Welchen Sinn macht ein Review, wenn die Kernaussage ist, dass man den Text am besten gar nicht liest, sondern den Film direkt anschaut?
Das hat nichts damit zu tun, dass man 10 CLOVERFIELD LANE bedingungslos empfehlen könnte (es wird eine ganze Reihe Menschen geben, die mit dem Film nichts anfangen können), aber dies ist einer jener Streifen, der so viele Wendungen, Twists und Genresprünge nutzt, dass jedes weitere Wort als Spoiler verstanden werden könnte.
Auch wenn wir wie immer nicht zu viel verraten wollen, sei all jenen, die Angst vorm Weiterlesen haben also gesagt, dass 10 CLOVERFIELD LANE kein alltäglicher Film ist und daher auch nur gesehen werden sollte, wenn man genau darauf gefasst ist.
Dabei klingt die Geschichte um Michelle, die nach einem Unfall gefesselt in einem kargen Kellerraum erwacht, noch nach Standardformel. Doch Howard, der vermeintliche Entführer, befreit sie schnell, erzählt ihr dafür aber, dass sie sich in einem Bunker befindet, weil es an der Erdoberfläche einen Angriff gab und die Luft kontaminiert ist…
Kann die junge Frau dem kräftigen älteren Mann, der offenbar bestens für diese Situation gewappnet scheint, vertrauen? Und welche Rolle spielt Emmett, der ebenfalls im Bunker überlebt hat?
Aufmerksamen Filmfans ist natürlich schon bei Ankündigung des Filmtitels das Wort CLOVERFIELD ins Auge gesprungen, wo ebenfalls die Erde angegriffen wurde und der Kopf der Freiheitsstatue von Monstern abgebissen wurde.
Ob und in welchem Zusammenhang die Filme stehen, bleibt lange unklar, aber es sei verraten, dass die Welt über dem Bunker die meiste Zeit ohnehin nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Zwar zweifelt Michelle verständlicherweise am Wahrheitsgehalt von Howards Aussage und mal ehrlich, wer will gerne mit fremden Menschen in einem Betonsarg unter der Erde leben? Zumal sich Howard nicht immer von seiner besten Seite zeigt.
Als Zuschauer wissen wir nie mehr als Michelle und natürlich hilft das, sich in ihre Lage zu versetzen. Howard vertrauen? Fliehen? Kann man ungefährdet nach draußen? Oder ist es doch gar nicht so übel in dem relativ luxuriös ausgestatteten Bunker.
Man muss sicher nicht zu viel hineininterpretieren, wer das möchte, findet an dieser Stelle aber womöglich sogar die Gelegenheit über innere und äußere Politik nachzudenken.
Howard wird gespielt vom immerguten John Goodman (RED STATE), Michelle von Mary Elizabeth Winstead (THE THING) und Emmett von John Gallagher Jr. (HUSH). Auch wenn die Figur des Emmett etwas mehr Eigenleben hätte vertragen können, bilden die drei einen Cast, der sich keine Fehler erlaubt.
Naturgemäß handelt es sich aufgrund der begrenzten Location und dem kleinen Personenkreis um ein Kammerspiel. Auch das muss man mögen, schon weil es immer wieder ruhige, manchmal regelrecht entspannte Momente gibt, in denen die drei Bewohner ein nahezu normales Leben führen. Andererseits ist man eben niemals vor der nächsten Überraschung gefeit, die jederzeit unerwartet um die Ecke kommen kann.
Tatsächlich ist das Fluch und Segen zugleich: 10 CLOVERFIELD LANE ist einzigartig (selbst wenn man nur die hier angesprochenen Elemente berücksichtigt), aber fordert von seinem Betrachter auch viel Flexibilität und nicht jeder wird jede Kehrtwende mögen, was weniger mit logischer Nachvollziehbarkeit als den schon angesprochenen Genrehüpfern zu tun hat.
Spannend bleibt das Ganze aber jederzeit und letztlich ist es das worauf es ankommt.