Review: THE LODGE (2019)

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BEWERTUNGEN:
Redaktion: 6.0

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7.8/10 (4)

Darsteller: Riley Keough, Richard Armitage, Alicia Silverstone
Regie: Severin Fiala, Veronika Franz
Drehbuch: Sergio Casci, Severin Fiala, Veronika Franz
Länge: 112 min
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Veröffentlichung: 06. Februar 2020 (Kino); 12. Juni 2020 (Heimkino)
Verleih/ Vertrieb: SquareOne Entertainment / Leonine
FSK: ab 16

Severin Fiala und Veronika Franz schafften mit ihrem ersten Langfilm ICH SEH, ICH SEH etwas, das deutschsprachigen Filmen nicht allzu oft vergönnt ist: sie zogen internationale Aufmerksamkeit auf sich.
Konsequenterweise ist das nun folgende Werk THE LODGE eine Co-Produktion von Kanada, USA und Großbritannien, die Sprache ist Englisch und der Cast enthält bekanntere Namen. Geblieben ist die Handschrift der Regisseure.
Aber auch die Qualität?

Als eine Mutter erfährt, dass ihr Ex-Mann wieder heiratet, geschieht ein Unglück.
Monate später will der Mann mit seiner neuen Frau und den beiden Kindern einige Tage an einem beschaulichen See verbringen, doch als die Arbeit ruft, bleibt seine Partnerin alleine mit den Kids in einer verschneiten Hüte zurück und die Lage eskaliert.

Allzu viel sollte man über THE LODGE nicht wissen, bevor man ihn sich ansieht, was man aber verraten darf, ist dass sich Stiefmutter Grace redlich bemüht mit den beiden Kindern Aidan und Mia klarzukommen, während die verständlicherweise zögerlich reagieren.
Dass Vater Richard die drei alleine zusammen in der titelgebenden Lodge im Nirgendwo zurücklässt, ist daher von Anfang an eine fragwürdige Entscheidung….aber ohne fragwürdige Entscheidungen gäbe es wohl viele Geschichten nicht.
Erschwerend kommt hinzu, dass Grace früher Zeit mit einer Sekte verbrachte und schon alleine deswegen von den Kindern argwöhnisch betrachtet wird. Konfliktpotential ist also da.the lodge

In seiner Machart kann man THE LODGE sicher ICH SEH, ICH SEH vergleichen.
Beides sind ruhige Filme, die größtenteils in einem abgelegenen Haus und mit kleinem Personenkreis spielen. In beiden Fällen stehen sich eine Mutter bzw. Mutterfigur und zwei Kinder gegenüber und als Zuschauer weiß man nicht so recht, wer das größere Geheimnis hütet.

Zwischen christlicher Symbolik und Schneegestöber

Was THE LODGE anders macht, sind nicht nur Details, wie das winterliche Setting, er fügt auch eine christlich-religiöse Komponente hinzu, die durch besagte Sekte, ein bestimmtes Gemälde, ein kreuzförmiges Haus, aber auch den Vornamen von Grace (dt: Gnade) und Aidan (Ableitung von Eden) thematisiert wird.
Dazu kommt später im Film (und an dieser Stelle sei vor möglichen SPOILERN gewarnt) die Frage, ob sich die Protagonisten im Jenseits befinden.thelodge

Aus alledem ergeben sich eine Vielzahl von Spuren, die das Regieduo teilweise im Vorbeigehen, teilweise aber auch etwas zu bemüht auslegt und man wird das Gefühl nicht los, dass alle Wege zu einem großen Plottwist führen.
Ähnlich wie beim Kollegen M. Night Shyamalan, der für seine Wendungen bekannt ist, ist die Frage im Film also nicht OB ein Twist auftritt, sondern WIE dieser aussieht.

THE LODGE ist ein ernsthafter, trister Film, dennoch erinnert die Entwicklung gen Ende an eine humorfreie Variante des Finales der spaßigen Slasher-Komödie FLASHBACK – MÖRDERISCHE FERIEN.
Diese entfernte Verwandtschaft kann man THE LODGE aber gar nicht vorwerfen.
Was man hingegen kritisieren darf, ist das unstete Vorgehen.
Dies ist eben kein Fun-Splatter, dem man fehlende Logik oder mangelnde Raffinesse nachsehen will, sondern ein psychologischer Thriller und da das Werk vor Action nicht gerade überschäumt, fällt umso mehr auf, dass das Verhalten der Protagonisten nicht immer zwingend erscheint.
the lodge review

Starkes Schauspiel, Probleme bei der Umsetzung

Das liegt aber mehr am Buch als am Schauspiel, an dem es wenig auszusetzen gibt.
Riley Keough (IT COMES AT NIGHT, THE HOUSE THAT JACK BUILT, UNDER THE SILVER LAKE) ist inzwischen eine Art Scream Queen des anspruchsvollen (Horror-)Films, Jaeden Martell kennt mal als Bill aus ES und Alicia Silverstone, die einst durch verschiedene Aerosmith-Videos bekannt wurde, spielt auch anständig in einer kleineren Rolle.

Die eingefangenen  Bilder sorgen ebenfalls für die nötige unterkühlte Winterstimmung, aber wie das eben so ist: man stellt sich einen Aufenthalt in einer isolierten Lodge aufregender vor, als er ist.
Übersetzt bedeutet das, dass THE LODGE trotz vieler Mysterien versäumt, eine dichte, glaubwürdige Handlung aufzubauen und auch wenn die Atmosphäre stimmt, bleibt der Eindruck, dass man das ICH SEH, ICH SEH – Rezept noch mal nachkochen wollte.

The Lodge (2019) on IMDb

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