Review: EDEN LAKE (2008)

eden lake review
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 9.5

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9.9/10 (11)

Darsteller: Kelly Reilly, Michael Fassbender, Tara Ellis
Regie: James Watkins
Drehbuch: James Watkins
Länge: 91 min (uncut)
Land:
Genre: , , , ,
FSK: SpioJK: keine schwere Jugendgefährdung

Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts war aus Sicht des Horrorfilmfans von Härte geprägt.
Während die USA dem Torture Porn frönten, dabei aber dennoch oft auf gute Unterhaltung setzten, schwappte aus Frankreich die New French Extremity über die Grenzen.
Die Briten wollten dem nicht nachstehen und warfen dunkle, humorlose Filme wie THE DESCENT oder EDEN LAKE ins Rennen.

Während in französischen Filmen mehrfach Anspielungen auf die damaligen Unruhen in den Vorstädten zu finden waren, bauten britische Filme die gewalttätigen Jugendlichen, oft und direkter ein.
eden lake reilly fassbender

EDEN LAKE ist schnörkelloses Terrorkino

Story:
Jenny und Steve wollen ein unbeschwertes Wochenende auf dem Land verbringen. Das Wetter ist schön, der Picknickkorb gepackt und Steve hat einen Verlobungsring mitgebracht.
Doch die beiden sind an dem schönen Eden Lake nicht alleine. Ein paar Jugendliche machen es sich dort gemütlich. Zunächst ist nur der Hund und die laute Musik der Teenager störend, doch als Steve, der sich das Wochenende auf keinen Fall verderben lassen will, mit ihnen spricht, löst er damit eine Gewaltspirale aus, die nicht absehbar war.

EDEN LAKE könnte aus der Feder Jack Ketchums stammen, dem Meister der langsam eskalierenden Gewalt, und tatsächlich hat der ein Buch namens RED geschrieben, in der ein getöteter Hund für blutige Rache sorgt. Der Hund findet sich unter umgekehrten Vorzeichen auch in EDEN LAKE wieder, trotzdem ist Frank Watkins Film eine eigenständige Angelegenheit.

EDEN LAKE neigt nicht zum Übertreiben. Jenny und Steve sind ein normales Paar, die Teenager normale Arschgesichter. Keine Superhelden, keine maskierten Bösewichter. Es ist nicht einmal so, dass groteske Gore-Effekte oder abgedrehte Kills dafür sorgten, dass dem Film (ungeschnitten) eine Freigabe der FSK verweigert wurde.eden lake kritik

Es ist aber genau das, was die Geschichte greifbar macht. Selbst wenn man diesen groben, feisten Jugendlichen, die Respektlosigkeit vor jedem Leben zeigen, nie begegnet ist, kann man nachvollziehen, dass es sie gibt.
Sie sind nicht „larger than life“, sie sind gewissermaßen sogar „smaller than life“. Unterschichtenkids mit wenig Perspektive, aber viel Langeweile. Watkins zeigt wenig über die Hintergründe der Jugendlichen, nur in einer frühen Szene, in der Steve in ein Haus spaziert, in dem er die Teenager zur Rede stellen will, wird mehr über ihre Lebenssituation gezeigt.

Von Anfang an ein ungutes Gefühl

Diese Szene liefert zwar Einblicke, gehört aber auch zu den wenigen unrealistischen Augenblicken, denn wer geht schon einfach in fremde Häuser?
Dass Steve nicht nachgeben möchte, ist hingegen zwar nicht klug, aber nachvollziehbar. Er unterliegt damit dem gleichen Gruppenzwang, der auch auf der Gegenseite zu spüren ist. Steves „Gang“ sind Jenny und er und obwohl er bei den Jugendlichen nur Hohn und Spott erntet, will er Jenny gefallen.
Unter den Teenagern befinden sich auch einige, die später merken, dass sie zu weit gegangen sind, aber aus Angst und Gruppenzwang weitermachen.

Es gibt Filme, die beim zweiten Mal ansehen, kaum noch Wirkung haben. In EDEN LAKE ist es umgekehrt. Das Wissen, was dem sympathischen Paar zustoßen wird, erzeugt auch und gerade dann, wenn man ihn wiederholt sieht, ein ungutes Gefühl.eden lake rezension

Bemerkenswert ist dabei sicher auch das Finale (ACHTUNG SPOILER):
Da scheint es Jenny, die durch die Hölle gegangen ist, geschafft zu haben, Hilfe zu finden und landet ausgerechnet bei den Eltern der brutalen Jugendlichen. Da die keinen Deut besser sind, erklärt sich auch das Verhalten der Kinder.
Ein happy end wäre für einen Brocken wie EDEN LAKE wohl nicht angemessen, aber die Ausweglosigkeit, die die junge Frau spüren muss, als sie ihre Lage realisiert, ist dennoch ein weiterer Schlag unter die Gürtellinie.
Da mag man dem Regisseur beinahe danken, dass er nicht zeigt, was mit Jenny passiert, als drei bullige Männer sie „mal abduschen“ wollen… oder ist Kopfkino nicht doch schlimmer?

Bezeichnend ist wohl auch, was mit dem Anführer der Jugendgang geschieht. Er wird mit einer Ohrfeige ins Bett geschickt. Auch so kann man Verlierer darstellen.
Das ändert aber nichts daran, dass diese Gruppe Teenager zu den unangenehmeren Bösewichten der Filmwelt gehören und man sie sich sicher nicht auf ein Shirt drucken lassen möchte.

Fazit:
Ein brachiales Stück Film!

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