Classic-Review: DEAD ZONE (1982)

dead zone kritik
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.0

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8.5/10 (2)

Darsteller: Christopher Walken, Brooke Adams, Tom Skerritt
Regie: David Cronenberg
Drehbuch: Jeffrey Boam
Länge: 100 min
Land:
Genre: , ,
Verleih/ Vertrieb: Koch Media
FSK: ab 16

Spricht man über Stephen King – Verfilmungen, wird DEAD ZONE gerne mal vergessen.
Nun, es handelt sich weder um eine typische King-Geschichte, noch einen typischen Film von Regisseur David Cronenberg, der den Ruf des Body Horror – Filmemachers innehat.
DEAD ZONE hat wenig physisches Grauen, dafür eine kalte, deprimierende Stimmung….und viel Qualität.dead zone review

Story:
Nach einem schönen Abend mit seiner Freundin Sarah, fährt Lehrer Johnny nach Hause und hat einen schwerwiegenden Unfall. Er liegt 5 Jahre lang im Koma und als er erwacht, hat er die Fähigkeit bei der Berührung von anderen Menschen etwas über sie zu wissen.
Eines Tages begegnet er Greg Stillson, einem aufstrebenden Politiker und auch über ihn erfährt er etwas, das die Welt verändern wird.

Obwohl DEAD ZONE in den (optisch) meist warmen und freundlichen 80ern entstand, erweckt er den Eindruck ein Produkt der 70er zu sein.
Nicht nur ist die Handlung durch und durch hoffnungslos, auch die Bilder sind es.
Wir erleben Johnnys Unfall, sein langes Koma, den Verlust seiner großen Liebe, den Tod seiner Mutter, eine schmerzhafte Physiotherapie und eine „Gabe“, um die er nicht gebeten hat.
Cronenberg verpackt das in winterliche Landschaften und lässt kaum Humor zu.dead zone martin sheen review

Stephen King ist nicht für facettenreiche Figuren bekannt. Man mag oder hasst sie meist. Aber Johnny wird nicht nur von Christopher Walken gespielt, Walken drückt der Figur und damit dem Film seinen Stempel auf.
Er ist ein aufrichtiger Mensch, dem alles genommen wird, er ist durch seine zurückhaltende, ernste Art aber auch distanziert und erinnert dadurch etwas an Andy Dufresne aus DIE VERURTEILTEN.
Als Zuschauer schließt man ihn womöglich nicht sofort ins Herz, aber dafür hat man ja auch den ganzen Film über Zeit.

Stephen King, David Cronenberg und Christopher Walken in Höchstform machen DEAD ZONE zu einem tragischen Vergnügen

Obwohl dies ein Classic-Review ist und ihr den Film vermutlich kennt, warnen wir ab hier vor leichten Spoilern.

Sein Gegenspieler -wenn man so will- ist Greg Stillson. Dieser kommt erst spät in die Geschichte, die sich bis dahin um Johnnys neues Leben, seine Gabe und einen Serienmörder kümmert, der in Castle Rock sein Unwesen treibt.
Stillson will Johnny nichts Böses, er weiß nicht einmal, dass er existiert, aber Johnny weiß, was Stillson tun wird, wenn er die politische Leiter weiter nach oben steigt.

Alles was zuvor erzählt wird, gibt nicht nur einen stimmigen Einblick in sein Leben, es ist auch relevant für die Geschichte, denn es vermittelt uns einen Eindruck, an welchem Punkt Johnny steht. Dass er nichts zu gewinnen und -was wichtiger ist- nichts zu verlieren hat und deswegen das einzig Richtige tun kann.

Wie es etwas dauert Johnny zu mögen, dauert es auch etwas Stillson zu hassen.
Cronenberg lässt eine Szene des Romans aus, in der er vor seiner politischen Laufbahn einen Hund zu Tode tritt und stellt ihn uns zunächst als gewöhnlichen, händeschüttelnden, grinsenden Wahlkampfprofi vor. Etwas zu glatt vielleicht, aber zunächst noch niemand, den man erschießen möchte.
Es muss Zufall sein, aber dass Stillson (stark gespielt von Martin Sheen) an Donald Trump erinnert, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Nicht nur, weil Stillson die gleiche Arroganz und Narzissmus auszeichnet, die er mit hohlen Versprechen kaschiert, sondern weil Stephen King schon damals ein Bild jenes Antichristen Mannes zeichnete, der ihn 40 Jahre später auf Twitter blocken sollte.
Martin Sheen verbindet mit Trump im echten Leben übrigens auch wenig: seit 40 Jahre genießt er den Ruf als Aktivist gegen Menschenrechtsverletzungen, Kriege und Umweltzerstörung.
dead zone rezension

Zwar nutzte King in DEAD ZONE wie schon in CARRIE und später in FEUERTEUFEL einen Menschen mit einer übernatürlichen Fähigkeit als Hauptfigur, ihm gelang hier aber ein zwingendes Ende, was die Geschichte besonders „rund“ wirken lässt.

Was würdest du tun, wenn du die Welt retten könntest?

Und hier folgen noch einige massive SPOILER:
Dass Johnnys Anschlag misslingt, ist fast schon bezeichnend für den tragischen Charakter. Bezeichnend ist sicher auch, dass die Story, die auf Verzicht basiert, Johnny keinen Ruhm dafür einräumt, dass er einen Massenmörder aufhält. Niemand außer ihm wird je davon erfahren.
WIE der Anschlag misslingt, ist aber erfüllend und so ist das letzte Lächeln des ungewöhnlichen Helden eine bittersüße Sache.

Fazit:
Stephen King, David Cronenberg und Christopher Walken in Höchstform?
Das musste zu einem starken Stück Kino führen.

 

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