Mit GONE GIRL konnte Rosamund Pike eine Oscar-Nominierung einheimsen. David Finchers Film zeigte sie als eine Figur die viel Geduld aufbringt und definitiv ungewöhnliche Wege geht, um an ihr Ziel zu gelangen.
Auch wenn die Filme wenig gemein haben, außer dass man beide als Thriller bezeichnen mag, zeigt RETURN TO SENDER die 36-jährige in ähnlicher Weise.
Inhalt:
Krankenschwester Miranda hat ein Blind Date, doch der Mann, dem sie die Türe öffnet, ist nicht ihre Verabredung, sondern ein Fremder, der Miranda brutal vergewaltigt. Der Mann wird gefasst und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, doch die junge Frau bleibt traumatisiert zurück. Um die Ereignisse zu verarbeiten beginnt sie ihrem Vergewaltiger Briefe ins Gefängnis zu schicken.
RETURN TO SENDER ist einer der Filme, über die man am Besten gar nichts weiß bevor man sie sieht und er ist einer der Filme, bei denen jeder weitere Satz dieses Reviews zu Spoilern führt, seid also gewarnt, falls ihr doch weiterlest.
Ein Spoiler ist aber schon die Besetzung, denn wer GONE GIRL sah, hat womöglich eine gewisse Erwartungshaltung an Pike und liegt damit nicht ganz daneben. Dass ihr Charakter eine übertriebene Angst vor Keimen hat, ist nur ein erster Hinweis, dass sie psychisch angeschlagen sein könnte. Wie sich das auswirkt, hält der Film aber lange gut versteckt.
Auf der anderen Seite ist William, gespielt von Shiloh Fernandez (EVIL DEAD), der nicht nur rein als böser Triebtäter dargestellt wird, sondern ganz offenbar seine Tat bereut.
Der dritte im Bunde ist Mirandas Vater, den Nick Nolte (KAP DER ANGST) verkörpert.
Schauspielerisch ist hier also alles astrein, aber diese tollen Mimen kämpfen gegen ein Drehbuch, das zwar ambitioniert, aber auch wenig durchdacht ist.
Das Autorenteam Patricia Beauchamp und Joe Gossett kann kaum Erfahrung vorweisen und das merkt man.
So löblich es ist, dass man vor allem William (Ist er gut? Ist er böse?) und Miranda (Weiß sie was sie tut? Oder rennt sie in ihr Unglück?) in allen Facetten zeigen und ihnen damit Menschlichkeit verleihen will, wenn die eine Facette Fragen über die andere Facette auslöst oder ganze Szenen für den Film unwichtig sind, bringt das den Zuschauer nicht weiter.
Der Beobachter hat natürlich früh einen Verdacht, worauf all das hinauslaufen könnte, man muss der Geschichte aber lassen, dass sie es doch schafft immer wieder Zweifel zu säen.
Andererseits -und nun nochmals die Warnung vor dicken SPOILERN- was glaubt ihr hier zu finden? Ein Drama, bei dem sich das Opfer in seinen Vergewaltiger verliebt oder einen Rape&Revenge – Film?
Natürlich gibt es Rache und uns die Chance zu sagen: Wusst ich’s doch.
Das Besondere ist nur, welchen Weg die junge Frau geht, um ihr Ziel zu erreichen. Die meisten Menschen verbringen nicht mal gerne Zeit mit ihrem Chef oder ihrer Schwiegermutter, aber Miranda schreibt ihrem Peiniger, sie besucht ihn regelmäßig und plant jahrelang?
Und all das, um uns dann mit einem abzusehenden und ziemlich kurzem Finale nach Hause zu schicken?
Massive Gewalt wie bei I SPIT ON YOUR GRAVE sollte man übrigens nicht erwarten, würde aber auch nicht zum Stil von RETURN TO SENDER passen. Die härteste Szene ist die Vergewaltigung selbst, ansonsten wird zwar einiges angedeutet, geschieht -wenn überhaupt- aber meist Offscreen.
Fazit: RETURN TO SENDER ist kein filmischer Weltuntergang, aber Rosamund Pike sollte versuchen in den nächsten Filmen gezielt von zu ähnlichen Rollen Abstand zu halten. Den Autoren ist zu wünschen, dass sie künftig wissen, was wesentlich ist und was nicht.