Um ehrlich zu sein: NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST wäre fast an uns vorbei gegangen.
Der Titel klingt nicht „gefährlich“, das Cover sieht nicht gruslig aus, die Inhaltsangabe liest sich wie ein reines Drama.
Aber die guten Menschen vom Fantasy Filmfest gaben dem Film, der auf dem kontrovers gehandelten Roman von Janne Teller beruht, eine Chance. Da schauen wir doch auch mal rein…
Worum geht es in NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST?
Als der Siebtklässler Pierre Anthon beschließt, dass nicht auf der Welt eine Bedeutung hat und alles unwichtig ist, klettert er auf einen Baum und hat nicht vor wieder herabzusteigen.
Seinen Klassenkameraden gibt das zu denken und sie versuchen ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
Sie bringen sich gegenseitig dazu materielle und immaterielle Dinge, die für den einzelnen einen Wert haben, aufzugeben. Doch damit werden Grenzen überschritten…
Um mit dem Negativen anzufangen: die meisten Eltern sehen ihren Sohn nicht gerne wochenlang im Baum sitzen und die wenigsten Klassenkameraden dieses Alters werden sich so eindringlich und ausgiebig mit philosophisch anmutenden Fragen auseinandersetzen, wie diese Gruppe.
Die Hingabe zu ihrem „Projekt“ ist beeindruckend UNrealistisch.
Andere Kids in dem Alter würden wohl schon schlechte Ausreden finden, wenn es nur darum geht das Fahrrad abzugeben, doch hier wird auch bei deutlich derberen Aufgaben wenig gemurrt.
Hat man diese Prämisse geschluckt, bietet NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST aber mehr als einmal die Frage, was man selbst bereit wäre aufzugeben und die gezeigten Beispiele laden den Zuschauer zu zögerlichem Nicken oder vehementen Kopfschütteln ein.
„13, 14, erwachsen, tot“
Da der Film etwa einem Dutzend Jugendlicher folgt, bleibt relativ wenig Zeit, jeden von ihnen näher vorzustellen, sodass die meisten mit einem einzelnen Attribut ausgestattet werden, das ihre Figur ausmacht und das dann auch meist in direktem Zusammenhang mit dem steht, was sie aufgeben müssen. So muss beispielsweise der fromme Junge eine große Jesusfigur aus der Kirche stehlen.
Das darf man als oberflächlich bezeichnen und in der Charakterzeichnung trifft das teils auch zu, insgesamt ist NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST aber eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt.
Nur weil man den Kopf einschalten darf, bedeutet das aber nicht, das nicht auch Entertainment geboten wird. Typische Genrekost ist das nicht und wer trotz des abwehrenden Titels vermutet einen Horrorfilm oder viel grafische Gewalt zu erleben, sollte sich wo anders umsehen. Psychologische Gewalt und einige angedeutete körperliche Szenen sind aber ebenfalls vorhanden.
NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST hat Philosophie, Psychologie und Soziologie
Auch wenn Baumsitzer und Philosoph Pierre Anthon die meiste Zeit zur Nebensache verkommt (im Buch ist dies eventuell anders), neben dem Aufhänger für die Story liefert er am Ende auch noch einen wohlüberlegten Twist.
Gratulation übrigens auch zum deutschen Titel. Während diese selten originell und nicht selten dumm sind, hat man sich hier mal Mühe gegeben. Während sich der dänische Titel INTET schlicht mit NICHTS übersetzt lässt sich NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST mit oder ohne den Bindestrich lesen und ändert damit seine Bedeutung.
Fazit:
NICHTS – WAS IM LEBEN WICHTIG IST lebt von Philosophie, Psychologie und Soziologie, man muss aber keine 40 Semester (oder überhaupt) studiert haben, um ihn zu verstehen.
Am Ende haben wir es mit einem nachdenklichen-unterhaltsamen und mitunter abwegig-makabren Coming-Of-Age–Drama zu tun.
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