Kolumne: Und täglich grüßt das Mediabook

12380551 948482791899017 1747692244 n - Thrillandkill (Horrorfilme und Thriller)

Das Regal pfeift aus dem letzten Loch. Die Aufhängungsschrauben kämpfen gegen die schier untragbare Last an. Das Regalbrett biegt sich sichtbar. Vorsichtig bugsiere ich eine weitere DVD zu ihren hunderten Artgenossen. Das Regal ächzt leicht, aber es hält. Puuh. Anmutig thront sie dort, die neue Scheibe. Ein letzter zufriedener Blick wird unterbrochen vom Handy-Wecker – die Filmundo-Auktion ist gleich vorbei. Jetzt aber flott!

Jetzt wo ich diese Zeile schreibe, werde ich beinahe etwas sentimental. Das waren noch Zeiten. Werfe ich nun einen Blick auf mein Regal, sind dort nur noch vereinzelte Schreiben zu finden. Zwischen ihnen klaffen große Lücken und das eine oder andere Staubkorn hat sich dort niedergelassen. Nur noch ein paar Abdrücke im Staub zeugen von vergangenen Zeiten. Was damals kaum vorstellbar war, ist nun traurige Wirklichkeit geworden: Ich sammle keine Filme mehr! Und das hat vor allem mal einen Grund. Und diesen möchte ich mir nun mal von der Seele schreiben…

Der Verpackungswahnsinn. Oder: Und täglich grüßt das Mediabook

Eigentlich finde ich Sonderverpackungen ziemlich cool. Sie sind aufwendig gestaltet, sie sind exklusiv und sie bringen dieses besondere Gefühl mit sich, wenn man mal wieder eine dieser Trophäen ins Regal stellt. Mittlerweile sind Sonderverpackungen nur noch eines: Langweilig!

Die ersten Mediabooks habe ich mit großer Freude gekauft. Eine brandneue (wenn man mal von den Evil Dead- Necronomicons absieht) und todschicke Form der Sonderverpackung. Da kann das Sammlerherz schon mal höher schlagen! Diese Freude hielt allerdings nicht besonders lange an, denn schon nach kurzer Zeit, realisierte die Industrie, dass man damit ordentlich Kohle machen kann.

Fortan ließ die Exklusivität schnell nach und der Markt wurde mit Mediabooks überschwemmt. Dies ging sogar so weit, dass viele Filme nur noch als Mediabook veröffentlicht wurden. Wer mal mittels Amaray in einen Film hinein schnuppern wollte, schaute von nun an in die Röhre und musste sich entscheiden: 30 Euro blechen und einen, finanziell schwerwiegenden, Fehlkauf riskieren, oder den Film eben gar nicht ansehen. Aus einem Markt, dessen Veröffentlichungen noch vom Kunden mitgesteuert wurden, wurde ein Verkäufermarkt, dessen Veröffentlichungen nur noch hauptsächlich von Labels gesteuert wurden. Ganz nach dem Motto „Friss oder stirb“. Der gemeine Kunde zog es vor zu (fr)essen.

Hinzu kam dann noch, dass nach Abverkauf der ersten Bücher, schnell weitere Covervarianten nachgeschoben wurden. Wurde davor noch fleißig mit Limitierungsnummern geködert, wurden diese Versprechungen nun für nichtig erklärt. Für jeden Sammler ein Tritt vor das Schienbein, denn sind wir mal ehrlich: Wir Sammler sind nun mal eitel und eine Limitierungsnummer ist nicht einfach nur eine Nummer! Sie ist der Grund, wieso sich, trotz überlasteter Filmregale, stets wieder diese vertraute Stimme im Hinterkopf meldet, die einen befürchten lässt, dass man hier etwas Wichtiges verpassen könnte.

Wer nun glaubt, dass es damit dann auch mal gut ist, der irrt sich. Nebst Covervariante C und D, wurden dann irgendwann auch noch Hartboxen in verschiedensten Ausführungen angeboten (natürlich mit den gleichen Cover Arts). Die Cash Cow hatte noch ein paar Tropfen Milch und die Industrie molk. Und molk. Und wenn die Euter nicht mittlerweile leer sind, dann melkt sie noch heu… Lassen wir das. Ihr versteht, worauf ich hinaus will.

Damals hatte ich noch die Hoffnung, dass es den Sammlern irgendwann einmal zu blöd wird. Diese Hoffnung habe ich mittlerweile aufgegeben. Die Gier hat die Vernunft längst überholt und das wird sich wohl auch so schnell nicht mehr ändern. Versteht mich nicht falsch. Jeder soll das kaufen, was ihm Spaß bereitet. Ich weiß ja selber, wie das ist. Man will eben nichts verpassen. Und das neue Covermotiv ist ja auch viel schöner, als das Alte.

Bevor mein kleiner Erlebnisbericht jedoch tatsächlich zur Anklageschrift wird, ziehe ich mal lieber die Notbremse sowie mein persönliches Fazit:

Die Wörter „exklusiv“ und „limitiert“ waren für mich immer Reizwörter. Etwas, was man nicht verpassen möchte. Was bleibt nun also, wenn diese bedeutungsschweren Worte, plötzlich ihre Bedeutung verlieren? Zumindest nichts, was mich dazu bewegen würde, mein hart verdientes Geld weiterhin in die Launen einer nimmersatten Industrie zu investieren.

Mediabooks besitze ich schon lange keine mehr. Meine Hartboxen kann man an zwei Händen abzählen; auch wenn man im Sägewerk arbeitet. Eine Hartbox habe ich sogar doppelt – ein reiner Panikkauf, weil die Bestätigungsmail mal länger als 2 Minuten auf sich warten ließ. Die Boxen werde ich wahrscheinlich behalten. Als kleine Erinnerung. Und vielleicht, aber nur ganz vielleicht, kaufe ich sogar hin und wieder eine neue Hartbox. Denn bei diesem einen, kleinen Label, da bin ich mir fast sicher, da kommt so schnell keine Neuauflage und die Hartboxen sind tatsächlich „limitiert“. Und „exklusiv“. Jedenfalls hoffe ich das…

Ach ja, übrigens: Ich möchte weder die (nimmersatte) Industrie noch die (nimmersatten) Sammler angreifen. Wer Geld verdienen muss, der geht natürlich den einfachen Weg. Und wer das Geld hat, der darf es gerne ausgeben, wofür er auch immer möchte. Der Text schildert nur meine ganz persönliche Meinung und erzählt meine ganz persönliche Geschichte, wie ein tolles Hobby plötzlich seinen Reiz verlor und wie es mir dadurch gelang, dem täglich grüßenden Mediabook, irgendwann den Rücken zu kehren.

 

Filmsammlung

Diese beachtliche Sammlung stammt übrigens gar nicht von mir, sondern von Oliver Runkel, der mir freundlicherweise ein Bild von seiner Schatzkammer spendiert hat. Ich wollte nämlich kein Bild von leeren Regalen posten, da klickt ja keiner drauf. Bei mir sah es damals aber ähnlich aus. Wobei die Stimme in Olivers Kopf wohl doch noch etwas lauter schreit, als die meine es tat 😉

 

So sehen sie aus, die Übeltäter. Bild ist auch von Oliver.

Jetzt gibt’s dann aber doch noch ein Bild von mir. So Sachen wie Filmrequisiten (hier: Der „Interviewer“ aus dem Indie-Streifen „The 7th Day“) finde ich nach wie vor sau cool und sind von meiner Kritik ausgenommen. Sie erscheinen morgen nämlich auch nicht in einer neuen Covervariante. Hoffentlich.

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