Review: LUZ – THE FLOWER OF EVIL

Luz Cover
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 3,5

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Darsteller: Yuri Vargas, Sharon Guzman, Andrea Esquivel, Conrado Osorio, Jim Munoz,
Regie: Juan Diego Escobar Alzate
Drehbuch: Juan Diego Escobar Alzate
Länge: 104 min
Land:
Genre: ,
Verleih/ Vertrieb: Dark Sky Films, Raven Banner
Sonstiges: Deutschlandpremiere 25. September 2020 Hard:Line Festival

Urige Gemeinden und verschlafene Dörfchen haben meist die Angewohnheit, tief gläubige Menschen zu beherbergen. Nicht selten sehen wir dabei zu, wie dieser Fanatismus in das Verderben der gesamten Sippe ausufert.

In Juan Diego Escobar Alzates Film LUZ – THE FLOWER OF EVIL wird der Glaube und die resultierenden Konsequenzen zum Thema gemacht.

Story

Die kleine Gemeinde, angeführt von ihrem Prediger namens El Señor, lebt streng nach dem Glauben an Gott. Nach vielen Rückschlägen hört El Señor endlich die Stimme Gottes und verspricht den Bewohnern und seinen Töchtern, dass Gott in kindlicher Form zu ihnen kommt. Der Besucher lässt zwar nicht lange auf sich warten, bringt aber auch nicht die erhoffte frohe Botschaft.

SPOILER ENTHALTEN

Engel ohne Flügel

Laila, Zion und Uma sind die drei jüngsten Mädchen im Dorf und die Töchter, so möchte man glauben, von El Señor. Nach dem Tode ihrer Mutter sind die jungen Frauen allein auf den Schutz ihres Vaters und ihrem Gott angewiesen.

El Señor, fanatisch in seiner Religion eingesperrt, sieht die Mädchen als Engel. Dies tut er jedem Kund, der nach ihnen fragt und macht klar, dass keiner sie auch nur mit den Fingerspitzen berühren sollte, da ansonsten Gottes Zorn über das Dorf hereinbrechen würde. Er selbst behandelt die Töchter wenig göttlich, alles was die Mädchen dabei beeinflussen könnte, ihrem Glauben abzuschwören, wird als Teufelswerk dargestellt und somit verboten.

Luz Tisch

Mozart, eine höllische Symphonie

Als Leila einen Kassettenrekorder findet und ihrem Vater zeigt, wird ihr dieser sofort abgenommen und verteufelt. Klug wie sie ist, behält sie das Tape, welches darin zu finden war, für sich. Später, an ihrem Geburtstag erhält sie den Rekorder als Geschenk zurück und nutzt die Gunst der Stunde um sich zu verstecken und das Tape abzuspielen. Eine Symphonie von Mozart erklingt und Leila scheint wie in Trance, Zeit und Raum um sich herum zu vergessen.

Als El Señor davon Wind bekommt, wird das Ausmaß dieses frevelhaften Verhaltens klar. Spätestens als neben den wohlklingenden Tönen von Mozart, eine dämonische Stimme vom Band kommt.

Besessenheit oder teuflische Nachbarn?

Nichts von alledem. Auch wenn uns hier in einigen Szenen eine dämonische Präsenz vorgegaukelt wird, geht das einzig Böse von dem Vater selbst aus. Bei seiner Mission, Gott in einem Kind willkommen zu heißen, begeht er so ziemlich jede Sünde.

Schon bald findet er ein Kind, in welchem er Gott sieht, entreißt es seiner Mutter und kettet es auf dem Dorfplatz an. Als die Mutter des Jungen sich dagegen wehrt und bekundet, dass der Junge nur ein, und zwar ihr, Junge sei, bekommt sie neben ein paar Schlägen noch eine Vergewaltigung mit auf den Weg und wird davon gejagt.

Sieht man diesem Treiben zu, bekommt man einen flauen Magen, was nicht an dem Akt der Vergewaltigung liegt, sondern an dem Schauspiel einer der Mädchen, die dies durch ihre Holzhütte beobachten konnte und ihre Angst hervorragend darstellt.

Luz Ziege

Gewaltspitzen ohne Unterlass?

Nein, tatsächlich ganz klar nein. Auch wenn eine Vergewaltigung, das Töten eines der Dorfmitglieder, der dem ältesten Mädchen an die Wäsche geht und zuletzt das daraus resultierende Baby aus dem Bauch der Tochter geschnitten wird, sind zwar da, wirken aber deplatziert und lassen den Kopf entscheiden, welche Szene gezeigt wird. Denn durch zugegebenermaßen geschickte Kameraarbeit erhascht man keinen nennenswerten Blick auf blutige Wunden.

Ist das Horror?

Auch hier, nein. Kein Horror im herkömmlichen Sinne. Es ist ein Drama, welches von einem Mann handelt, der um seine Frau trauert, sein Leben wahnhaft einem Gott widmet, in der Hoffnung, ein Zeichen zu erhalten. Die Mädchen verbringen ihre Tage mit harter Arbeit, Erinnerungen an ihre Mutter und den wahnwitzigen Versprechen und Verboten ihres Vaters. Die wenigen Elemente aus unserem Genre, ein paar dämonische Stimmen und eine Ziege, die den Teufel darstellen soll, machen noch keinen Horrorfilm. All das Böse in diesem Film steht und fällt mit dem Tun des Vaters.

Immerhin noch etwas fürs Auge

Gedreht wurde in Manizales (Zentralkolumbien). Die Stadt liegt im Hauptkaffeeanbaugebiet in Sichtweite des Vulkans Nevado del Ruiz und diese wundervolle Landschaft wurde bestmöglich eingefangen. Der Himmel strahlt am Tage in verschiedenen Blautönen, Regenbögen erstrecken sich über den halben Himmel und nachts bieten die Sterne ein beeindruckendes Bild.

Während also wieder eine der dialogreichen aber aussagearmen Längen, von denen es leider zu viele gibt, ansteht, kann man sich getrost den Bildern der Natur widmen.

Luz Himmel

LUZ – THE FLOWER OF EVIL wird keinen Horrorfan von den Socken hauen. Es ist nahezu kein Spannungsbogen zu finden, die Geschichte verläuft im Sande, da zwar viel geredet aber wenig gesagt wird. Auch wenn zum Ende etwas Fahrt aufgenommen wird, tröstet dies nicht über die kilometerlangen Durststrecken zwischendurch hinweg. Hinzu kommen Szenen, die anfangs noch bedeutungsschwer wirken, später aber keine Rolle mehr spielen. Außer einem talentierten Cast, schöner Landschaften und Mozart, gibt es nichts zu holen.