Review: BUTCHERS: RAGHORN (2024)

butchers: raghorn
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 3.0

Please rate this

4/10 (4)

Darsteller: Corgand Svendsen, Sam Huntsman, Hollie Kennedy
Regie: Adrian Langley
Drehbuch: Kolin Casagrande, Adrian Langley
Länge: 89 min
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 03. Oktober 2024 (Kino)
FSK: ab 18

BUTCHERS ist ein austauschbarer Backwood-Film aus dem Jahr 2020, der in Deutschland nie veröffentlicht wurde. Diese Woche erscheint dafür die Fortsetzung BUTCHERS: RAGHORN, die unerwarteterweise gleich ins Kino gehoben wird.
Das ist ungewöhnlich, aber wer weiß, vielleicht hat Adrian Langley, der wieder für Regie, Buch, Kamera, Produktion und Schnitt verantwortlich war, ja noch ein Ass im Ärmel.

Wovon handelt BUTCHERS: RAGHORN?

Vier bewaffnete Entführer sind auf dem Weg zu ihrem Unterschlupf. Mit dem Opfer im Kofferraum haben sie in den Wäldern einen Unfall mit einem Hirsch, der blutig endet. Und dann sind da noch die perversen Rednecks, die hier leben.

Zunächst die gute Nachricht: wer verunsichert ist, ob man Teil 2 sehen sollte, ohne Teil 1 geschaut zu haben, kann beruhigt werden. BUTCHERS: RAGHORN kann man wahlweise als Fortsetzung oder Remake sehen, denn außer der grundsätzlichen Backwood-Thematik haben die beiden Filme keinen direkten Bezug zueinander.

butchers: raghorn filmkritik

Dass BUTCHERS: RAGHORN durch die Kidnapper-Story mehr Plot als Teil 1 mitbringt, ist lobenswert, aber nicht schwer. Die Figuren sind hingegen ähnlich platt und in diesem Fall sogar unsympathisch.
Dass hier brutale Gangster auf gestörte Hillbillys treffen, erinnert etwas an WRONG TURN 3, der ein cineastischer Alptraum war.  In jedem Fall wird man als Beobachter niemanden so schnell ins Herz schließen.

Ein Film ohne Sympathieträger

Vielleicht aber ja zumindest den armen Hirsch und das arme Entführungsopfer, auf das wir gleich noch näher eingehen.
Die Entführer sind sich jedenfalls nicht mal untereinander grün, wirken bunt zusammengewürfelt und machen nicht für 10 Cent den Eindruck, als hätte hier eine verschworene Bande einen Masterplan. Stattdessen wissen drei nicht mal, wohin sie fahren und der vierte ist blöd genug, auf einem Feldweg besagten Wapiti umzurumsen.

Auf der anderen Seite sind die beiden Waldbewohner. Der eine ist ein hässlich-dumpfer Mutant mit dem subtilen Namen „Crusher“, der andere wirkt da ausgefuchster, sieht auch aus wie ein Mensch, hat aber ebenfalls abnorme Züge. Zwar spielt der Typ Blues als wäre er Tommy Johnson, schreckt aber auch vor Kastrationen nicht zurück. Letzteres sah man leider schon zu oft und nie in guten Filmen.

Zuletzt ist noch ein Sheriff des nahegelegenen Städtchens zu erwähnen, der zwar ein guter Kerl zu sein schein, aber auch nicht gerade das Helden-Cape umhängen hat.

butchers raghorn rezension

Das Schöne an BUTCHERS: RAGHORN ist, dass man dafür nie sicher sein kann, wer als nächstes den Löffel abgeben muss. Dieses Keiner-ist-sicher-Feeling ist ein kleiner Zugewinn – zumal auch der ein oder andere „Tote“ noch mal aufersteht. Aufgrund der geringen Sympathiedichte, ist das Sterben an sich aber auch wichtiger als die Figur.

Und diesbezüglich gibt man sich zeigefreudiger als in Teil 1, der die unmittelbaren Kills gerne ins Off verlagerte.
Was dafür zunächst gar nicht gezeigt wird, ist das Gesicht des Entführungsopfers und das hat einen Grund. Den verraten wir euch aber nur hinter einer Spoilerwarnung.

Denn die vermeintliche junge Frau, die wir anfangs in dünnen Klamotten im Kofferraum ihrer Entführer sehen, entpuppt sich als -zumindest biologischer- Mann.
Gespielt wird die Figur auch von einem Mann, ob sie im Film eine Transperson, einen Mann in Frauenkleidern oder doch nur eine männlich aussehende Frau darstellen soll, wird nicht final geklärt.

butchers: raghorn review

Ein stumpfer Film….aber mit einem unerwarteten Moment

In jedem Fall dürfte BUTCHERS: RAGHORN damit den gewagtesten Gender-Twist seit CAMP DES GRAUENS aufweisen. In Zeiten in denen die eine Zuschauerseite, die Angst vor Regenbögen hat, gegen die Wokeness wettern wird, während die andere, die jede noch so ungelenke filmische Diversität gutheißt, eine gelungene Inklusion zelebrieren wird, ist dieser Reveal vielleicht sogar noch größer.

Auch wenn das Geheimnis erst nach einer Stunde gelüftet wird, was darauf hinweist, dass man sich bewusst Zeit dafür nahm, bleibt die Frage, ob ein wirklich wirklich einfach gestrickter Film mehr damit zum Ausdruck bringen wollte, geschweige denn ein sozio-politisches Statement beabsichtigte oder doch nur eine unerwartete Person unter dem Sack hervorzaubern wollte.

Immerhin, dieser Teil des Film regt auf seine Weise zum Denken an. Das kann man über andere Momente nicht sagen.
Wie in Teil 1 findet sich mit dem Dialog „Ihr seid wie die Typen in Texas Chainsaw Massacre“, „Wir sind hier nicht in Texas“ eine Anspielung auf die Vorbilder, macht aber nicht mehr, als diese nachzubauen.

Fazit zu BUTCHERS: RAGHORN
Wie Teil 1 ist auch BUTCHERS: RAGHORN daher nur für schmerzfreie Mutanten, die sich nicht wundern, dass man dem angefahrenen Hirsch den Kopf abschneidet, den Rest (samt Auto und Leiche darin) aber zurücklässt, wo alles leicht gefunden werden kann, während die Waldhütte nur ein paar Minuten weiter steht.

Dies ist der erstaunlichste Kinostart seit langem und das ist kein Kompliment.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert