Classic-Review: NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (1922)

Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 10.0

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9.6/10 (26)

Darsteller: Max Schreck, Greta Schröder, Ruth Landshoff
Regie: F.W. Murnau
Drehbuch: Henrik Galeen
Länge: 95 min
Freigabe: ab 12
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 1922; Veröffentlichung auf Blu Ray am 27.06.2014
FSK: ab 12

Als wir vor einiger Zeit verschiedene Freunde und Filmemacher aus diversen Ländern befragten, welche deutschen Horrorfilme sie kennen, war die Antwortliste fast erwartungsgemäß nicht besonders lang. Ein Film wurde aber ausnahmslos immer genannt und das war NOSFERATU.

Tatsächlich gibt es wenige Filme, die mehr Pioniergeist versprühen als Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm-Klassiker. Von den vielen hundert Vampirfilm-Regisseuren, die in den nächsten 90+ Jahren folgten, dürften direkt oder indirekt alle von NOSFERATU beeinflusst worden sein.

Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens

Die Geschichte des Films, um einen Vampir-Grafen aus den Karpaten, der einem Makler in dessen Heimat folgt und es auf seine Frau abgesehen hat, ist natürlich Bram Stokers Roman DRACULA nachempfunden und auch wenn der Graf Orlok heißt, die Frau Ellen statt Mina, das Schiff Empusa statt Demeter und die Stadt Wisborg statt London, ist der Film doch die erste, wenn auch inoffizielle, Adaption, für die nur aus rechtlichen Gründen die Namen geändert wurden.

Davon abgesehen ist NOSFERATU im direkten Vergleich mit dem Roman, näher an der ursprünglichen Geschichte Stokers als viele spätere Verfilmungen und schafft es vor allem den Blutsauger als eine schon optisch erschreckende Gestalt zu zeichnen, der nichts mehr von dem Gentleman hat, wie ihn ein paar Jahre später etwa Bela Lugosi gab.

Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens

Graf Orlok, der von Max Schreck gespielt wird, ist indes kaum menschlich, seine spitzen Ohren und lange Finger wirken monströs und alles an ihm schreit Tod und Verderb. Da passt es recht gut, dass mit seiner Ankunft Wisborg von einer Seuche befallen wird, die die Einwohner für die Pest halten. Auch wenn es dieses Detail im Roman so nicht gab, war das Thema Tod dort allgegenwärtig.
Allerdings orientiert sich der Film nicht immer am Buch. Nicht nur fehlen einige Figuren, sondern auch das Ende ist völlig anders aufgezogen.

Naturgemäß fasst man sich in punkto Dialog kurz und aus heutiger Sicht lässt es sich nur noch erahnen, wie es sein muss wertvolle Informationen auf ein paar Kärtchen zu schreiben, die im Stummfilmzeitalter das gesprochene Wort ersetzen mussten. Fast zwangsläufig wird mehr über Mimik und Gestik transportiert, was man nun als Overacting deuten mag, aber seinerzeit kaum anders zu lösen war.Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens

Der womöglich wichtigste Aspekt des Films ist natürlich die Frage, wie gruslig ein so alter Film sein kann und dort verblüfft NOSFERATU immer noch, denn Graf Orlok zählt auch heute noch zu einem der widerlichsten Vertreter seiner Art. Auch wenn die Szene in der er selbst seinen Sarg wie ein Surfbrett durch die Stadt tragen muss, etwas Würde vermissen lässt, erzeugen andere Augenblicke noch immer Gänsehaut. Stellvertretend sei hier der Moment genannt, in der er senkrecht aus seinem Sarg hochfährt, eine Sequenz, die auch Francis Ford Coppola für sein eigenes Meisterwerk BRAM STOKER’S DRACULA übernahm.

Ob man auf alte Filme steht, mit Schwarz-Weiß-Filmen seine Probleme oder keinen Bezug zu Stummfilmen hat, NOSFERATU ist für jeden Film- oder Vampirfan eine Pflichtsichtung und gerade der Mangel an Worten wird durch die schwere klassische Musik ausgeglichen. Das schummrige, flackernde Bild ist garantiert nicht mehr perfekt, schafft aber genau dadurch Stimmung.

Ebenfalls sehenswert sind im Zusammenhang mit NOSFERATU auch Werner Herzogs Remake von 1979, in dem Klaus Kinski den Vampir spielt (der nun schon DRACULA heißt), sowie SHADOW OF THE VAMPIRE mit Willem Dafoe. Der Film spielt während der Dreharbeiten zu NOSFERATU, wobei sich herausstellt, dass es sich bei Max Schreck um einen echten Vampir handelt.

Fazit: Mehr Klassiker geht nicht.

So viel zum Film selbst. Ein paar Worte sollen noch zur vor einigen Jahren restaurierten Fassung des Films verloren werden, die nun aktuell ihren Weg auf Blu Ray findet.
Die Bildqualität gegenüber der lange im Umlauf gewesenen Fassung ist klar verbessert, ob man sich aber mit den viragierten, also je nach Stimmung eingefärbten Bildern, anfreunden mag, bleibt Geschmackssache. Immerhin, schon Murnau selbst nutzte diesen Ansatz. Die reine Schwarz-Weiß-Fassung, die sicher viele kennen, ist zwar ebenfalls auf der Disc zu finden, ist aber nicht das Original.
Auch Musik und Zwischentitel wurden neu eingespielt bzw. überarbeitet, wobei es im 21. Jahrhundert wohl vielen Menschen schwer fallen dürfte, die alten Schrifttypen zu entziffern.

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