Als Maryann aufs Land zu ihren Großeltern zieht, fühlt sich die Heranwachsende zunächst einsam, doch bald lernt sie Andy kennen, einen kränklichen Jungen aus der Nachbarschaft, der an den Rollstuhl gefesselt ist, zuhause unterrichtet wird und das Haus nie verlässt.
Anders als erwartet freuen sich Andys Eltern aber nicht, dass ihr Sohn etwas Gesellschaft hat, sondern verbieten ihm den Umgang mit Maryann. Doch die lässt sich davon nicht aufhalten und entdeckt, dass mit dieser Familie etwas nicht stimmt.
HAUS DES ZORNS lässt es langsam angehen. Viel langsamer als es der wütende Titel und das Gruselcover mit einem milchäugigen Andy vermuten lassen, aber das ist nicht schlimm, denn man hat anfangs den Eindruck es mit einem gut gespielten Drama zu tun zu haben, bei dem vor allem Samantha Morton, die Andys Mutter, eine Ärztin, spielt, positiv auffällt. Es zeichnet sich rasch ab, dass ihre Figur nicht alle Tassen im Schrank hat, aber die Wankelmütigkeit zwischen besorgter Mutter und herrischer Furie ist zunächst durchaus gelungen.
Zwar drängen sich nicht nur inhaltliche, sondern auch charakterliche Parallelen zu Kathy Bates in MISERY auf, die im Handumdrehen von Fan Nummer 1 zu schlimmster Alptraum wechselte, aber auch das wäre nicht weiter tragisch, wenn dieser Ansatz vernünftig kanalisiert würde, statt in Humbug zu münden.
HAUS DES ZORNS enthält gute Ansätze und eine unlogische Umsetzung
Das beginnt mit Kleinigkeiten, wie damit, dass Maryann Andy kennenlernt, indem sie in dessen Fenster einsteigt, was auch auf dem Land eine unkonventionelle Vorgehensweise ist.
Warum (und wie) Andy, der nicht mal gehen kann, vor seinem Fenster Mais anbaut oder was die Affäre seines Vaters mit einer Kollegin soll, die zwischendurch kurz thematisiert, dann aber wieder vergessen wird, sind nur einige weitere witzlose Nebenkriegsschauplätze, die ins Nichts laufen.
Der große Twist in HAUS DES ZORNS erfolgt bereits zur Halbzeit und kommt zwar wirklich unerwartet, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt aber vor allem deswegen, weil er keinen Sinn ergibt.
Auf den Spuren von MISERY
Ab hier wird ordentlich gespoilert.
Maryann entdeckt, nach einer abermals an MISERY erinnernden Szene, im Keller des Hauses ein voll eingerichtetes Krankenzimmer, wo ein weiteres bettlägerisches Kind im Koma liegt.
Da lässt sich glauben, dass dieses Zimmer auch als steriler OP-Saal genutzt wird, während nebenan ein zugiges Kellerfenster offen steht…oder dass das Kind (warum auch immer) bereits vor Jahren entführt wurde, aber die Familie nicht mal die Haustür abschließt, obwohl die immer neugierige Maryann permanent ums Haus schleicht….oder dass Maryanns Großeltern ihr diese Entdeckung nicht abnehmen, sie aber offenbar auch nicht zur Polizei gehen will… oder dass Andys eigener Vater ihm bei der Flucht helfen will, aber statt die leicht erreichbare Vordertür zu nutzen lieber das bewährte Fenster einschlägt….
Die Liste der Sinnlosigkeiten ließe sich nahezu beliebig erweitern.
Während Autor Stephen Lancellotti mit HAUS DES ZORNS sein erstes Drehbuch verfasste, saß auf dem Regiestuhl einer, von dem man besseres gewohnt ist, immerhin hat John McNaughton in jungen Jahren HENRY-PORTRAIT OF A SERIAL KILLER und später WILD THINGS gedreht.
Fazit zu HAUS DES ZORNS
HAUS DES ZORNS ist ein meist gut geschauspielerter, aber mies erzählter und unlogischer Film, der nicht weiß ob er Drama oder Thriller sein will und folgerichtig als nichts von beidem funktioniert.