
Als der Appetit auf Horrorfilme in den 90er Jahren nachließ und immer mehr ramschige B-Ware veröffentlicht wurde (man darf darüber spekulieren, was davon was bedingte) kamen mehr Thriller auf den Markt. 30 Jahre später bahnt sich eine ähnliche Situation an und DROP – TÖDLICHES DATE scheint da genau die rechte Art Film zur rechten Zeit.
Wovon handelt DROP – TÖDLICHES DATE?
Violet hat eine unglückliche Beziehung mit häuslicher Gewalt hinter sich. In ihrem ersten Date seit Langem ist sie mit Henry in einem gehobenen Restaurant verabredet. Als sie über eine App ständig Memes und Nachrichten erhält, findet sie das anfangs lustig, dann bedenklich und schließlich muss sie feststellen, dass sie ihren kleinen Sohn, der zuhause wartet, nur schützen kann, wenn sie den Forderungen des Unbekannten nachkommt.
DROP – TÖDLICHES DATE erinnert in seiner Machart an Filme wie NICHT AUFLEGEN!, RED EYE oder GRAND PIANO, wo der Protagonist in einer Situation ebenfalls „ferngesteuert“ wurde.
Diese Werke haben ein unkonventionelles Setting, aber auch die ein oder andere Logiklücke und konstruiert wirkende Momente gemein. DROP reiht sich hier nahtlos ein.
Das schnieke Restaurant ist voll mit auffälligen Figuren, die Violet in Windeseile kennenlernt. Gleichzeitig bietet sich jeder dieser farbenfrohen Gestalten, die von einer freundlichen Barkeeperin, über einen exaltierten Kellner bis zu einem freundlichen älteren Herrn mit Blind Date oder einem unangenehmen Pianisten reichen, als potentieller Täter an.
Mitraten ist also angesagt und für eine Weile macht sowohl dieses Wodunnit als auch Violets Verhalten Spaß, bei dem sie ihr Date und auch den Verbrecher bei Laune halten muss und zwischen Vorspeise, Weinkarte und heimischer Überwachungscam auch noch den perversen Anweisungen zu folgen hat.
Da ist mehr Fremdscham angesagt als in einer Folge FIRST DATES und als Henry würde man wohl rasch das Weite suchen. Dass der Mann Geduld mitbringt kann der Film aber noch semi-glaubwürdig vermitteln.
Dass der Bösewicht (ACHTUNG SPOILER) aber offenbar die Muse hat vor Ort zu sein, Memes zu basteln, die Kameras im Restaurant zu überwachen, Wanzen zu platzieren und für Violet Gegenstände zu hinterlassen, die sie für einen Mord braucht, während gleichzeitig auch noch ein Komplize Violets babysittende Schwester und den kleinen Sohn bedroht, scheint verdammt viel Aufwand, wenn man bedenkt wie viel leichter man das verbrecherische Ziel hätte erreichen können.
DROP – TÖDLICHES DATE stammt von den Drehbuchautoren FANTASY ISLAND und WAHRHEIT ODER PFLICHT, zwei Blumhouse-Ödnissen und auch DROP wurde von Blum produziert. Das Ergebnis ist so „rund“ wie man es erwarten darf. Da weiß man dann auch, dass jede Kleinigkeit, die zu Beginn des Films kurz gezeigt wird, noch einmal wichtig sein wird.
Dort sieht man dann beispielsweise eine gewalttätige Situation zwischen Violet und dem gemeinen Ex oder auch nur ein ferngesteuertes (meine Güte wie sinnbildlich) Auto durchs Bild fahren und ahnt, dass diese Dinge auf dem Reißbrett der Autoren verknüpft sind.
Was man nicht ahnt, ist WIE lächerlich dieses baufällige Kartenhaus aufgestellt wurde.
Wer gerne auf Links klickt, die ihm Millionen Euro oder wenigstens ewiges Leben versprechen, wird auch dem Schmu glauben, den DROP verkaufen will, alle anderen werden aber feststellen, dass der Film selbst für einen „Hirn aus“ – Streifen zu wenige Qualitäten mitbringt, weil er zu allem Unglück versucht smarter zu sein als er ist.
Fazit zu DROP – TÖDLICHES DATE
Mit den besseren Thrillern der 90er (oder jedem anderen Jahrzehnt) hat dieses Machwerk wenig gemein.
Nach einer anständigen ersten Filmhälfte bleibt in der zweiten nur die Fremdscham, die man für Violet auf der Leinwand und die Autoren im echten Leben empfindet, aber auch die eigene Scham fürs eigene Dasein, weil man diesen Unfug zu Ende geschaut hat.
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