Review: MEGAN IS MISSING (2011)

Megan Is Missing review
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.0

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6.8/10 (69)

Darsteller: Amber Perkins, Rachel Quinn, Dean Waite
Regie: Michael Goi
Drehbuch: Michael Goi
Länge: 85 min.
Freigabe: -
Land:
Genre:
Veröffentlichung: derzeit nur als Import erhältlich

Wer HARD CANDY gesehen hat, weiß, wie es einem Pädophilen gehen kann, der sich das falsche Opfer ausgesucht hat. Schaut man sich MEGAN IS MISSING an, erlebt man ein realistischeres Szenario. Dass der Film wie viele andere Thriller und Horrorfilme für sich in Anspruch nimmt, auf Tatsachen zu beruhen, ist hier nicht nur weitestgehend plausibel, sondern zumindest an einigen Stellen wahr.

Megan ist 14 Jahre alt und geniest ihr Leben. Sie sieht gut aus, kommt dementsprechend bei den Jungs gut an, sie hat ihre Freundinnen und ist auf Partys gerne gesehen. Ihre Schattenseiten teilt sie nur mit ihrer besten Freundin Amy, die anders als die anderen Mädchen in ihrer Clique schüchtern und noch recht kindlich ist.
Als Megan eines Tages per Chat einen Jungen kennenlernt und sich mit ihm verabredet, verschwindet sie plötzlich. Während man anfangs davon ausgeht, dass sie von Zuhause weglief, ist Amy ist zunächst die einzige, die sich wirklich um sie sorgt. Als es ihr gelingt mit dem Unbekannten Kontakt aufzunehmen, sagt er ihr, dass er Megan gar nicht mehr getroffen habe, aber kann Amy ihm trauen?

Megan Is Missing (1)

 

MEGAN IS MISSING ist die moderne Warnung nicht mit Fremden mitzugehen

Man könnte MEGAN IS MISSING teilweise als Charakterstudie beschreiben, teilweise als Warnung an leichtgläubige Teenager, teilweise als unangenehmer Horrorfilm und tatsächlich liegen die Anteile nahe beieinander bzw. überschneiden sich.

Die Figur der Megan hat ihre Stärken und Schwächen. Zunächst mag nicht alles an ihr leicht zu verstehen sein, was wir im Laufe der Handlung über sie erfahren, fügt sich aber in ein recht stimmiges Bild und wirft nebenbei einen trostlosen Blick hinter die Fassade einer beliebten Jugendlichen. Im zweiten Akt des Films richtet sich der Fokus auf Amy, deren Charakter weniger ausgereift wirkt. Etwas zu schablonenhaft ist die Darstellung des unbeliebten Good Girls, die lediglich von Megan gemocht wird und an ihrem Teddybären hängt.

Megan Is Missing (2)

Dass sich das Schicksal der beiden Mädchen früh ankündigt, könnte man je nach Geschmack als vorhersehbar oder als gelungenen Suspense auslegen. Natürlich ahnt man (als Erwachsener), dass nicht jede unschuldig wirkende Internetbekanntschaft ganz koscher ist, andererseits hält uns der Film mit genau diesem Wissen des Unvermeidbaren bei der Stange und bietet gegen Ende einige drastisch-verstörende Augenblicke, die man nicht unbedingt erwarten kann.

Schauspielerisch diskutabel, aber eindeutig verstörend

MEGAN IS MISSING ist dem Found Footage – Genre zuzuordnen, wobei hier eine Mischung aus Videochats und -telefonie, Aufnahmen mit der privaten Videokamera, Überwachungskameras und Fernsehsendungen zusammengestellt wurde.
Natürlich darf man sich fragen, warum bei jedem Handygespräch automatisch die Videokamera anspringt, aber das ist natürlich ein übliches Problemthema im Found Footage – Bereich.

Megan Is Missing (1)

Als gelungenen Seitenhieb auf sensationsgeile Medien darf man eine TV-Sendung sehen, die Megan nach ihrer Entführung nicht nur ganz anders darstellt, als wir sie kennenlernen, sondern auch eine reißerische Nachstellung der Entführung präsentiert. In dieser fiktiven Sendung wird aber auch das Video einer Überwachungskamera gezeigt, die Megans Aufeinandertreffen mit ihrem Entführer zeigt. Diese Szene wurde vom realen Fall der Entführung von Carlie Brucia 2004 in Florida inspiriert.

Fazit: MEGAN IS MISSING enthält Elemente, die voll und ganz überzeugen, aber auch solche, die unrund wirken. Der positive Eindruck überwiegt aber und der Film ist in jedem Fall harter Stoff, den man sich am besten ansieht ohne vorher noch mehr darüber zu wissen (offiziell erhältlich ist MEGAN IS MISSING derzeit  in Deutschland nicht, kann aber z.B. über amazon.com bezogen werden).

 

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6 thoughts on “Review: MEGAN IS MISSING (2011)

  1. Ein schockierender und höchst verstörender Film der mich in ein regelrechtes Wrack verwandelt hat. Unglaublich!

  2. Nun: Für gewöhnlich bevorzuge ich relativ anspruchsvolle Kost – von Pasolini über Bergmann bis zu Terayama etc. -, auch halte ich gar nichts vom üblichen Slasher- und Schablonenhorror. Ich habe ein gewisses Faible für Psychothriller, die einen innovativen Ansatz fahren. Und da hat das Mainstreamkino meist recht wenig zu bieten: da bekommt man, wenn es nicht rein auf Sofort-Schock-Effekten aufbaut, meist nur recht eindeutig am Standard-Hitchcock Orientiertes zu sehen: Worauf will ich eigentlich hinaus?
    Darauf, dass ich Filme sehr kritisch und differenziert ansehe. Tatsächlich ist es diesem Film gelungen, mich zu begeistern. Denn: allein die Schauspieler agieren brillant; zwar durchaus stereotyp, aber eben in einem Rahmen, in dem auch „echte“ Jugendliche sich stereotyp verhalten. Der gesamte Aufbau ist genial, auch wenn ich ebenfalls dazu neige, den Schluss etwas langatmig zu finden: Allerdings bricht genau dies festgefahrene Sehgewohnheiten auf: DIe Zeitgeistgewohnheit, alles in schnellen Schnitten Schlag auf Schlag serviert zu bekommen. Somit wirkt im Nachhinein der Schluss als ein Pluspunkt auf mich. Insgesamt ein unheimlich sehenswerter und tatsächlich sehr bedrückender Film. So zumindest meine Wahrnehmung. Und um mit Pasolini zu schließen, ich fand z.B. erst den Schluss von Salo verstörend. (Wobei ich Megan is Missing nicht wirklich damit vergleichen möchte, aber andererseits, ist der Ansatz wirklich so anders?)

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