Review: THE BOOGEYMAN (2023)

boogeyman stephen king rezension
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 5.5

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7/10 (4)

Darsteller: Sophie Thatcher, Vivien Lyra Blair, Chris Messina
Regie: Rob Savage
Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods, Mark Heyman
Länge: 98 min
Land: ,
Genre:
Veröffentlichung: 01. Juni 2023 (Kino)
Verleih/ Vertrieb: Walt Disney
FSK: ab 16

Vor über 40 Jahren veröffentlichte Stephen King eine Kurzgeschichte namens THE BOOGEYMAN (auf Deutsch: DAS SCHRECKGESPENST).
Die Idee war simpel. Sie handelt von Lester Billings, der einem Psychiater erzählt, dass seine Kinder nach und nach von einem im Wandschrank lebenden Monster getötet wurden…

Der Film THE BOOGEYMAN schreibt sich auf die Fahne von dieser höchst grusligen Geschichte inspiriert worden zu sein.

Worum geht es in THE BOOGEYMAN?
Will Harper ist ein Psychologe und Vater zweier Töchter. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter haben es die Schwestern Sadie und die kleine Sawyer ohnehin schwer, doch als eines Tages ein unbekannter Mann namens Lester Billings in Wills Praxis auftaucht, von einem Monster berichtet, das seine Kinder getötet hat und sich selbst kurze Zeit später im Haus der Harpers erhängt, scheint er damit eine böse Präsenz mitgebracht zu haben.

Wer als Kind selbst mal nachts wach lag und sich fragte, was das für Geräusche unter dem Bett oder dem Schrank sind, weiß wie viel Schrecken sich in dieser einfachen Story verbirgt und dass es wichtig ist, ein Licht brennen zu lassen, mindestens aber alle Körperteile unter der Decke zu verstecken.

Dieser Angst bediente sich die Kurzgeschichte, doch es war klar, dass sich daraus kaum ein abendfüllender Film bauen lässt und das ein oder andere Element hinzukommen würde.
Das ist nicht nur der Fall, sondern wir sehen etwas, das kaum noch Berührungspunkte zu Kings Story bietet.

boogeyman 2023

THE BOOGEYMAN hat mit Kings Vorlage nicht mehr viel zu tun

Das kindermordende Monster ist zwar da; auch der dem Wahnsinn nahe Vater, der den Psychologen aufsucht, aber nach 15 Minuten ist das Thema durch. Ab dann mutiert THE BOOGEYMAN immer weiter zur eigenen Angelegenheit.

Um das zu differenzieren: nur weil ein Film von der literarischen Vorlage abweicht, muss er nicht schlecht sein und auch an THE BOOGEYMAN ist nicht alles verkehrt.
Der Regisseur ist immerhin Rob Savage und wem der Name wenig sagt, in einer wissenschaftlichen Auswertung der grusligsten Horrorfilme landete Savages HOST vor dem ehemaligen Tabellenführer SINISTER und auch sein Film DASHCAM knackte die Top 10.

Auffällig, aber nicht verwunderlich:  in der Auswertung belegen vor allem Jumpscare-lastige Filme die vorderen Plätze und  auch THE BOOGEYMAN steckt voller Schockmomente und unheimlicher Sequenzen.

Das kommt mir doch bekannt vor…

Die sind gelungen inszeniert, aber nicht sonderlich originell. Erinnert ihr euch an die Szene aus THE RING, als Naomi Watts ein Glas Wasser trinkt, zu Husten beginnt und plötzlich ein Büschel Haare aus dem Mund zieht? Einen ähnlichen Moment erleben wir in THE BOOGEYMAN erneut.
Oder wisst ihr noch, wie in LIGHTS OUT jeder Streifen Licht Sicherheit, aber Dunkelheit Gefahr versprach? Das sehen wir hier erneut.

the boogeyman thatcher

Besonders wüst geht es aber immer dann zu, wenn der Film aber nicht nur von beliebigen Gruselszenen lebt, sondern eine Handlung unterbringen will.
Da haben wir dann nicht nur das Wandschrankmonster (das nur selten im Wandschrank auftritt), sondern auch Sadies Probleme in der Highschool, mobbende Mitschüler, Lester Billings Witwe und wir haben die tote Mutter.

