Nach all dem berechtigten Hype um TRAIN TO BUSAN, überrascht es nicht, dass man in irgendeiner Form noch mal vom koreanischen Zombieausbruch hört. Ein Sequel oder ein US-Remake wäre naheliegend gewesen (ich würde beides nicht ausschließen), aber stattdessen existierte das Material bereits in Form von SEOUL STATION.
Das Besondere: nicht nur wird die Vorgeschichte erzählt, es handelt sich dabei um einen Animationsfilm und der kommt ebenfalls von TRAIN TO BUSAN-Regisseur Sang-ho Yeon.
Story: Hyun-suen ist von Zuhause ausgerissen und wird aus Geldnot von ihrem Freund zur Prostitution gedrängt. Doch bevor sich ihre soziale Lage verschlimmert, bricht die komplette Zivilisation zusammen, denn Menschen werden zu Zombies und die überrennen Seoul.
Während Hyun-suen und ein Obdachloser gemeinsam ums Überleben kämpfen, tun sich ihr Freund und ihr besorgter Vater zusammen, um die junge Frau zu finden.
Inhaltlich ist SEOUL STATION ein Zombiefilm wie viele andere. Es beginnt mit einem Infizierten, bald sind es verdammt viele und die restlichen Menschen sind entweder auf der Flucht oder am Verbarrikadieren. Eine gewisse soziale Message ist aber nicht zu übersehen, was an den guten alten George A. Romero erinnert.
Dass die Helden eine (Teilzeit-) Prostituierte und ein Obdachloser sind, während Polizei und Militär mehr oder weniger unfähig erscheinen, ist jedenfalls kaum Zufall.
Das Besondere des Films macht aber selbstverständlich die Animation aus und die wirkt nicht auf Hochglanz poliert. Wer Detailverliebtheit im Pixar-Stil wünscht, wird hier nicht fündig. Der Film wirkt noch altmodisch gezeichnet und die Gesichter der Protagonisten geben gerade so viel Mimik her, dass man erahnen kann, was sie gerade fühlen (was sich oft aber auch aus dem Kontext lesen lässt). Die Hintergründe sind statisch und wenn sich die Figuren bewegen, ändert sich der Schatten auf ihnen nicht.
Der künstlerische Teil ist also vergleichsweise simpel gehalten, dafür steht der Film in Sachen Härte und Brutalität dem „echten“ Bruder TRAIN TO BUSAN in nichts nach. Die Infizierten sind schnell und sie sind viele, so dass der Bodycount entsprechend hoch ist und die Attacken liefern den nötigen Drive.
Die Zeichentrickfilme meiner Kindheit waren jedenfalls harmloser.
Zum Ende hin präsentiert uns SEOUL STATION einen Twist, der tatsächlich überrascht, allerdings vor allem, weil er wenig Sinn ergibt. Statt einfach eine Survival-Story, die übrigens komplett an einem Abend spielt, auslaufen zu lassen, meinte es Sang-ho Yeon wohl besonders gut und wollte sich zum Finale noch mal um seine Figuren kümmern. Nun ja, ich erspare mir Spoiler, aber weniger wäre mehr gewesen.
Fazit: Wer Anime UND Horror liebt, sollte mit dem Film seinen Spaß haben, alle anderen brauchen die Vorgeschichte nicht zwingend.