Luxemburg hat nicht nur historische Stätten zu bieten, nein, auch Filmemacher gibt es dort. Einer von ihnen ist Loïc Tanson, die Leidenschaft zum Film begann schon in seiner frühen Kindheit und blieb bestehen. Nun lieferte er sein Langfilmdebut mit LÄIF A SÉIL und damit gleichzeitig auch die teuerste Produktion des Landes.
Story von LÄIF A SÉIL
Im Jahr 1838 bestimmen Hungersnot und Krankheiten das Leben eines luxemburgischen Dorfes, in dem der unbarmherzige Vorsteher Graff mit eiserner Hand regiert. Gleichermaßen sorgt er aber auch für das Überleben der Bewohner. Die 12-jährige Helene, die sich nicht an die Regeln des Patriarchen halten will und einen Fluchtversuch unternimmt, bringt Schande über ihre Familie und sorgt dafür, dass ihr bester Freund qualvoll Strafe kassiert.
Fast schon gnädig beschließt der alte Graff, dass Helene und ihre Eltern das Dorf verlassen dürfen, gibt ihnen aber die Floskel mit auf den Weg, dass außerhalb nur der Tod auf sie lauert. Leider kommt es so, dafür sorgt der alte Graff. Nur das Mädchen überlebt und reist 15 Jahre durch die Länder, lernt über das Überleben, lernt stark zu werden. Dies ist für ihr Vorhaben unerlässlich.
Die Rückkehr
Helene nennt sich nun Oona was man aus dem Saomanischen mit giftig übersetzen kann. Passender ist kaum möglich, denn das ist sie. Bereit, ihren Peinigern und alten Freunden zu begegnen, sattelt sie ihr Pferd und beginnt ihren langen Rachefeldzug.
Auge um Auge
Sergio Leone (SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD) wäre stolz auf diese Art Western, denn das ist LÄIF A SÉIL ohne Frage. Zwar gibt es keine Wüstenbilder, dafür aber Shootouts und lange Szenen, mit sagenhafter Landschaft Luxemburgs und die typische Neuordnung durch Gewalt. Westernfans werden hier also wirklich auf ihre Kosten kommen.
Wo ist der Horror?
Keine Sorge, der ist da, wenn man auch etwas auf ihn warten muss. LÄIF A SÉIL ist ein Slow Burner und baut somit lange Spannung auf, bis die Geschichte ihren Peak erreicht und sich in einer Explosion entlädt. Für Leute mit flauen Magen ist dieser Film also schon einmal nichts, auch wenn die erste halbe Stunde nur den Prolog beherbergt, die Figuren vorstellt und in Schwarz/Weiß gehalten ist, schwingt schon die leise Ahnung mit, dass das hier keinen Spaß machen wird und das ist quasi ein Versprechen.
Lange Szenen, mit einem Fokus der quälend lang braucht um uns zu zeigen, was wir nicht sehen wollen, steigern das Unbehagen. Etwa wenn Oona/Helene gefangen hinter dem Pfarrer her läuft, und wir jeden schweren Schritt mitzählen, bis sie vor ihrem Peiniger steht.
DIE BIBEL
Denn nur zufällig sind wir geworden und nachher werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Denn der Atem in unserer Nase ist nur Rauch und unser Denken nur ein Funke, der aus dem Pochen unsres Herzens entsteht.
Diesen und noch viele weitere Verse aus der Bibel hören wir oft in LÄIF A SÉIL, jedes Tun der Dorfväter wird damit gerechtfertigt oder erklärt. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein 12-jähriges Mädchen zur Frau gemacht wird oder Frauen innerhalb der Gemeinde nur den Nutzen der Geburt haben, denn wenn kein Junge geboren wird, stirbt das Geschlecht Graff irgendwann aus, was natürlich nicht sein darf. Hier kann man also gern kritisch sein und sehen, dass dieses Buch nicht die Erlösung für alle ist, eher die Ausrede, offensichtlich Falsches zu tun.
Fazit zu LÄIF A SÉIL:
Wie eingangs erwähnt, haben wir hier ein Langfilmdebut und auch noch die teuerste Produktion des Landes. Ist das ein Garant für Qualität? Sicher nicht, in diesem Fall ist es aber genau das. Loïc Tanson hat einen Weg gefunden, Horror, Grusel, Thriller und Drama mit Western zu verbinden und eine Geschichte darum zu bauen, die durch Mark und Bein geht. Spannung bis zur letzten Minute, Schauspieler die ohne Ausnahme abliefern und eine Heldin mit der man mitfühlt. Wer Filme wie DAS FINSTERE TAL mag, wird mit LÄIF A SÉIL bestens bedient.