Um Verwechslungen zu vermeiden: MEMOIR OF A MURDERER ist nicht MEMORIES OF MURDER.
Zwar stammen beide aus Südkorea und beschäftigen sich mit Serienmördern, doch letzterer stammt aus dem Jahr 2003 und hat bereits ein Review erhalten.
MEMOIR OF A MURDERER, um den es heute gehen soll, ist allerdings ebenfalls nicht taufrisch und ist ein weiterer Beleg dafür, dass in mancher südkoreanischen Schublade Perlen schlummern.
Story von MEMOIR OF A MURDERER
Byung-su leidet an Alzheimer. Um sich zu helfen, spricht er Erinnerungen auf ein Diktiergerät.
Doch der alte Mann hat ein Geheimnis aus jüngeren Tagen. Er hat zunächst seinen eigenen Vater und in den kommenden Jahren zahlreiche weitere Menschen getötet. Zwar nur jene, die es aus seiner Sicht verdienten, ein Serienmörder ist er dennoch.
Nach einem Autounfall hörte er vor 17 Jahren mit dem Morden auf und kam davon, ohne erwischt zu werden. Doch nun ereignen sich neue Morde und nach einem Auffahrunfall ist es ausgerechnet Byung-su, der ein blutiges Paket im Kofferraum des Unfallgegners entdeckt.
MEMOIR OF A MURDERER besteht aus verschiedenen Elementen. Zunächst ist da das Aufeinandertreffen zweier Mördergenerationen. Hier fühlt man sich unwillkürlich ein Stück weit an die amerikanische Erfolgsserie DEXTER erinnert und wer weiß, vielleicht hatte Autor Jo-yun Hwang nebenbei US-Fernsehen laufen, als er das Drehbuch verfasste. Immerhin scheint Byung-su wie Dexter kein wirklich übler Kerl zu sein, sondern einer, der nur „die richtigen“ ermordet.
Zwischen DEXTER und MEMENTO
Die zweite große Komponente ist der Gedächtnisverlust der Hauptfigur, was sich ansatzweise an MEMENTO, aber natürlich auch jedes Drama anlehnt, das sich mit Demenz beschäftigt.
Auch MEMOIR OF A MURDERER ist kein reiner Thriller geworden, sondern lässt Platz für Drama. Wenngleich der Film sicher keinen Anspruch auf korrekte Verhaltensweisen eines Alzheimer-Patienten erhebt, gewährt er uns (teils unterhaltsam) einen oberflächlichen Blick in diese Welt der verschwimmenden und verschwindenden Erinnerungen.
Dass der jüngere Mörder Tae-ju nicht nur auch Polizist ist, sondern zusätzlich Byung-sus Tochter den Hof macht, erschwert die Situation und sorgt im Laufe des Films für zahlreiche Wendungen.
Allerdings sollte man keinen klassischen Spannungsbogen erwarten. Nicht nur die Schlussminuten scheinen mit einer Epilog-Szene nach der anderen kein Ende nehmen zu wollen, auch zuvor finden sich nur wenige Momente, die den Zuschauer in den Sitz pressen.
MEMOIR OF A MURDERER ist nicht MEMORIES OF MURDER
Bei gleich zwei Serienmördern ist selbstverständlich mit Brutalität zu rechnen, grimmige Morde sind aber ebenfalls nicht das Hauptaugenmerk des Films.
Seine Kraft zieht MEMOIR OF A MURDERER stattdessen aus dem cleveren Katz- und Mausspiel der Killer, das sich über die ganze Geschichte erstreckt und natürlich der Frage, wie Byung-su mit der geistigen Beeinträchtigung mithalten kann oder ob er daraus sogar einen Nutzen ziehen kann.
Dabei geraten wir als Beobachter zunehmend in Byung-sus Wahrnehmung, der seine Sicht der Dinge aus dem Off erzählt. Wir erleben mit, wie er Aussetzer hat, verstehen was ihn antreibt, decken aber auch mit ihm zusammen Fragmente seiner verschollenen Erinnerung auf.
Fazit zu MEMOIR OF A MURDERER
MEMOIR OF A MURDERER ist ein anständiger, überdurchschnittlicher Film geworden, der meist gut unterhält und ungewöhnliche Elemente enthält. Gleichzeitig hat man aber den Eindruck, dass mit einer kompakteren Erzählweise noch mehr drin gewesen wäre und er etwas zu lange ist.
Trotzdem: lohnt sich.
Hier kannst du MEMOIR OF A MURDERER ansehen