Review: CHERNOBYL (Serie) (2019)

chernobyl serie
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.0

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9.1/10 (13)

Darsteller: Jared Harris, Stellan Skarsgård, Jessie Buckley
Regie: Johan Renck
Länge: 5 Folgen mit insgesamt 312 min
Land: ,
Genre: ,
Veröffentlichung: 2019
Verleih/ Vertrieb: Polyband / WVG
FSK: ab 16

Tschernobyl oder englisch eben Chernobyl steht heute natürlich neben Fukushima für die größte Katastrophe, die sich je in einem Atomkraftwerk zutrug. Man sollte also denken, dass zwischen 1986 und heute alles zu dem Thema gesagt wurde.
Tatsächlich wurden direkt danach und über die Jahrzehnte unzählige Debatten geführt, Artikel geschrieben und Dokumentationen gedreht und selbst in der Popkultur (z.B. CALL OF DUTY) tauchte Tschernobyl auf.
Mit CHERNOBYL DIARIES erschien zudem vor einigen Jahren ein Horrorfilm, der naturgemäß keinen Wert auf akkurates Aufarbeiten legte.
Die von HBO produzierte Miniserie CHERNOBYL zeichnet hingegen die Ereignisse vom Unfallstag bis Monate später nach.chernobyl

Nun muss man dazusagen, dass CHERNOBYL eben kein Horrorfilm ist und auch True Crime wäre ein falscher Begriff. Trotzdem sind die gezeigten Bilder nicht nur erschreckend und grafisch abstoßend, zumindest in der Folge ereigneten sich tatsächlich auch Verbrechen, als beispielsweise unwissende mit minimalem Schutz zu Arbeiten am Reaktor eingesetzt werden.

Mindestens lässt sich aber festhalten, dass die Serie auf Tatsachen beruht, wenngleich Russland mit der Form der Darstellung nicht einverstanden ist.
Verständlich, denn als Propaganda funktionierten Atomkatastrophen noch nie besonders. Zwar lässt sich aus laienhafter Sicht kaum nachvollziehen, wie viel der US-Sender hinzugedichtet hat, welche Personen es vielleicht gar nicht gab und ob jeder Satz genau so fiel, aber CHERNOBYL wirkt an keiner Stelle unplausibel.chernobyl-tschernobyl serie

Man war mit den Ereignissen schlichtweg überfordert, es gab keinen Plan B, Verantwortung übernehmen will kaum einer und Schuld sind natürlich die anderen. Politischer Druck und Wahren des Gesichts trugen zu Zeiten des kalten Krieges ihr Übriges bei.
Umso erstaunlicher, dass man 25 Jahre später bei Fukushima auch nicht weiser war.
Von daher muss man zur Ehrenrettung der damaligen UdSSR vielleicht sagen, dass sie nicht alleine waren, sondern offenbar die komplette Menschheit mit Atomkraft überfordert ist.

Überfordert von der Atomkraft

Wem das zu trocken klingt, CHERNOBYL erzählt zu etwa gleichen Teilen die Geschichten der Beteiligten auf verschiedenen Arbeitsebenen. Kurz ist gar Michail Gorbatschow zu sehen, dann werden uns aber auch die Techniker vor Ort, Minenarbeiter oder Soldaten gezeigt, die mit oft schrecklichen Arbeiten betreut wurden.
Einige mussten radioaktives Material vom Dach des Reaktors räumen, andere waren dafür vorgesehen Menschen zu evakuieren und die verbleibenden Hunde zu erschießen.

Die Serie gibt all diesen Menschen ein Gesicht, etwas das kein Nachrichtenbeitrag in dieser Form kann. Allerdings -und das ist das einzige was man auf hohem Niveau bemängeln mag- gibt es zu viele Schauplätze, als dass sich die eine Identifikationsfigur herauskristallisiert.
Andererseits auch nur logisch und Helden oder Widersacher sucht man hier ohnehin vergebens.
chernobyl hbo tschernobyl

Eine Serie ohne Füller

Das Schöne an dieser (eigentlich unschönen) Serie ist, dass sie auf allen Levels funktioniert. Sie gibt uns Geschichtsunterricht, glaubwürdige Figuren, eine intensive Handlung und selbst der größte Bauer wird aufgrund der Masken und Effekte, die wie gesagt keinem Horrorfilm nachstehen, noch seine Freude haben.

Dass CHERNOBYL derzeit unglaubliche 9,4 von 10 Punkte auf imdb hält, spricht eine klare Sprache, wobei es der Serie natürlich zugutekommt, dass die 5 je etwa einstündigen Folgen keinerlei Füller enthalten und es (sinnvollerweise) auch keine zweite Staffel geben soll.

Fazit: Beindruckend…wenn auch auf bittere Weise

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