Eine Sache vorweg: Hier besteht Verwechslungsgefahr.
DADDY’S GIRL ist nicht DADDY’S LITTLE GIRL, obwohl in beiden Filmen gefoltert wird und beide Filme bei Pierrot Le Fou erschienen.
Doch wo DADDY’S LITTLE GIRL von unreflektierter Zurschaustellung von Rachegelüsten befeuert wurde, versucht uns DADDY’S GIRL Einblicke in die schwierige Beziehung eines psychopathischen Vaters und seiner Stieftochter zu bieten.
Story:
Zoe lebt nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Stiefvater John auf dem Land, nahe einer kleinen Stadt.
Dass die beiden eine sexuelle Beziehung haben, wäre ungewöhnlich genug, doch Zoe dient John auch als Lockvogel für grausame Morde. Gemeinsam ziehen die beiden durch die umliegenden Kneipen und nehmen junge Frauen mit nach Hause, die John genüsslich foltert.
DADDY’S GIRL ist nicht DADDY’S LITTLE GIRL
Zoe ist dieses Treiben im Grunde zuwider, doch sie kommt nicht von ihrem Ziehvater los und so ist alles, was sie für die Opfer tun kann/will, ihnen einen schnelleren Tod zu bereiten.
Gleichzeitig fällt einem jungen Kleinstadtpolizisten ein Dokument in die Hände, das zeigt, was John in der Vergangenheit trieb….
Das alles klingt bis hierhin nicht übel und es hätte sich daraus ein perfides Killer & Helfer – Psychospiel a la CHAINED entwickeln können, aber diese Tiefe erreicht DADDY’S GIRL leider selten.
Man muss dazu wissen, dass die Geschichte hinter dem Film bereits 2003 entstand, also etwa zu einer Zeit, als der junge James Wan einen Kurzfilm namens SAW drehte und sich ein junger Eli Roth daran machte, erste Entwürfe für HOSTEL niederzuschreiben.
Vielleicht hätte man also gut daran getan, DADDY’S GIRL ebenfalls mit der großen Torture Porn – Welle auf den Markt zu werfen und dabei in die Vollen zu gehen.
Dass die Story 2003 ihren Lauf nahm, ist übrigens auch einem hübschen Detail zu entnehmen, das anhand eines realen Folterfalls zeigt, warum John tut, was er tut. Ob es sinnvoll ist, dieses 15 Jahre später wieder aufzugreifen, steht aber auf einem anderen Blatt.
Blutig ist der Film zwar und John liebt es seinen Opfern Stromstöße zu verpassen, was dann auch zu einer FSK „ab 18“ führte, es ist aber nicht so, dass das Hauptaugenmerk des Streifens auf den Qualen der Entführten liegt.
Tatsächlich finden sich recht viele Dialoge und Zwischenmenschliches. Ansonsten wäre da noch die Ermittlungsarbeit von Deputy Scott, der der einzige Polizist zu sein scheint, dem auffällt, dass in der kleinen Stadt ganz schön viele Frauen abhandenkommen.
Scott wird übrigens von Jesse Moss gespielt, dem bösen College-Kid aus TUCKER & DALE VS. EVIL.
Ein Film ohne Zielpubikum
Bekanntestes Gesicht des Casts ist aber Costas Mandylor, der in diversen SAW-Filmen auftrat und seitdem diesen Bekanntheitsgrad nutzt, um (teilweise) übelsten Schundfilmen (HYENAS, BITE) seinen Namen fürs Cover zu leihen.
Costas ist dabei gar kein schlechter Schauspieler. Es ist nicht so, dass er viel falsch macht, es ist nur so, dass er wenig richtig gut macht.
Das gleiche kann über DADDY’S GIRL gesagt werden: egal wohin man schaut, die Kamera, die Schauspieler, die Effekte, es gibt keinen Grund sich in Fremdscham die Hand vors Gesicht zu schlagen und trotzdem fehlt ein Spannungsbogen oder eine Figur mit der man leidet.
So wie der Film zeigt wie John Sex mit Zoe hat (nämlich ganz züchtig unter der Bettdecke), hat er auch an anderen Stellen Angst vor der eigenen Courage und scheint sich selbst immer wieder zu zügeln.
Fazit:
DADDY’S GIRL ist ein Film ohne Zielpublikum.
Fans psychologischen Thrills reicht das bisschen Küchenpsychologie nicht aus und wer nur dem Foltermeister über die Schulter sehen will, findet anderenorts ausführlichere Anleitungen.