Review: PIG (2021)

pig review 2021
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 6.0

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6.7/10 (3)

Darsteller: Nicolas Cage, Alex Wolff, Adam Arkin
Regie: Michael Sarnoski
Drehbuch: Michael Sarnoski, Vanessa Block
Länge: 87 min
Land: ,
Genre:
Veröffentlichung: 19. November 2021 (Heimkino)
Verleih/ Vertrieb: Leonine
FSK: ab 16

Einem Eremiten wird sein Schwein gestohlen….
Das klingt wahrlich nicht wie die Mehrzahl der Filme, über die wir hier schreiben. Wenn dieser Film aber auf dem Fantasy Filmfest läuft und mit Nicolas Cage ist, der in der jüngeren Vergangenheit oft in horror-nahen Gefilden unterwegs war  (MANDY, DIE FARBE AUS DEM ALL, WILLY’S WONDERLAND) und das gar nicht schlecht machte (da klammern wir PRIMAL und BETWEEN WORLDS aber aus), riskieren wir gerne mal einen Blick.

Story:
Rob ist ein bärtiger, ungepflegter Aussiedler, der ohne Dusche und Handy in den Wäldern Oregons lebt und dort nach Trüffeln sucht. Seine einzige Mitbewohnerin ist ein Schwein namens Apple, sein einziger Kontakt zur Außenwelt ist Amir, der einmal in der Woche vorbeikommt und ihm die Trüffel abkauft.
Eines Tages brechen Junkies bei Rob ein, schlagen ihn brutal zusammen und stehlen Apple.
Mit Amirs Hilfe macht sich Rob auf die Suche nach seinem Schwein und reist dafür in die Großstadt Portland.

Vielleicht gehört PIG zu jenen Filmen, über die man besser vorab nicht zu viel weiß. Ganz sicher gehört er aber zu den Filmen, die man nur unvoreingenommen und vor allem ohne Erwartungshaltung an ein bestimmtes Genre herantritt.
Wer mit einem MANDY-mäßigen Rachefeldzug Robs rechnet, wird zwangsläufig bitter enttäuscht.
Zwar gleicht PIG weniger einem LSD-Trip, lebt aber in einer ganz eigenen Welt und ist trotz ein paar Gewalteinlagen viel mehr Drama als Thriller, Action oder Horror.

pig review cage
In PIG trifft der Alm-Öhi auf AMERICAN PSYCHO

Um es genauer zu sagen (Spoiler): Rob tut niemandem was. Niemandem.
Zugegeben, nachdem man Apple kennenlernt, vermisst man sie bitter und hofft, dass Cage den Dieben und den Hintermännern ordentlich die Fresse poliert, aber das Warten wird nicht belohnt.
Er sucht Apple und gerät in einige skurrile Situationen, die teils wie Metaphern, teils wie Vergangenheitsbewältigung anmuten, aber außer einer Autotür und Rob selbst, kommt on-screen kaum jemand zu Schaden.

Stattdessen gerät Rob in obskure Untergrundkämpfe, bei denen freiwillige Teilnehmer von Restaurantmitarbeitern verprügelt werden und findet sich (blutend und in siffiger Unterwäsche) in einem Nobelrestaurant wieder, um mit dem Chefkoch über Lebenspläne zu diskutieren.
Das wirkt so obskur, als hätte man den Alm-Öhi in die sterile Yuppie-Welt aus AMERICAN PSYCHO katapultiert, wo ein Tisch im schnieken Restaurant das höchste Gut ist.
pig kritik 2021
Und darum geht es dann auch primär: kulinarische Köstlichkeiten.
Der Film ist in Kapitel aufgeteilt, die aber namentlich eher an ein Mehrgängemenü erinnern, es wird über die Vorteile eines englischen Pubs gegenüber abgehobener Molekularküche geredet und was tut Rob, um den vermeintlichen Entführer weichzumachen? Er kocht für ihn.

Das macht in einer Welt der exquisiten Gastronomen vermutlich auf einer Ebene Sinn, die sich dem 0815-Essenskonsumenten nicht erschließt. Ja, wer Apple kennenlernt, tut gut daran seinen Fleischverzehr ggf. zu überdenken, aber das ist nicht die Kernaussage des Films. Wäre PIG ein Lied, läge er in vielen Passagen 1-2 Töne neben der Melodie und Teil dieses Eindrucks mag sein, dass Debütregisseur Michael Sarnoski auf Wunsch der Produzenten fast eine Stunde Filmmaterial herausschneiden musste, wodurch wohl auch Kontext verloren ging.
Trotzdem hat PIG noch einige Längen und gönnt sich eine mehrminütige Dialogszene ohne Schnitt oder Kamerabewegung zu filmen.

Schauspielerisch gelungen, inhaltlich mit offenen Fragen

pig rezension 2021

Natürlich ist Nicolas Cage’ Schauspiel immer Grund für einen eigenen Absatz und manchmal auch Grund zur Sorge. Hier kann man guten Gewissens Entwarnung geben. Man nimmt ihm seinen Part fast immer ab. Zwar bleibt der Charakter, über den wir im Laufe der Geschichte einiges erfahren, trotzdem ein Rätsel, bis auf wenige Szenen, in denen Rob mal kurz der Typ zu sein scheint, der plötzlich weiß, wo es lang geht und das Ruder in die Hand nimmt, glaubt man ihm den Part des Suchenden, Resignierten und Cage kommt ohne Overacting aus.
Begleiter Amir wird von Alex Wolff (HEREDITARY, OLD) gespielt und ist nicht nur äußerlich ein Gegenstück zu Rob, sondern dürfte auch das sein, was dieser vor 30 Jahren sein wollte.

Fazit:
Am Ende von PIG darf man sich fragen, was man da gerade gesehen hat. Der Film weckt Emotionen, aber er befriedigt sie nicht; er hat gut angelegte Figuren (und Schauspieler), aber er lässt Fragen offen.
Und natürlich muss an dieser Stelle nochmals erwähnt werden, dass rachsüchtige Gewaltfreunde die Suche an Robs Seite nicht antreten müssen.

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