Mit 1992 hat Netflix zum Ende des Jahres eine sechsteilige Serie aus Spanien veröffentlicht. Es handelt sich um einen großen Mix von verschiedenen Genres. Von Drama über Krimi, Thriller und Action ist alles dabei. Wer sich häufiger in der spanischen Medienlandschaft aufhält, dürfte die beiden Personen in den Hauptrollen eventuell wiedererkennen: Marian Álvarez und Fernando Valdivielso haben bereits in diversen spanischen Produktionen mitgewirkt.
Inhalt von 1992
In Madrid gibt es eine Explosion bei einem Autohändler. Zwei Menschen sind tot und einer ist der Ehemann von Amparo. Die Polizei legt den Fall als Unfall zu den Akten, Amparo glaubt aber nicht daran und beginnt, mit dem ehemaligen Polizisten Richi zu recherchieren. Bald befinden die beiden sich in einem düsteren Strudel aus Verbrechen und Korruption und versuchen, den Fall zu lösen, bevor es zu weiteren Opfern kommt.
Resümee zu 1992
Die Serie fängt vielversprechend an: Es wird ein düsteres Bild von Madrid gezeichnet, das in 1992 ständig im strömenden Regen zu sehen ist, es gibt eine Explosion, einen geheimnisvollen Mann, der den Tatort verlässt, und nicht viele Hinweise, weshalb der Ehemann von Amparo gestorben ist. Es macht also nur Sinn, dass sie und Richi, ein Freund von ihrem verstorbenen Mann, beginnen etwas nachzuforschen. Sie stoßen ziemlich schnell auf die Expo 1992 in Sevilla, die offenbar irgendeine Rolle spielen muss, aber die wirklichen Zusammenhänge werden erst nach und nach deutlich.
Dabei ist das Ganze zunächst spannend umgesetzt und man wird selbst neugierig darauf, was genau bei dem Autohändler geschehen ist und wer für das Leid von Amparo verantwortlich ist. Die düstere Atmosphäre wird durch die farblosen Bilder und den schier endlos wirkenden Regen in der Stadt unterstützt. 1992 wirkt vor allen in den ersten Folgen wie ein moderner Film Noir, was allerdings im Verlauf der Serie leider verloren geht und es sich in die Richtung eines generischen Thrillers entwickelt, der so auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gezeigt werden könnte.
1992 hat einen interessanten Einstieg, der ebenfalls clever wirkt, und hat im Verlauf dann ein paar Szenen, wo man nur den Kopf schütteln kann, weil sie so undurchdacht wirken. Beispielsweise fällt weder im Luxushotel noch im Altenheim eine Person auf, die vermummt und mit Flammenwerfer auf dem Rücken durch die Flure geht. Amparo tut sich mit einer Polizistin aus Sevilla zusammen und die beiden gehen in ein Bordell, um die dort Arbeitenden zu befragen. Und anscheinend weiß die Polizistin nicht, dass genau in dem Bordell ein sehr brutal geltender Zuhälter herrscht und die beiden so natürlich in einer brenzligen Situation landen. Sicher, das ist auf den ersten Blick spannend, aber etwas später fragt man sich schon, weshalb es diese Szene überhaupt gab.
Die beiden Protagonist*innen, Amparo und Richi, bleiben leider beide sehr flache Charaktere. Richi ist nur sein Alkoholismus, und zu seinem Hintergrund erfahren wir leider so gut wie nichts. Amparo hingegen wird nur in ihrer Trauer und Wut und in Zusammenhang mit ihrem verstorbenen Ehemann gezeigt. Dafür, dass 1992 insgesamt eine Laufzeit von knapp fünf Stunden hat, erfährt man sehr wenig über die einzelnen Personen und am Ende bleiben Fragen offen. Beispielsweise, was es mit dem Latex und dem Täter auf sich hat.
Zusammengefasst hat 1992 ein paar Stärken, wie den spannenden Anfang und die zunächst gut gemachte düstere Atmosphäre. Leider schwächeln diese im Verlauf der sechs Episoden sehr ab und am Ende bleibt davon nicht viel übrig. Es gibt durchaus bessere Serien in diese Richtung, wie beispielsweise TOP OF THE LAKE oder THE SINNER.