In Großbritannien existiert seit einigen Jahren eine Horrorwelle, die ein eigenes Subgenre bildet, aber hierzulande kaum auch nur eine Bezeichnung findet. CITADEL und Filme wie F, COMEDOWN, HEARTLESS, TOWER BLOCK und ATTACK THE BLOCK weisen einige Gemeinsamkeiten auf: Heruntergekommene, urbane Landschaften und phantomhafte, meist jugendliche Übeltäter, die mit großer Brutalität vorgehen und an die Alpträume erinnern, die man tagtäglich in den Nachrichten findet.
Vom „Broken Britain Horror“ ist die Rede und Ciaran Foy, Autor und Regisseur von CITADEL sprach in einem Interview vom „Hoodie Horror“, weil in einigen Filmen die Bösewichte unter Kapuzenpullis stecken.
Wovon handelt CITADEL?
CITADEL passt jedenfalls in diese Gruppierung. Dass Foy, der selbst aus Irland stammt, selbst einmal von einer anonymen Gruppe Jugendlicher zusammengeschlagen wurde, was zu einer Agoraphobie (vereinfacht: der Angst, das Haus zu verlassen) führte, lässt den oft bemühten Satz „Beruht auf wahren Begebenheiten“ nicht nur als flauen PR-Gag dastehen.
Auch Hauptfigur Tommy leidet an dieser Phobie, nachdem er hilflos mit ansehen musste, wie Jugendliche seine schwangere Freundin tödlich verletzen. Ihm bleibt nur seine kleine Tochter. Doch nach wie vor wird er von den Maskierten bedroht, die um sein Haus schleichen. Als sie sogar das Kind entführen, macht er sich zusammen mit einem alten Priester auf, um sie aus einem verfallenen Wohnblock zu befreien.
CITADEL zeigt, wo das Böse wohnt
Auch ohne die Biographie des Regisseurs zu kennen, wirkt insbesondere die erste Filmhälfte unangenehm authentisch. Wir erleben Tommy, der versucht mit der Situation klarzukommen, ein Kind großziehen muss und eine Therapie macht. Der desolaten Nachbarschaft konnte er nicht entkommen und dieser Ort hat nichts von einem Zuhause.
Kernstück des Films ist die Aussage, dass die Rowdies und Schläger die Angst potentieller Opfer förmlich riechen und an der Körpersprache ablesen können. Davon erfahren wir zunächst in Tommys Therapie, später wird das Thema auf andere Weise erneut aufgegriffen, als der Film eine fantastischere Färbung annimmt.
Auf wahren Begebenheiten beruhend…
CITADEL hält sich recht bedeckt, wer oder was unter den Kapuzen steckt. Während klar wird, dass es keine gewöhnlichen Menschen sind, bezeichnet sie der Priester einmal als Dämonen, lacht Tommy aber sofort aus, als dieser ihm Glauben schenkt. Eine eindeutige Klassifizierung gibt es nicht, für Tommy (und Ciaran Foy) sind sie wohl einfach das willkürlich Böse und symbolisieren das Geschwür einer zerfallenden Gesellschaft. Sie erinnern aufgrund ihrer Kleidung und Gestalt an Kinder/Jugendliche und damit auf einer anderen Ebene an eine dunkle Zukunft.
Fazit zu CITADEL
Trotz dieses Ausflugs ins Surreale (der sicher nicht jedermanns Geschmack ist) bewahrt sich CITADEL immer seine Nähe zur Realität und erzeugt damit einen sehenswerten Beitrag zum neuen britisch-irischen Horror.
Herrlicher Film, leider ziemlch unterbewertet und bei weitem nicht so gut angekommen, wie ich mir erwartet hätte. Aneurin Barnard’s Performance ist Wahnsinn!