BRICK erinnert daran, dass Netflix auch Genrefilme im Programm hat. Er erinnert auch daran, dass es eine Zeit gab, in der sich jeder Fan von Horror und Mystery auf relevante Neuigkeiten beim Streamingdienst stürzte, die Enttäuschung aber oft über die Vorfreude siegte.
Inzwischen hat sich Netflix diesbezüglich einen zweifelhaften Ruf erarbeitet und wenn man dann noch weiß, dass BRICK aus Deutschland stammt, wird der ein oder andere gar nicht erst Play drücken.
Wir haben mal geschaut, ob es sich trotzdem lohnt.
Wovon handelt BRICK?
Olivia und Tim sind gerade dabei aus ihrem Leben auszubrechen, doch während die Architektin ihren Job gekündigt hat, um im Van durch die Welt zu reisen und persönliche Probleme hinter sich zu lassen, zögert IT-Profi Tim und das mündet fast in einer Trennung, doch plötzlich ist die Wohnung und das gesamte Mehrfamilienhaus der beiden von einer schwarzen Mauer umgeben, die undurchdringlich scheint. Gemeinsam mit den Mitbewohnern versucht das Paar zu entkommen.
Das Setting „Gefangen in der Wohnung“ erinnert natürlich an LOCKDOWN TOWER oder A BREATH AWAY etwas entfernter aber auch an den bekannten CUBE.
Man ist plötzlich gefangen ohne zu wissen warum oder wie man hinauskommt.
Das Handy ist tot, frisches Wasser gibt es auch nicht mehr; gut, dass zumindest der Strom läuft, sonst hätte man im Dunkeln filmen müssen.

BRICK ist undurchdringliche Oberflächlichkeit
Mit Frederick Lau (6 BLOCKS), Ruby O. Fee (ARMY OF THIEVES) und Matthias Schweighöfer (KEINOHRHASEN) ist der Film prominent besetzt und das Fee/Schweighöfer auch im echten Leben ein Paar sind, hätte hier helfen können, aber so recht will das Drama um ein verstorbenes Kind nicht zum Thema passen. Selbst dann nicht, wenn Olivia Tim in einer (durchaus gut gespielten Szene) vorwirft, dass er eine Mauer um sich errichtet habe.
Natürlich glaubt man, dass das verstorbene Kind auf der Seele lastet, aber warum sollte das nach zwei Jahren genau dann zum Thema werden, wenn du echt besseres zu tun hast?
Die sinnbildliche Mauer passt zwar vermeintlich gut zur wirklichen Barriere, für die gibt es am Ende aber keine metaphorische, sondern ganz triviale Auslösung. Diese geht vereinfacht formuliert in den Bereich der Science Fiction, aber wenig Science und viel Fiction.

Auch die Art und Weise, wie sich die bald größer werdende Gruppe durch das Gebäude hämmert, wirkt fiktiv und lässt erkennen, dass Regisseur und Autor Tim Koch noch keine Deckendurchbrüche vornehmen musste. Wenn hier Frederick Lau zum Hammer greift, zieht er dafür nicht mal die Jacke aus und Löcher werden stets in komfortabler Größe gehauen, als wäre damit keine schweißtreibende Arbeit verbunden.
Lau und Koch haben übrigens schon einmal zusammengearbeitet an dieser Stelle sei der sehenswerte Knastfilm PICCO empfohlen, der leider nicht allzu bekannt ist, aber zeigt, dass pauschale Vorbehalte gegen deutsche Filme Unfug sind.
Es ist halt Netflix…es ist halt deutsch
Die Wohnungen, Menschen, Beleuchtung und Klamotten in BRICK hätten allerdings auch in einem Til Schweiger – Film stattfinden können. Auch wenn der Film zum Ende hin eine Schippe Härte nachschiebt, mit der gar nicht zwingend zu rechnen war, bleibt der Eindruck, dass man es hier jedem einzelnen Netflix-Kunden recht machen wollte. Jedes Genre wird angekratzt, was neben ScyFi, Drama, Thrill und Mystery auch mal ein Lacherchen bedeutet, aber dadurch ist BRICK nie konsequent, dafür aber oberflächlich.
Das gilt leider auch für die Figuren und Acting. Auch wenn sich Schweighöfer als Schweiger-Buddy und XXXL Lutz – Hampelmann in unsere Köpfe gebrannt ist, glaube ich, dass er mehr kann, er zeigt es nur mal wieder nicht. Frederick Lau kann es hingegen eindeutig besser, lässt das sogar hier und dort aufblitzen, agiert insgesamt aber als zwilichtiger, aufbrausender Drogendulli ohne erkennbaren Fahrplan.

Nimmt man dann noch einen übertrieben lachenden Bösewicht, der sich selbst anscheinend ganz dufte findet und CGI-Effekte aus der Bronzezeit, schabt BRICK schon an der Unterdurchschnittlichkeit.
Allerdings muss man auch sagen, dass sich über Logiklöcher hinwegsehen lässt, der CGI-Einsatz zum Glück gering ist und BRICK darüber hinaus kaum wirklich unangenehm auffällt.
Fazit zu BRICK
Das hätte schlimmer werden können, das hat man aber auch schon besser gesehen. BRICK ist 0815-Ware in bekannter Netflix-Manier dessen vermeintlich ungewöhnliche Prämisse doch ziemlich bekannt wirkt.








