Wenn man seinen Film mit einem einfachen, aber vielsagenden Titel wie MONSTERS ausstattet, tut man gut daran, alle entstehenden Erwartungen zu erfüllen…oder komplett damit zu brechen.
Um es vorweg zu nehmen, der Film hat letztere Möglichkeit gewählt.
Wovon handelt MONSTERS?
Dabei spielen die Monster durchaus eine Rolle, denn jene tentakelartigen riesigen Wesen versperren Millionärstochter Samantha Wynden den Weg in die Heimat. Seit vor einigen Jahren eine NASA-Sonde mit außerirdischem Material über Mittelamerika abstürzte, existiert im Norden Mexikos eine Zone, die man besser meidet. Der Fotograf Andrew soll Samantha mit der letzten Fähre von Mexiko zurück in die USA geleiten, doch als ihm von einem One-Night-Stand die wertvollen Tickets gestohlen werden, bleibt den beiden nur die gefährliche Reise durch die Infizierte Zone.
MONSTERS zeigt nur wenig Monster
Wenn man eingangs einige Szenen zu Gesicht bekommt, in denen das Militär die Außerirdischen in wackligen Nachtbildern bekämpft, sollte man sich diese gut einprägen, denn es ist für lange Zeit, das letzte Mal, dass man die Monster „live“ sieht.
Dennoch sind sie allgegenwärtig, tauchen kurz im Hintergrund im TV auf, sind auf Warnschildern, Graffitis und sogar Cartoons zu sehen. Die Schreie der Wesen sind im Urwald zu hören, wir begegnen den Folgen von verlustreichen Schlachten oder gewaltigen Grenzanlagen. Keine Frage, das Leben der Menschen hat sich verändert und ist einer neuen Normalität gewichen. Man arrangiert sich mit der Situation und schlägt teilweise sogar Kapital daraus.
Dass der Film für 15.000$ entstand, ist vermutlich ein Gerücht. Realistischer sind die von imdb.com geschätzten 800.000$, was aber immer noch ein mickriges Budget für einen Weltuntergangsfilm ist.
Man könnte also sagen, dass Regisseur Gareth Edwards aus der Not heraus auf epische Kämpfe und detailreiche Großansichten der Außerirdischen verzichtete, dem Film steht diese Vorgehensweise aber gut zu Gesicht.
Wer eine stimmige Mixtur aus Roadmovie, Science-Fiction und Endzeitdrama zu schätzen weiß, wird auch genügend Action und Spannung finden, wer aber ein Sci-Fi-Feuerwerk à la ID 4 oder WORLD INVASION: BATTLE LOS ANGELES erwartet, sollte tunlichst die Finger von MONSTERS lassen, aber das will der Film auch nicht sein. Stattdessen fängt er das Leben der Menschen und die Reise der beiden Protagonisten ein und erschafft eine völlig eigenwillige Atmosphäre. Die schwebt zwischen Melancholie, nervöser Spannung und Romantik. Letzteres liegt nicht nur alleine an den beiden Charakteren, die sich einerseits sympathisch sind, andererseits ein Leben außerhalb ihres gemeinsamen Weges haben.
Die Kamera liefert schöne Landschaftsbilder und arbeitet viel mit Hell/Dunkel und Scharf/Verschwommen-Kontrasten, die sphärische Musik untermalt dies auf passende Weise.
Der Film ist verträumt, der Hintergrund ernst
MONSTERS hat wie DISTRICT 9, mit dem er des Öfteren verglichen wird, einen ernsten Hintergrund. Während DISTRICT 9 nicht nur in Südafrika spielt, sondern auch auf Rassenhass anspielt, liegt die Metapher von MONSTERS bei der Problematik von (illegalen) mexikanischen Einwanderern in die USA.
Samantha und Andrew nehmen den langen, schweren und überteuerten Weg auf sich, um im „gelobten Land“ eine vermeintliche Sicherheit zu finden und zeichnen damit den Weg vieler Menschen nach, die unter nicht weniger gefährlichen, aber realen, Bedingungen das gleiche versuchen.
Wenn die beiden auf einer uralten Maya-Pyramide stehen und von dort den gewaltigen Grenzwall der USA als „achtes Weltwunder“ loben, ist dies ebenso paradox wie tiefsinnig.
Erwähnenswert ist, dass MONSTERS weder ein amerikanischer noch ein mexikanischer Film ist, sondern in Großbritannien entstand und somit die angedeuteten politischen Fragen mit einer gewissen Neutralität angeht.
Fazit zu MONSTERS
Wenn man auf ihn einlassen kann, ist MONSTERS ein ausgezeichneter Film, falls nicht, wird man ihn hassen.