Review: SCARS OF XAVIER (2017)

scars of xavier
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 5.5

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6.4/10 (5)

Darsteller: Marc Engel, Vanessa Tesch, Thomas Binder
Regie: Kai E. Bogatzki
Drehbuch: Kai E. Bogatzki, Marc Engel
Länge: 91 min
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 7. April 2020 (Heimkino)
Verleih/ Vertrieb: Wicked Vision

 

Schon vor einigen Jahren konnten wir die Rohfassung von SCARS OF XAVIER sichten, da der Film aber eben noch nicht fertig war, musste eine abschließende Beurteilung warten.
Nun ist das soweit und siehe da…es geht immer noch recht roh zu.

Story:
Tagsüber ist Xavier ein normaler Typ in einem langweiligen Job, aber nachts streift er durch die dunklen Gassen Prags und ermordet Frauen.

Mehr braucht es nicht, um einen Film zu umreißen, der mehr Psychogramm als spannungsgeladener Thriller ist und uns mitnimmt in die kranke Psyche eines Serienmörders. Als Zuschauer werden wir Zeuge zahlreicher Morde, erfahren aber über Rückblicke auch mehr über die Geschichte des Killers.

Das ist hart und dreckig…innerlich wie äußerlich und erinnert auf den ersten Blick vielleicht an MANIAC. Auf den zweiten auch.
Während SCARS OF XAVIER in Sachen Look eher dem raueren Original von 1980 nacheifert, erinnern die aus der Egoperspektive erzählten Rückblicke in Xaviers Jugend eindeutig an das MANIAC-Remake.
Auch die Herleitung seiner abnormen Psyche, die auf eine nicht weniger abnorme Beziehung zur eigenen Mutter zurückzuführen scheint, schafft eine Parallele.scars of xavier kai bogatzki

SCARS OF XAVIER ist der erste Langfilm von Kai E. Bogatzki, der u.a. schon den Short LIEBE drehte und primär als Cutter in Erscheinung trat (BLOOD FEAST, SKIN CREEPERS).
Auch diverse andere Gesichter und Namen des deutschen Indie- und Amateurfilms werden Szenekenner wiederfinden, wobei zu loben ist, dass auf einige der üblichen Verdächtigen, die sich zwar selbst zu internationalen Stars ernennen, aber bislang nie einen Film weiterbrachten, verzichtet wird.

Ein glaubwürdiger Killer

Die Hauptrolle des Killers wird von Marc Engel getragen, der zwar kaum spricht, was für den gesamten Film gilt, sich aber in seiner Rolle sichtlich wohl fühlt und entsprechend glaubwürdig erscheint. Problematischer sind einige der Szenen, in die ihn das Drehbuch (an dem er selbst mitgearbeitet hat) schickt.
Achtung, kleine Spoiler: Wenn z.B. Xavier in einem gut besuchten Club einer Dame auf dem Klo auflauert, dort minutenlang mit ihr zugange ist, ohne dass jemand anders auf die Toilette müsste und ihr letztlich auf der voll besetzten Tanzfläche den Garaus macht, was niemanden zu interessieren scheint, sieht das zwar schick aus, einer langen Karriere als Mörder ist dieses Verhalten aber nicht förderlich.scars of xavier engel

Taucht man noch tiefer in die Serienmörder-Psyche ein (der Film beginnt übrigens mit einem Zitat Jeffrey Dahmers), fällt auf, dass sich Xavier nicht recht entscheiden kann, ob er planvoll oder impulsiv sein will. Allerdings sollte man das auch nicht überbewerten, denn logischerweise ist dies keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern dunkles Entertainment.

Und da wir gerade dabei sind: in Sachen Brutalität macht SCARS OF XAVIER keine Gefangenen, was er nicht nur mit einer grimmigen Kopf-ab-Szene zu Beginn, sondern auch danach immer wieder unter Beweis stellt. Dabei stechen (kein Wortspiel) einzelne Szenen besonders hervor, wie etwa die, in denen der maskierte Mörder sein Opfer in einer rückwärts laufenden Sequenz zerlegt.
Solche einzelnen morbid-ästhetischen Szenen stehen aber optisch häufiger im Widerspruch zum Rest des Streifens, dem ein kontrastreicheres Bild gut gestanden hätte.

Unseren ersten Bericht zu SCARS OF XAVIER haben wir noch der Rubrik „Undergrounders“ zugeordnet und sieht man den Film als genau das, macht er viel mehr richtig, als zahlreiche vergleichbare Werke. Legt man ihn hingegen über das offensichtliche Vorbild MANIAC, zeigen sich auch Schwächen.scars of xavier marc engel

Ein Film mit vielen Abern

SCARS OF XAVIER ist daher ein Film voller „Aber“.
Mangelnde Innovation, aber keine Blamage.
Starke Einzelszenen, aber Defizite im Ganzen.
Fehlende Spannung, aber brutales Psychogramm, das aber wiederum mehr Tiefgang hätte gebrauchen können.
Und nebensächlich, aber bezeichnend: gedreht wurde in Prag, was eine willkommene Abwechslung ist und sicher tolle Drehorte geboten hätte, aber außer einigen Establishing Shots wird die Stadt leider wenig in Szene gesetzt.

Fazit: Klar mehr als ein Laienfilm, aber mit Luft nach oben.

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