Classic-Review: ANGEL HEART (1987)

Angel heart review
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.0

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9.5/10 (2)

Darsteller: Mickey Rourke, Robert De Niro, Lisa Bonet
Regie: Alan Parker
Drehbuch: Alan Parker
Länge: 108 min
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Veröffentlichung: 3. September 1987 (Kino); 19. September 2019 (4K)
Verleih/ Vertrieb: Studiocanal
FSK: ab 16

Es gibt Filme, die 10 Jahre alt und kaum mehr zu ertragen sind und es gibt Filme wie ANGEL HEART, die auch über 30 Jahre nichts an ihrem Reiz verloren haben.
Das liegt zum einen sicher daran, dass die Geschichte ohnehin in den 1950er Jahren – also nochmals 30 Jahre zuvor- spielt, aber viel mehr doch an dem zeitlosen Thema, das in jeder Ära Platz finden könnte.

Harry Angel ist ein Privatdetektiv, der bessere Tage gesehen hat. Als er von dem mysteriösen Louis Cyphre den Auftrag erhält nach einem gewissen John Liebling zu suchen, der seit Jahren verschollen ist, führt ihn die Spur aus dem kalten New York ins schwülheiße Louisiana. Doch Angel kommt seinem Ziel nicht nur näher, er stößt auch immer tiefer in einen undurchdringlichen Sumpf aus Geheimnissen und plötzlich beginnen Menschen, mit denen er über Liebling spricht, zu sterben.
Angel selbst gerät dabei in Tatverdacht und sein Auftrag gleicht zunehmend einem fiebrigen Alptraum….

Angel heart rourke

Film Noir, Mystery-Thriller, Psycho-Thriller mit okkulten Anleihen oder gar Horror…egal wie man ANGEL HEART einordnen möchte, der Streifen wirkt so, als würde es ihn nicht interessieren.
Mit einem rotzigen Selbstbewusstsein ausgestattet, scheint sich das auf William Hjortsberg Roman basierende Werk um keinerlei Genreconventionen zu scheren, strahlt dabei aber immer eine dunkle Ernsthaftigkeit aus.

In ANGEL HEART werden Menschen brutal ermordet. Man schneidet ihnen das Herz heraus oder stopft ihnen die eigenen Genitalien in den Mund. Einerseits verzichtet Regisseur Alan Parker (MISSISSIPPI BURNING, 12 UHR NACHTS – MIDNIGHT EXPRESS) auf allzu drastische Bilder, zeigt aber gerade genug, um damit Stimmung aufzubauen.

Angel heart deniro

Gefangen im Voodoo-Strudel

Bedeutsamer als stumpfe Gewalt ist aber Harry Angels Reise, die ihn nicht nur nach Süden führt, nicht nur in eine Gewaltspirale, sondern auch weg vom christlichen Glauben, hin zu Voodoo-Ritualen.
Da wundert es übrigens nicht, dass die Story mit religiösen Anspielungen nur so gespickt ist (beginnend mit dem Filmtitel), die aber selten willkürlich platziert sind, sondern bei genauerem Hinsehen perfekt ineinandergreifen und spätestens bei der Zweitsichtung Sinn ergeben.

Ähnlich verhält es sich mit den Figuren, die wie für eine Literaturverfilmung nicht unüblich, eine gewisse Tiefe mitbringen. Auch hier scheinen Details, wie z.B. Harrys Ablehnung gegen Hühner und Eier, zunächst ohne weiteren Belang, ergeben aber wie viele wohlplatzierte Kleinigkeiten ein Ganzes.

Der Film mag zeitlos sein, die Darsteller haben aber einen langen Weg hinter sich.
Hauptdarsteller Mickey Rourke war in den 80ern nicht nur ein Star, er sah vor etlichen Schönheits-OPs auch mal menschlich aus.
Lisa Bonet war damals Teil der BILL COSBY SHOW, einer Fernsehfamilie, der heute ein fader Beigeschmack anhaftet. Das ist aber kaum ihr Verschulden und inzwischen ist es zudem paradox, dass sie aus der beliebten TV Show gefeuert wurde, weil sie in ANGEL HEART nackt auftrat.
Selbst Robert DeNiro, dem man abnahm, dass er in seinen besten Zeiten ein Schnitzel hätte spielen können, scheint heutzutage manchmal lustlos.

Angel heart bonet

ANGEL HEART ist Southern Gothic deluxe

In ANGEL HEART ist davon nichts zu spüren. Rourke hat genau die richtige Mischung aus Schönling und Drecksack, Bonet versprüht sündige Erotik (was in einer „feuchten“ Sexszene der beiden besonders zum Ausdruck kommt) und DeNiro gibt den diabolischen Auftraggeber mit herrlicher Eleganz.

Auch wenn viele ANGEL HEART schon kennen werden, warnen wir an dieser Stelle vor ein paar unvermeidlichen SPOILERN.
Die Story ist nämlich mit einem gelungenen Twist ausgestattet, der sich sehen lassen kann, aber keineswegs mit einem Paukenschlag vorgetragen wird, sondern sich mit südstaatlerischer Gemütlichkeit einschleicht.
Ebenso endet der Streifen ohne furioses Finale, aber einer symbolträchtigen Szene, die den Trip in den Abgrund bis in den Abspann hinein begleitet.

Fazit: Auch wenn sich ANGEL HEART weniger auf Voodoo/Hoodoo-Elemente stützt, als DIE SCHLANGE IM REGENBOGEN oder DER VERBOTENE SCHLÜSSEL, sind die Werke in punkto Southern Gothic – Atmosphäre ebenbürtig. An der Kinokasse war der Film seinerzeit kein überragender Erfolg…aber man fragt sich, ob er seiner Zeit voraus war.

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