Review: FREIES LAND (2019)

freies land review
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 6.0

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6/10 (1)

Darsteller: Uwe Dag Berlin, Ben Hartmann, Hanna Hilsdorf
Regie: Christian Alvart
Drehbuch: Siegfried Kamml, Christian Alvart
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 23. Juli 2020 (Heimkino)
Verleih/ Vertrieb: EuroVideo
FSK: ab 16

Wenn zu Beginn von FREIES LAND die Kamera über ein tristes Marschland „fliegt“, fühlt man sich direkt an den Spanier LA ISLA MINIMA – MÖRDERLAND von 2014 erinnert.
Und siehe da, wenige Sekunden später stellt eine Einblendung klar, dass es sich hierbei um eine Neuverfilmung bzw. Neuadaption des Romans handelt.
Der Unterschied? Während in MÖRDERLAND unter der Sonne Spaniens grausige Morde verübt wurden, geschieht dies in FREIES LAND im Osten Deutschlands kurz nach der Wende….und die Sonne hat hier wenig Kraft.

freies land rezension

Vorbild war der spanische MÖRDERLAND

Story:
1992 wird der Hamburger Polizist Patrick Stein in ein kleines Dorf im Nordosten der ehemaligen DDR gerufen. Dort wartet schon sein ostdeutscher Kollege Bach auf ihn. Zwei Schwestern sind verschwunden und während die Bevölkerung im besten Fall nur denkt, dass sie in die Stadt gegangen sind und im schlechtesten Fall von „Flittchen“ spricht, scheint niemand wirklich mit einem Gewaltverbrechen zu rechnen.
Generell ticken die Uhren dort auch nach Mauerfall anders und während es Stein mit professionellem Auftreten versucht (was nicht immer gelingt), nimmt Bach die lokale Kneipenszene in Beschlag und lässt sich von den Eltern der Vermissten auch mal ein Bier hinstellen.
Der Spaß ist vorbei, als man die vergewaltigten und verstümmelten Leichen der Mädchen findet….freies land kritik

Christian Alvart führte Regie bei FREIES LAND und der zählt trotz ein paar Schweiger-TATORTEN zur Speerspitze der deutschen Genre-Regisseure, wie ANTIKÖRPER, PANDORUM, FALL 39 oder ABGESCHNITTEN beweisen.
Die Handlung von MÖRDERLAND, wo einer der Polizisten im Verdacht steht, früher unter Franco Gräueltaten begangen zu haben, in die neuen Bundesländer zu verlegen und eine entsprechende Stasi-Geschichte zu kreieren, ergibt ebenfalls Sinn.

FREIES LAND ist frostige Polizeiarbeit

Das Setting ist so unterkühlt, dass man beim Ansehen von FREIES LAND stets ein paar dicke Socken tragen sollte. Eiskalte Landschaften, die durch die schwache Wintersonne nie erwärmt werden, aber auch viele zwischenmenschliche Eiszeiten bestimmen das Geschehen.
Bach und Stein stehen für unterschiedliche Methoden und Werte, der Vater der vermissten Mädchen glänzt damit, dass er ihnen Geld stahl und die Einheimischen laden die Cops schon mal mit Waffengewalt zu sich ein.

Wer LA ISLA MINIMA – MÖRDERLAND sah, kennt das alles und mache Szene wurde 1:1 übernommen, aber schon ein Blick auf die Laufzeit verrät, dass MÖRDERLAND mehr als 20 Minuten kürzer ausfiel. Während auch der ein eher ruhiger Vertreter ist, wirkt er dadurch straffer inszeniert.
Dass die Polizisten oft nur in kurzen, brummeligen Sätzen (a la „Noch ein Bier?“ „Muss ins Bett“) sprechen und vor allem Felix Kramer (DARK), der den todkranken Bach spielt, schwer zu verstehen ist, werten den Film nicht auf.Freies land

Dass man den Schauspieler gut und gerne 10-15 Jahre älter (und ein wenig wie Horst Schlämmer) aussehen lässt, spricht hingegen für eine professionelle Maskenarbeit, so wie der Film überhaupt professionell wirkt. Zudem bleibt eine gute Geschichte eine gute Geschichte und neben der Moor- und Seenlandschaft und der Kälte generieren auch verfallene Wohnhäuser oder muffige Hotels aus Sozialismustagen Atmosphäre.

Besonders hart ist FREIES LAND nicht geworden, das teilt er mit dem spanischen Vorbild, manchmal werden aber auch Erinnerungen an einen gewöhnlichen TATORT wach.

Fazit: Es ist nicht so, dass FREIES LAND ein schlechter Film wäre, eine Viertel Stunde weniger hätte aber gereicht und wer sich entscheiden muss, sollte besser MÖRDERLAND sehen.

Freies Land (2019) on IMDb

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