Natürlich kann man einem Horrorfilm die ein oder andere Ungereimtheit verzeihen, aber es ist schon erstaunlich, wie schnell Familie Harper zum Tagesgeschäft übergehen, nachdem sich ein Mann in deren Haus umbrachte…oder dass Sadie die unsympathischsten (und auf maximale Diversität getrimmte) Mitschülerinnen  zu sich einlädt…oder dass in dem gewöhnlichen Wohnhaus scheinbar nie jemand in Rufweite ist, wenn mal wieder ein Monster angreift.

Da will man schon gar nicht mehr fragen, warum die permanente Dunkelheit in allen Räumen nicht einfach per Lichtschalter bekämpft wird.

Ein guter Horrorfilm muss nicht zwingend alles erklären. Wir müssen nicht wissen, was das Monster aus dem Kleiderschrank tagsüber tut oder warum es dort wohnt, denn das fragen sich auch Kinder nicht, die nachts um ihr Leben fürchten. Das tat auch King nicht. Dieses ekelhafte Ding war da, man wusste aber nicht warum und es gab auch keine Lösung.

boogeyman review

Dieser Film will aber Lösungen. Er bietet Lester Billings Witwe (die den Zenit des Wahnsinns ebenfalls bereits erreicht hat) als Erklär-Bär und zeigt sie in ihrem abgewrackten Haus, in dem hunderte Kerzen brennen (sieht gut aus, ist aber Unfug). Wir sehen sogar, wie sie mit einer Pumpgun auf das Monster schießt. Ich bin mir sicher, als ihr früher im Bett lagt und euch ausgemalt habt, dass eine schleimige Hand euren Knöchel berührt, war eine Schrotflinte nie eine Option.

Drei Köche verderben den Brei

THE BOOGEYMAN wirkt obendrein, als habe man ein bestehendes Drehbuch genommen, dann erfahren, dass man Kings lukrativen Namen aufs Cover pressen darf und gerade so viel umgeschrieben, dass sich das auch rechtfertigen lässt. Dadurch wirkt das Ergebnis aber seltsam ungelenk und deformiert.
Vielleicht lag es aber einmal mehr an der Tatsache, dass hier gleich drei Drehbuchautoren eingesetzt wurden.
Meine Güte, Stephen King konnte seine Story alleine schreiben und ihr braucht drei Menschen, nur um eine bärenstarke Vorlage schlechter zu machen???

Spoiler: dass die tote Mutter an einem Punkt aus dem Geisterreich eingreift, ahnt jeder, der im Leben mehr als 5 Horrorfilme gesehen hat, ab dem Moment, als Sadie deren Feuerzeug findet und hofft über eine Bewegung der Flamme Kontakt mit den Toten aufzunehmen.
Damit meldet THE BOOGEYMAN aber auch erzählerische Insolvenz an.

Über das Creature Design kann man geteilter Meinung sein, es hätte dem Werk aber nicht geschadet, das Monster im Verborgenen zu lassen, statt es im letzten Drittel vor die Kamera zu zerren.
Positiv fällt hingegen das Schauspiel der beiden Schwestern auf. Den beiden jungen Damen kann man weder im Miteinander, noch ihren Horror-Szenen Vorwürfe machen.
Sadie-Darstellerin Sophie Thatcher kennt man aus YELLOWJACKETS, während die 10jährige Vivien Lyra Blair auch schon in BIRD BOX mitspielte. Beide dürfte man in Zukunft noch häufiger sehen.

Fazit: Was THE BOOGEYMAN über Wasser hält, sind neben den Jungdarstellerinnen die bewährten Gruselszenen. Das unerfahrene Zielpublikum (unter 18) kennt THE RING und LIGHTS OUT vielleicht nicht und wird darüber frohlocken. Aber auch erfahrene Zuschauer finden hier und da effektive Jumpscares.
Vor dem Drehbuch sollte man jedoch die Augen verschließen, denn sonst kann es dich packen und in den Irrsinn treiben.

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