
Spricht man über Horror, kommen die 90er meist nicht gut weg. Das ist teils berechtigt, aber zumindest wer alt genug ist, um damals B- und C-Filme aus der Videothek zu tragen, wird moderneren Schinken wie GOBLINS, THE WINDMILL MASSACRE oder nun eben THE BELL KEEPER nostalgisch-wohlwollend gegenüberstehen.
Wovon handelt THE BELL KEEPER?
Matthew und seine Freunde sind Filmemacher, die eine Doku über die Mythen und Legenden Amerikas drehen. Dafür brauchen sie die Hilfe von Matthews Bruder Liam, der im Familienwohnmobil lebt. Der unscheinbare Kiffer hat eigentlich keine Lust auf die „coolen“ Kids, wird aber vor vollendete Tatsachen gestellt.
Dummerweise führt gleich der erste Stopp die Gruppe zum Bell Lake, wo sich eine verfluchte Glocke befindet, die man besser nicht läutet. Tut man es doch, geschieht Schreckliches und Bauernknecht Hank erscheint mit einer Axt.
„Er frisst Seelen, dann scheißt er Blut“
THE BELL KEEPER setzt auf die gleichen Dösköppe, die man auch schon in den 90ern kannte. Die Figuren leben sämtliche Klischees aus und die Geschichte tut das auch. Da gibt es dann Nerd Liam noch eine Influencertussi und auf der Fahrt gibt es an der Tankstelle eine Warnung vor der Glocke.
Das ist nicht nur generell abgedroschen, sondern erinnert aufgrund einiger Meta-Momente auch an THE CABIN IN THE WOODS. Nur war der konsequent, smart und hochwertig, während das Spiel mit den Stereotypen bei THE BELL KEEPER größtenteils verpufft.
Da kann man nun diskutieren, wem man dafür die Schuld geben möchte, aber Regisseur Colton Tran oder den Autoren Joe Davison und Luke Genton sind ein guter Anfang, denn die Herren haben zwar in ganz unterschiedlichen Funktionen zahlreiche IMDB-Einträge, gehen qualitativ aber fast ausnahmslos auf dem Zahlfleisch.
Bleibt die Frage, was THE BELL KEEPER denn nun zu bieten hat.
Zum einen hat man sich trotz kleinem Budgets ein paar bekannte Gesichter gegönnt. Z.B. Bonnie Aarons, die man vor allem als böse Nonne / Dämon Valak aus CONJURING bzw. THE NUN kennt, oder Randy Couture (THE EXPENDABLES), der den axtschwingenden Hank spielt und den Film produzierte.
Nichts ist gut, aber nicht alles ist schlecht
Zum anderen wären da noch der Horror an sich, der nun auch nicht nach Innovation schreit (geopferte Jungfrauen, Kamerafahren a la TANZ DER TEUFEL, selbständige Spiegelbilder, gespaltene Schädel), aber auch nicht lächerlich wirkt.
Und diese Mischung aus billig, aber nicht lächerlich ist dann auch, was THE BELL KEEPER über Wasser hält. Nein, der Film sticht an keiner Stelle positiv heraus, neben besagtem Nostalgiegefühl nerven die Figuren aber weniger als man das anfänglich befürchtet, die mittelmäßige Schauspielleistung reicht für ein solches Werk gerade so aus und ein paar kleine Schmunzler lassen erkennen, dass die Macher ihr Werk nicht allzu ernst nehmen.
Wenn man dazu bezüglich Logik gar nicht erst anfängt nachzufragen (z.B. warum dort offenbar andauernd Leute verschwinden, die lokale Polizei aber bei Notrufen von jugendlichen Scherzen ausgeht), ist THE BELL KEEPER kein Totalausfall. Es ist sogar so, dass der hünenhafte Hank im Laufe des Films eine kleine Wandlung durchläuft, dazu möchten wir euch aber nicht weiter vollspoilern.
Fazit zu THE BELL KEEPER
Das ist zugegeben ein niedriger Standard und jeder, der hier von einem Meisterwerk spricht, ist entweder am Gewinn beteiligt oder nimmt dich auf den Arm, trotzdem hat mich THE BELL KEEPER (überraschenderweise) besser unterhalten, als es zu erwarten war.
Hier kannst du THE BELL KEEPER anschauen
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