Wenige Schauspieler sind in der Lage wirklich unterschiedliche Rollen in wirklich unterschiedlichen Genres zu spielen, aber immer wieder zu überzeugen.
Mads Mikkelsen ist aber einer von ihnen und egal ob es um Drama (DIE JAGD), Western (THE SALVATION), Mystery (DIE TÜR) oder auch kannibalische Serienmörder (HANNIBAL) geht, er macht den Job.
Wovon handelt ARCTIC?
In ARCTIC spielt er den einsamen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes, der in einer frostigen Wildnis bestehen muss. Die Rettung steht unmittelbar bevor, doch dann kommt alles anders und statt nur um sich selbst, muss er sich plötzlich auch noch um eine schwer verletzte Frau kümmern.
Und er muss sich entscheiden, ob die beiden in dem vergleichsweise sicheren Flugzeugwrack auf Hilfe hoffen oder sich selbst aufmachen, um der Situation zu entkommen.
ARCTIC ist ein bodenständiger Survivalfilm, der nur drei Schauspieler enthält, von denen einer eine Kleinstrolle spielt.
Die anderen beiden, nämlich Mikkelsen als Overgård und Maria Thelma Smáradóttir als die namenlose junge Frau verlieren sich auch nicht gerade in stundenlangen Dialogen, was logisch erscheint, da die schwerverletzte kaum ansprechbar ist.
Dementsprechend ist ARCTIC nicht nur ein einsamer, sondern auch stiller Film.
ARCTIC ist eiskaler Minimalismus
Minimalismus herrscht auch beim Storytelling vor, denn vieles wird nicht erklärt, sondern lediglich gezeigt. Wenn wir Overgård zu Beginn in der Nähe eines Flugzeugwracks sehen, kann man auch ohne Rückblick leicht 1 und 1 zusammenzählen. Ohne spoilern zu wollen, auch das Ende kommt ohne definitive Aussage.
Auch dazwischen bleibt ARCTIC meist simpel. Zwar lauern Gefahren in Form von Eisbären, Felsspalten und natürlich Kälte auf die Überlebenden, aber dies ist kein Marvel-Film mit Bombast.
Im Gegensatz zu THE REVENANT wo Leonardo DiCaprio schwerstverwundet und auf Rache sinnend durch den Frost kroch, geht es Mads Mikkelsen vergleichsweise gut. Er kann sogar Fische fangen und entgeht damit auch dem hungrigen Schicksal des Rugbyteams in ÜBERLEBEN!
Dieser reduzierte Ansatz fordert dafür aber überdurchschnittliches Schauspiel und das besorgt Mikkelsen, dessen Mimik und Körpersprache das jeweils nötige Gefühl zum Ausdruck bringen.
Mikkelsen trägt den Film durch Packeis
Unterstützt wird das durch die solide Arbeit vom brasilianischen Regiedebütant Joe Penna, der davor lediglich durch einige Kurzfilme und sogar als erfolgreicher Youtuber auffiel und neben seinem Hauptdarsteller auch viele ansehnliche Aufnahmen der unwirtlichen Umgebung einfängt.
Wie zu hören ist, wurde ARCTIC in Cannes mit minutenlangen Standing Ovations geehrt. Das scheint dann doch etwas zu viel des Guten, denn der Film hätte gut und gerne 5 bis 10 Minuten kürzer sein können, ohne dass etwas gefehlt hätte. Auch wird die ruhige, unaufdringliche Machart nicht jedem zusagen und wie es die milde FSK-Freigabe andeutet, ist auch nicht mit Gewalteruptionen zu rechnen.
Fazit zu ARCTIC
Wer einen getragenen Überlebenskampf mit guter schauspielerisches Leistung zu schätzen weiß und Filme wie JUNGLE, 127 HOURS oder die oben genannten mochte, sollte dennoch einschalten.