatale. Ich liebe jede alberne Sekunde des Films.
Thrill&Kill: DELLAMORTE DELLAMORE ist uns natürlich ein Begriff! Aber lass uns über deinen Film reden: Wie lange hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert? Und wie viel hat Indigogo dabei geholfen?
Jonas: Das ist eine schwere Frage. Ich denke die erste Idee zu CAMP EVIL kam mir, als ich selbst Pfadfinder war, das ist bald 25 Jahre her! Aber ich fing erst 2011 damit an mit meinem Co-Autor Roel Mondelaers daran zu schreiben. Also sagen wir 3 Jahre.
Wir haben etwa 35.000 Euro durch Indiegogo gemacht, aber weil wir der erste abendfüllende Film waren, der Crowdfunding in Belgien genutzt hat. Das brachte uns auch eine Menge kostenfreier Werbung. Dank unserer Crowdfunding-Kampagne haben die Leute bereits ein Jahr bevor er raus kam über CAMP EVIL geredet, was einem belgischen Film nicht oft passiert. In gewisser Weise war das sogar mehr Wert, als das gesammelte Geld, was natürlich auch unglaublich willkommen war.
Thrill&Kill: Von dem Problem der Finanzierung zu einer anderen Schwierigkeit: Es gibt viele Kinder in deinem Film, schließlich geht es um eine Pfadfindergruppe. War das jemals ein Problem am Set? Und wie habt ihr eure jungen Darsteller gefunden?
Jonas: Zum Glück wurde es nicht der Albtraum vor dem mich alle gewarnt haben! Ich habe früh die Entscheidung getroffen die Jungen sich selber sein zu lassen und sie so viel wie möglich improvisieren zu lassen. Ich wollte nicht, dass sie einen anderen Charakter als sich selbst spielen. Und ich wollte ein echtes Kinder Kauderwelsch. Das bedeutet, der Film wäre ein komplettes Desaster geworden, wenn ich Maurice Luijten, der Sam spielt, nicht gefunden hätte. Ich hatte unglaubliches Glück einen so intuitiven, intelligenten jungen Schauspieler in einem so kleinen Land wie Belgien zu finden.
Der Casting-Prozess war eine Kombination aus Glück und harter Arbeit: Ich fand Maurice schon ziemlich früh in einem Kurzfilm namens THE GIFT (ein ziemlich zutreffender Titel, wenn ich jetzt so drüber nachdenke!) von Ralf Demesmaeker. Dann brachte ich eine befreundete Schauspielerin, Joke De Bruyn, mit rein, die sehr gut mit Kindern ist: Wir begannen zu mischen und zu tauschen bis wir die perfekte Pfadfindergruppe zusammen hatten. Übrigens, Joke lieferte auch die gruseligen Kehllaute im Film und taucht als Sams „Mutter“ in dem Foto was er mit sich herumträgt auf.
Thrill&Kill: Wo wir gerade von Sam sprechen, woher kommt die Idee für die Hintergrundstory? Möchtest du uns etwas mehr über sie erzählen?
Jonas: Ich ziehe es vor alle Interpretationen offen zu lassen. Im Drehbuch war es sehr viel expliziter, aber wir haben am Set entschieden, dass es viel effektiver ist, wenn wir die Zuschauer es sich selber zusammenreimen lassen. Ich hasse zu viel Darlegung in Horrorfilmen sowieso. Das Böse steckt in jedem von uns: manche von uns erlauben es zu übernehmen, die meisten von uns nicht.
Es sind kleine Anhaltspunkte im Film gestreut Sam’s Geheimnis betreffend: füge sie alle zusammen und ich wette du bekommst eine Idee wie sein kleiner dunkler Geist funktioniert.
Thrill&Kill: Dann lassen wir das an diesem Punkt so stehen. Wie siehst du deine Zukunft als Filmemacher? Gibt es ein bestimmtes Ziel für dich?
Jonas: Ich hoffe nur ich komme dazu mehr Filme machen zu können und dass es mich nicht weitere 25 Jahre kostet!
Thrill&Kill: Werden es dann weitere Horrorfilme oder denkst du auch über andere Genres nach?
Jonas: Was immer ich als nächstes mache, ich bin mir sicher da wird immer ein Horrorelement sein. Es ist die Filmsprache die ich am meisten studiert habe und am Besten spreche! Ich würde gerne besser in dem Genre werden, viel besser. Sicher, es gibt eine Menge Mist da draußen, aber für mich schlägt nichts einen intelligenten, erstklassigen, subversiven Horrorfilm.
Thrill&Kill: Eine letzte Frage: Warum sollte sich jeder deinen Film ansehen?
Jonas: Wenn du jemals Pfadfinder warst, sollte CAMP EVIL eine lustige Reise in die Vergangenheit sein. Wenn du andererseits Pfadfinder hasst, wirst du einen Haufen von ihnen sterben sehen! Also ich denke, es ist ein Film für jedermann.
Thrill&Kill: Danke für das Interview!
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