Review: INCANTATION (2022)

Incantation: Cover
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 6.0

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7.6/10 (12)

Darsteller: u.a. Hsuan-yen Tsai, Ching-Yu Wen, Sean Lin, Ying-Hsuan Kao
Regie: Kevin Ko
Drehbuch: Che-Wei Chang, Kevin Ko
Länge: ca 111 Minuten
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 8.7.22
Verleih/ Vertrieb: Netflix
FSK: ab 16

Die Hochzeit des Found Footage ist eigentlich vorbei, aber trotzdem tauchen immer mal wieder vereinzelt Beiträge zu diesem Subgenre auf. Neu dazugekommen ist am 8. Juli der taiwanische Film INCANTATION. Nachdem der Streifen von Regisseur Kevin Ko auf diversen Filmfestivals die Runde machte, hat Netflix sich die Rechte gesichert und weltweit auf der Streamingplattform veröffentlicht. Momentan ist INCANTATION der erfolgreichste taiwanische Horrorfilm aller Zeiten. Allerdings dürften den meisten neben THE SADNESS auch nicht viele taiwanische Filme aus dem Genre einfallen.

Incantation: Li Ronan

Inhalt von INCANTATION

Li Ronan hat erst vor kurzem ihre Tochter Dodo wieder bei sich aufnehmen können, nachdem sie einen längeren Aufenthalt in der Psychiatrie hinter sich hat. Nach anfänglicher Glücksphase kommt es vermehrt zu düsteren Vorkommnissen und Li Ronan ist davon überzeugt, dass sie ein dunkler Fluch aus der Vergangenheit wieder einholt. Gemeinsam mit den Zuschauer*innen möchte sie versuchen den Fluch zu brechen und Dodo zu retten.

Resümee zu INCANTATION

Übersetzt bedeutet INCANTATION Beschwörung und der Titel könnte nicht passender sein. In dem Film geht es um Flüche, böse Gottheiten und Beschwörungsrituale um eben jene fernzuhalten. Wirklich neu ist das nicht und ein wenig fühlt man sich zu Beginn an Filme wie THE RING oder THE GRUDGE erinnert. Da diese beiden allerdings nicht als Found Footage gedreht sind, gibt es auch genügend Unterschiede. Das Filmmaterial von INCANTATION wechselt immer mal wieder zwischen direkter Ansprache von Li Ronan, Aufnahmen von Sicherheitskameras oder Aufnahmen für einen Youtube-Kanal. Was hier fehlt ist ein wenig die Einordnung, weshalb diese Videos gedreht wurden und ab und zu gibt es auch Szenen, die mit Material ergänzt wurden, die eindeutig nicht zum Found Footage Stil passen. Letzteres stört ein wenig die innere Logik des Films, immerhin soll es ein Found Footage Film sein.

Incantation: Mutter-Buddha

Ob man den Stil von Found Footage nun mag oder nicht ist recht gleich, wenn es um die Handlung geht. Diese fängt bei INCANTATION vielversprechend an, verliert sich aber irgendwann in Details und einer in die Länge gezogenen Erzählweise.
Die Anfangsszene zeigt Li Ronan, die um Hilfe bittet und ein wenig aus ihrer Vergangenheit berichtet, das ist ein guter Anfang, der die Spannung steigen lässt und Lust auf mehr macht. Danach gibt es allerdings eine lange Phase in der wenig passiert. Die kleine Dodo soll sich an das Leben mit ihrer Mutter gewöhnen und ab und an geschehen unheimliche Dinge. Die genaue Herkunft dieser Vorkommnisse wird nie geklärt und so hängt man ein wenig in der Luft.
Zwischendrin gibt es immer wieder Rückblenden zu einem schiefgegangenen Ausflug von Li Ronan, ihrem damaligen Partner und einem Studienkollegen, die dem Mysterium eines verbotenen Tunnels auf den Grund gehen wollen. Diese Sprünge zwischen den Zeiten nehmen manchmal Überhand und die verschiedenen Ebenen verschwimmen miteinander.
Ab und an wird die Handlung äußerst melodramatisch und erinnert damit an Filme wie BRING ME HOME. Gerade die dramatischen Szenen ziehen INCANTATION in die Länge, der mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden durchaus etwas Straffung gebraucht hätte.
Hier und da gibt es Momente die unlogisch wirken, wenn beispielsweise der Leiter des Kinderheims quasi bei einer Kindesentführung hilft. Im Großen und Ganzen ist die Handlung jedoch in sich schlüssig, wenn auch nicht unbedingt besonders originell. Am Ende gibt es noch einen kleinen Plottwist, der dann auch ein einige Situationen vom Anfang des Films erklärt.

Handwerklich ist INCANTATION größtenteils in Ordnung. Die düstere Atmosphäre wird effizient geschaffen und auch die gesamte Laufzeit über gehalten. Der Stil vom Found Footage wird nicht ganz konsequent durchgezogen, was ein wenig stört.
Störend sind auch die vorhersehbaren Jump Scares, die an einigen Stellen eingebaut wurden. Diese hätte der Film gar nicht nötig, denn die gezeigten Bilder sprechen für sich und reichen aus um ein leichtes Unwohlsein hervorzurufen.
Die Schauspieler*innen spielen ihre jeweiligen Rollen gut und recht überzeugend, so dass es hier nichts auszusetzen gibt.
Eine Szene spielt mit einer optischen Täuschung, die viele von diesem Bild kennen dürften. Das ist eine spaßige Spielerei, die es nicht in vielen Filmen gibt.

Incantation: Optische Täuschung

Alles in allem ist INCANTATION ein Film, der von weniger Laufzeit eindeutig profitiert hätte. Der spannende Ansatz verliert sich teilweise in melodramatischen Szenen und kleinen Details, die später nicht erklärt werden. Wer einen Film mit ein unheimlicher Atmosphäre sucht, über ein paar Fehler hinwegsehen kann und nichts gegen Found Footage hat, kann mit INCANTATION gut unterhalten werden.
INCANTATION gibt es bisher nur ohne deutsche Synchronisation und muss mit Untertiteln geschaut werden, sofern man kein Mandarin versteht oder nicht die englische Synchronisation nutzen möchte.

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