Review: ABGERISSEN (2019)

abgerissen review

 

Wer es sich beim Lesen einfach machen möchte, reicht als Vergleich zu ABGERISSEN ein Wort: FROZEN. Nein, nicht die Disney-Animation, sondern natürlich der Streifen von Adam Green, in dem 3 Touristen über Tage in einem Skilift gefangen waren.
Was die Amerikaner können, machen nun auch die Russen und ABGERISSEN könnte inhaltlich glatt als nominelles Sequel, Remake oder Abklatsch durchgehen.
abgerissen

Am Silvesterabend steigen fünf Freunde in eine Seilbahn. Sie wollen abgeschieden in den Bergen das neue Jahr beginnen und erreichen gerade noch die letzte Möglichkeit nach oben. Kirill kehrt rasch noch einmal um, weil er etwas vergessen hat, was Glück für ihn bedeutet, denn nach einer unglücklichen Verkettung von Umständen hängen die anderen vier in der eisigen Gondel über dem Abgrund und die Fahrt geht weder vor noch zurück.
Während die Temperaturen sinken, kochen die Gemüter hoch und Kirill versucht seine Freunde, aber vor allem seine Freundin Katya zu retten.

Auch wenn ABGERISSEN noch etwas mehr persönliches Drama in den Survival-Cocktail schüttet, die Parallelen zu FROZEN müssen wohl nicht näher erläutert werden.
Frost, Höhe und Ausweglosigkeit sind die Hauptbestandteile beider Filme. Dass den Protagonisten hier etwas mehr Platz zur Verfügung steht, ist ein Detail, mit dem sich aber spielen lässt.
Man sollte daher mit der (fehlenden) Kreativität von ABGERISSEN nicht zu hart ins Gericht gehen, denn es entstehen immer noch genügend spannende Augenblicke.
abgerissen rezension
Das bedeutet aber nicht, dass der Film mit sonderlich klugen Menschen oder Entscheidungen glänzt.
Besonders auffällig und klischeehaft ist das einzige Single-Männchen der Truppe, der aussieht wie ein feister Fleischergeselle und sich in etwa auch so benimmt. Die Gondel kommt noch nicht mal zum Stillstand, da macht der Speckhals schon die Freundin seines Kumpels an und verhält sich auch in der Folge wie eine offene Hose.

Es wirkt zwar nicht logisch, dass sich Menschen in Situationen, in denen sie sich unterstützen sollten, gegeneinander wenden, allerdings gehört diese Form von Lagerkoller in derartigen Streifen auch oft dazu und machen wir uns nichts vor, die Idee für Filme wie ATM, 47 METERS DOWN, 247°F, 12 FEET DEEP oder eben ABGERISSEN ist in vielen Fällen spannender als die Umsetzung, was schlicht daran liegt, dass ein guter Einfall keine 90 Minuten füllt.

Um dem entgegenzuwirken, wurden hier gleich vier Drehbuchautoren beschäftigt, was wiederum nicht gerade für die Kreativität der einzelnen Beteiligten spricht, denn die Dialoge sind simpel, die Story-Basis war eben auch schon vorhanden (selbst das Festfrieren am Metall wird übernommen) und der Rest sollte jedem, der mal Seilbahn gefahren ist, von alleine einfallen.
Dass sowohl Katya als auch Kirill ein Geheimnis vor dem jeweils anderen haben, ist hingegen ein Subplot, der sich angenehm in die Story einfügt.abgerissen break Otryv

Inszeniert ist das auch recht knackig und immerhin nicht langweilig, wenn aber auch entweder unrealistisch oder vorhersehbar.
Der Zustand der Gondel ist desolat, als wäre die letzte Wartung erfolgt, während noch der kalte Krieg tobte, unsere „Helden“ können kurzerhand fingerdicke Stahlteile abbrechen und balancieren wagemutig ungesichert über dem Abgrund.

Russische Filme sind bei uns zwar nicht an der Tagesordnung, zeigen aber immer wieder, dass man dort gerne CGI einsetzt. ABGERISSEN bildet keine Ausnahme. Das wirkt nicht unprofessionell, aber stellenweise doch offensichtlich. Insgesamt ist das Werk in technischer Sicht aber nicht schlechter als ein durchschnittlicher US-Streifen.

Fazit: ABGERISSEN strotzt zwar nicht vor Originalität, allzu viele Filme dieser Art gibt es aber auch nicht und dieser könnte sich zu einem unterhaltsamen guilty pleasure mausern.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden