Meine erste Erinnerung an die Stopmotion-Technik sind die Knetmännchen aus der SESAMSTRASSE. Das ist einige Jahre her und seitdem hat sich die Technik hin zu modernen Computertricks meist geändert. Dort wo doch noch mit Stopmotion gearbeitet wird, gilt es jedoch vorsichtig zu sein, denn die erschaffenen Wesen neigen zu diabolischem Eigenleben.
Wovon handelt STOPMOTION?
Ella ist eine junge Frau, die gemeinsam mit ihrer Mutter Suzanne an einem Stopmotion-Animationsfilm arbeitet. Suzanne leidet an Arthrose, weswegen die Figuren nicht wie gewünscht bewegen kann und gibt ihrer Tochter oft harsche Anweisungen.
Als die ältere Frau zusammenbricht und ins Krankenhaus muss, beschließt Ella den Film auf eigene Faust zu vollenden. In einem jungen Mädchen aus dem gleichen Haus findet sie eine eifrige Ideengeberin, doch gleichzeitig ereignen sich weitere unschöne Dinge in ihrem Leben und und allmählich verschwimmen Film und Realität.
Dies ist kaum die erste Geschichte, in der Film und Fiktion-im-Film miteinander verschmelzen. Von DIE MÄCHTE DES WAHNSINNS, über IM AUGENBLICK DER ANGST bis STARK gibt es genügend dieser Beispiele. Dass hier aber einerseits besagte Animationstechnik mit Realfilm, echte Sorgen mit Fiktion und märchenhafte Ansätze mit alptraumhaftem Bodyhorror kollidieren ist ungewöhnlich und schon mal ein Pluspunkt.
STOPMOTION wird nicht jedem liegen
Trotzdem werden die Reaktionen auf STOPMOTION auseinandergehen, das belegen auch erste Stimmen aus dem Ausland. Während die eine Seite genau diesen ungewöhnlichen Ansatz lobt, bemängelt die andere das niedrige Tempo.
Und tatsächlich haben beide Seiten einen Punkt, denn so viel Geduld wie es braucht einen Stopmotion-Film zu erstellen, so unaufgeregt geht es hier auch meist zu.
Ellas Situation wird daher erst mal ausführlich vorgestellt und im Slow Burn – Tempo eskaliert die Lage. Nun muss man leider sagen, dass wirkliche Spannung weder schnell noch langsam entsteht, denn zwar werden die „Zwischenfälle“ im Laufe der Story drastischer, allzu geheimnisvoll ist das aber nicht und sie kommt eine nennenswerte Entwicklung oft zu kurz.
Halb Hackfleich, halb geschmolzene Kerze
Da aber manchmal die Summe der Teile mehr sind als ihr Ganzes sollte man auch STOPMOTION so sehen. Der liefert nicht nur schön-hässlich-süß-boshaft animierte Figuren, die wie eine Mischung aus geschmolzener Kerze und geformtem Hackfleisch aussehen, sondern auch eine verstörende Stimmung innerhalb der Puppenwelt, die an manches Tool– oder Björk-Video erinnert.
STOPMOTION ist sicher erzählerisch nicht erste Wahl, aber ein paar Wiederholungen und auch eine Berechenbarkeit auf der rationalen Ebene, kann man ihm leicht durchgehen lassen, wenn man sich auf die animierte Finster-Fantasy einlässt, die etwas trip-mäßiges hat.
Und dann ist da noch eine Schippe Body Horror, bei dem ihr vielleicht auch schon vor dem Sehen ahnen könnt, worauf er hinausläuft, der die angeschnittene Thematik aber dennoch verknüpft.
Um STOPMOTION etwas besser zu verstehen, hilft es den Schöpfer Robert Morgan zu verstehen. Dieser verwirklichte hiermit nach einer ganzen Reihe animierter Kurzfilme, von denen es auch einer zu THE ABCS OF DEATH 2 schaffte, seinen ersten Langfilm. Zwar holte er fürs Drehbuch Co-Autor Robin King ins Boot, der bringt aber ebenfalls wenig Erfahrung in Bezug auf Langfilme mit und ein großes Budget war auch nicht da.
Fazit
Es bleibt dabei: es ist nachvollziehbar, wenn sich jemand kritisch äußert und eine straffere Story herbeisehnt. Gleichzeitig wurde hier etwas Eigenes geschaffen und bei allen nicht zu leugnenden Problemchen und manchmal zäher Elemente, hat man bei STOPMOTION nie den Eindruck das nächste Retortenbaby zu sehen, sondern erkennt statt eines Stempels eine Handschrift.