Immer, wenn ein Film mehrere Jahre in einer Schublade verbrachte, bevor er (bei uns) veröffentlicht wird, steht die Frage im Raum, weshalb das wohl so lange brauchte.
Die Gründe sind oft vielseitig, im Falle von HAUNTED CHILD liegt aber der Verdacht nahe, dass sich niemand ans Marketing herantraute, weil der Film schwer zu packen und nicht einem einzigen Genre zuzuordnen ist.
Story:
Als ihr Vater stirbt, kehrt Cathrine in den nun leerstehenden Landsitz der Familie zurück, um das Haus zu verkaufen.
Sie verbrachte dort ihre Kindheit, doch Erinnerungen fehlen ihr seltsamerweise.
Das Anwesen an den Mann zu bringen, gestaltet sich schwierig, denn der lokale Makler scheint sich verängstigt um seine Arbeit zu drücken und auch andere warnende Stimmen aus dem Dorf deuten darauf hin, das etwas nicht stimmt.
Alleine ein kleines Mädchen, das immer wieder in der Umgebung auftaucht, scheint Cathrine wohlgesonnen und sie versteht, dass sie tief in den Gemäuern und ihrer eigenen Vergangenheit wühlen muss, um das Geheimnis zu lüften.
Wenn nicht mal ein Makler Geld mit deinem Haus verdienen will…
Das klingt erst Mal nicht weiter ungewöhnlich und vermarktbar, aber HAUNTED CHILD mischt nicht nur Mystery- und Horrorelemente, er versucht auch laute Schockszenen und Slowburn-Grusel unter einen Hut zu bringen. Auch dagegen spricht grundsätzlich nichts, aber wer Teenie-Jumpscares a la
HAUNTED CHILD ist kühl wie ein Eisbad
Es ist nicht so, als könne ein stimmungsvoller Film nicht hier und da einen Schock gebrauchen, aber HAUNTED CHILD wirkt wie ein Erwachsener, der ein Reihenmittelhaus besitzt und karierte Kurzarmhemden trägt, aber glaubt cool zu sein, weil er das Wort „cool“ im Sprachgebrauch hat.
So wirken diese modernen Elemente zu künstlich und zu sehr vom Soundeinsatz überladen, als dass man sie schätzen könnte.
Es wäre also in diesem Fall besser gewesen die ruhige Schiene zu fahren, was den ansprechenden Aufnahmen des norwegischen Winters in jedem Fall entgegengekommen wäre. An dieser Stelle zeigt Regisseur Carl Christian Raabe, der zuvor einen Dokumentarfilm drehte und ansonsten als Fotograf und Kameramann aktiv war, dass er was von schönen Bildern versteht.
Er schafft es auch, dem Beobachter die Kälte näherzubringen und das Haus, das den Hauptschauplatz bildet, wirkt trotz Kaminfeuer unterkühlt wie ein skandinavischer Januarmorgen.
Die Story ist hingegen bemüht und nicht ohne Reiz, doch so wie der furchtsame Makler ein Klischee ist, ist auch das Ende des Ganzen absehbar.
In Summe wirkt HAUNTED CHILD wie ein Film, der von Menschen stammt, die Talent haben, hier aber eine Auftragsarbeit verrichten und/oder von Horror wenig verstehen. Das macht ihn nicht unschaubar, aber man beginnt zu verstehen, warum er erst vier Jahre nach Entstehung seinen Weg nach Deutschland fand.