
Creepypasta sind Grusel- oder Horrorgeschichten, die im Internet verbreitet werden und dort manchmal eine Art Eigenleben entwickeln. Es ist kein Wunder, dass diese Geschichten mittlerweile als Vorlagen für Horrorfilme genutzt werden, und so ist beispielsweise SLENDER MAN entstanden.
DEAR DAVID nutzt als Vorlage einen Twitter-Thread von dem Illustrator Adam Ellis, in welchem er von unheimlichen Vorkommnissen in seiner Wohnung berichtet. Wer 2017 im Internet unterwegs war, hatte damals gute Chancen, über den Thread zu stolpern, zumal die Geschichte auch bei Buzzfeed publiziert wurde, wo Ellis zu der Zeit gearbeitet hat. Wer die Tweets lesen möchte, kann das zum Beispiel hier tun. Mit der Verfilmung hat Ellis selbst nichts zu tun, da die Rechte bei Buzzfeed lagen. Aber werfen wir nun einen näheren Blick auf den Film.
Inhalt von DEAR DAVID
Der Illustrator Adam erlebt eine Menge unheimliche Dinge, nachdem er auf Twitter die Aufmerksamkeit eines Accounts mit dem Handle Dear David auf sich gezogen hat. Er ist davon überzeugt, dass er vom Geist eines Jungen heimgesucht wird. Da sein Chef bei Buzzfeed mehr „authentischen Inhalt“ wünscht, beginnt er von den Ereignissen auf Twitter zu berichten. Die Situation beginnt Adam zunehmend zu zermürben.
Resümee zu DEAD DAVID
Der Film fängt mit einer Einführung des Protagonisten Adam an. Adam arbeitet bei Buzzfeed und veröffentlicht dort seine Comics, die nicht bei allen Leuten gut ankommen. Als er eines Nachts auf provozierende Kommentare zu seinem Comic ähnlich provozierend antwortet, trifft er auf David. Der Geist beginnt ihn in seinen Träumen und Schlafparalysen zu verfolgen, so dass Adams geistiger Zustand darunter zu leiden beginnt. Der Beginn von DEAR DAVID ist vielversprechend genug, das Setting wirkt recht interessant und Adam sympathisch genug. Allerdings sind dies keine Garantien für einen guten Film.
Da der Thread bei Twitter wahrscheinlich nicht genug Stoff für einen Film mit 94 Minuten Laufzeit bot, wurde die Handlung um ein paar Dinge erweitert. Beispielsweise werden immer wieder die Beziehungsprobleme von Adam und auch aggressive Kommentare im Internet thematisiert. Diese Nebenhandlungen werden zwar lose mit der Geschichte um David verbunden, nehmen aber recht viel Raum ein, der hätte besser genutzt werden können.
Größtes Manko von DEAR DAVID ist die fehlende Spannung. Während die Vorlage es immer wieder schafft, für erhöhten Puls zu sorgen, plätschert der Film häufig seicht vor sich hin. Es gibt ein paar spannende Momente, die meiste Zeit passiert aber wenig oder das Gezeigte ist einfach nicht unheimlich.
Es gibt ein paar Szenen, die man aus so gut wie jedem anderen Geisterfilm kennt: Nebel, der unter einer Tür durchkriecht, und Möbel, die sich wie von selbst bewegen. Das sind im Grunde solide Mittel, um eine gruselige Atmosphäre zu schaffen, aber bei DEAR DAVID möchte das trotzdem nicht so richtig klappen.
Neben der fehlenden Spannung ist ein weiteres Problem, dass es zum Teil Szenen gibt, wo das Publikum ins Überlegen kommt, ob dies nun lustig sein soll oder unfreiwillig komisch ist. Vor allem die Szenen am Arbeitsplatz wirken teils deplatziert in einem Film über den Geist eines Kindes.
DEAR DAVID hat eine spannende Creepypasta zur Vorlage, aber nutzt das Potenzial nicht wirklich. Es geht zu viel um Nebenhandlungen, und dadurch geht die Spannung verloren, die ein Geisterfilm unbedingt braucht. Es ist nicht genug, ein paar gruselige Elemente aneinanderzubasteln und zu hoffen, dass das Publikum schon zufrieden sein wird. Wer ein klitzekleines bisschen Grusel sucht, könnte mit DEAR DAVID zufriedenzustellen sein, alte Horrorhasen suchen sich besser einen anderen Film.