Sind Züge nicht unheimlich? Sie sind laut, schmutzig, ihre Zeitpläne scheinen nie mit denen der Passagiere übereinzustimmen und oft mit Personal ausgestattet, das unfreundlicher ist als Freddy Krueger.
Dass es noch schlimmer geht, zeigt uns LAST PASSENGER.
Dort ist der alleinerziehende Vater Lewis mit seinem Sohn auf dem Weg nach Hause. Der Zug ist voller nerviger Teenager, einem aggressiven Schwarzfahrer, aber auch einer hübschen jungen Dame, die sich für Lewis interessiert. Doch alle kleineren Zwischenfälle verpuffen rasch, als nach und nach die meisten Mitreisenden aussteigen und der Zug plötzlich jeden planmäßigen Halt auslässt, immer schneller wird und nicht einmal die Notbremse funktioniert.
Die Idee des Zugs, der sich nicht stoppen lässt, wurde natürlich einige Male erzählt. Das Finale von TRANS-AMERIKA EXPRESS, STOPPT DIE TODESFAHRT DER U-BAHN 123, EXPRESS IN DIE HÖLLE oder zuletzt UNSTOPPABLE sind Vorbilder und wie diese Filme ist auch ist LAST PASSENGER kein Horrorfilm, sondern zieht seine Spannung aus dem völligen Kontrollverlust der sechs übrig gebliebenen Passagiere und deren Bemühen der Situation zu entkommen.
Die Hintergründe dieser Amokfahrt werden dabei nur spärlich durchleuchtet, beziehungsweise beruhen bis zum Schluss auf Mutmaßungen, denn der Mann der den Zug fährt, ist für die anderen nur ein Schatten hinter einer Sicherheitstür.
Der Zuschauer weiß also nie mehr als die Gruppe im Zug und auch Polizei und Behörden, die natürlich früher oder später über das durch die Nacht rasende Gefährt informiert werden, bleiben bis auf paar Telefonate völlig außen vor. Ansonsten konzentriert man sich fast komplett auf das Innere, womit sowohl Protagonisten, als auch Beobachter nie wissen was als nächstes kommen mag.
Interessanter Ansatz, der dann aber auch genügend Abwechslung und/oder interessante Charaktere erfordert. In dieser Hinsicht kommt LAST PASSENGER über Durchschnitt nicht hinaus. Die schauspielerische Leistung geht zwar in Ordnung, das Drehbuch schwächelt aber. Dass man möglichst unterschiedliche Figuren und ein paar Stereotypen einbaut, ist ja eigentlich klar, dass aus dem Rowdy im Laufe der Geschichte ein Akademiker wird, zumindest fragwürdig.
Das größte Problem des Skripts ist aber, dass kaum zwingende Momente entstehen. Der Böse ist keine physische Bedrohung, die Guten schließt man nicht wirklich ins Herz und der einzige Mord geschieht Offscreen. Zwar kommen im Laufe der Geschichte weitere Menschen ums Leben, wozu der Gegenspieler aber nur indirekt beiträgt.
Dementsprechend kommt der Film mit einer FSK 12 – Einstufung aus, was sicher keine generelle Qualitätseinstufung ist, in diesem Fall aber bezeugt, dass LAST PASSENGER nicht der packende Thriller ist, der er gerne wäre.
Fazit: Auch wenn sich LAST PASSENGER keine groben Schnitzer erlaubt, kann er nicht überzeugen.