Die südkoreanische Netflix-Miniserie THE FROG stellt gleich zu Beginn eine Frage an die Zuschauer: im Wald fiel ein Baum um, aber niemand war da, um es zu hören. Gab es denn überhaupt ein Geräusch, oder war da letztlich nur Stille? Eine Antwort darauf lernt man eigentlich in der Schulzeit, THE FROG geht das aber etwas philosphischer an.
Story
Vorweg, wir müssen uns hier etwas wage halten, da die Story sonst massiv gespoilert wird.
Inmitten eines idyllischen Waldgebiets lernen wir die Besitzer zweier Ferienhäuser kennen. Zum einen den älteren Yeong Ha, der nach dem Ableben seiner geliebten Frau allein die schöne Pension führt. Auf der anderen Seite besitzen Sang Jun und seine Frau ein moderneres Hotel im Wald, zu ihnen gehört auch ein kleiner Sohn. Da beide Geschichten zwar paralel verlaufen, lange Zeit aber ihre Wege nicht kreuzen, schauen wir zu erst auf das Haus von Yeong Ha.
Der ältere Mann lebt für seine Pension und das sieht man seinem Haus auch an, gemütlich, sauber und schön hergerichtet werden Gäste begrüßt und versorgt. Eines Tages betritt die schöne Seong-Ah das Grundstück. Im Schlepptau hat sie ihren kleinen Sohn. Die junge Dame wirkt geheimnisvoll und auch etwas kühl, was auch Yeong Ha und seinen Freund etwas verwundert, wenn auch nicht lange, da die Herren viel Spaß mit dem Jungen haben und der Kleine eine schöne Zeit hat… die endet, als die junge Frau übereilt abreist. Daran wäre nichts wirklich seltsam, wenn das Bad im Zimmer, welches sie gemietet hat, nicht super sauber gemacht worden wäre… Blut an einer Schallplatte kleben würde… andere Dinge schlimmes vermuten lassen.
Bei der anderen jungen Familie beginnt das Abendteuer Hotel gerade. Voller Tatendran putzt Sang Jun die Zimmer und seine Frau kümmert sich um die Rezeption. Der Spross der beiden spielt hin und wieder in den leeren Zimmern. Man kann sich nun aussuchen, ob Sang Jun nur freundlich, enorm anständig oder schon arg naiv ist, in jedem Fall ist er hilfsbereit und so kommt es, dass er einen im Auto getsrandeten Mann in sein Hotel einläd, da es junge Hunde regnet. Leider weiß er noch nicht, dass dieser Gast sein Leben in den Abgrund ziehen wird.
Die Stärken in THE FROG
Zuerst muss man sich anschauen, wie die Serie aufgebaut wurde. Die beiden Geschichten wechseln mit den Folgen und halten sich immer die Waage, man bleibt gut am Ball, sofern man keine tagelange Pause zwischen den Folgen macht. Auch die Charaktere sind überschaubar und haben ihre Eigenarten, die sie glaubhaft vermitteln. Besonders die Mime der jungen hübschen Seong-Ah spielt gut, so gut, dass man sich nicht vorstellen kann, dass diese Frau im echten Leben anders ist. Was THE FROG ebenfalls vermittelt ist, dass man nie ein Buch nach seinem Einband beurteilen sollte… Moral gibt es ohnehin nicht wenig, was aber nie zu viel wird.
Ebenfalls enorm gut gelungen ist die Auswahl des Sets, wunderschöne Wälder, weite Felder, ein Ort an dem jeder gerne Urlaub machen würde. Allerdings funktioniert das auch andersherum, die Umgebung und die Häuser vermitteln unbehagen, verschachtelte Schausplätze in den Hotels verursachen unwohlsein und leichte paranoia.
THE FROG legt viel Augenmerk auf Details, so spielt die Serie mit Licht und Farben, um die gewünschte Stimmung zu untermalen. Schön anzusehen sind auch Kleinigkeiten wie Schweißperlen auf der Haut im Gesicht, wenn eine Situation unangenehm wird. Mimik ist ein großes Thema, welches dafür sorgt, dass Szenen kein großes Tamtam benötigen um eine missliche lage auszudrücken.
Die Schwächen in THE FROG
Die Serie hat acht Folgen und muss darin zwei getrennte Leben unterbringen, mit all ihren Sorgen und dem daraus resultierendem Horror. Das hat zur Folge, dass es gefühlt eine Ewigkeit dauert, bis THE FROG in Fahrt kommt. Und damit meine ich fast die Hälfte der gesamten Miniserie. Schaut man dann aber nicht mehr ganz so genau hin, verliert man den roten Faden, welcher zeitweise selbst mit Interesse schwer zu greifen ist. Auf dem Höhepunkt verliert auch die Logik etwas, so wie ein paar Ansätze, die anfangs noch großes Gewicht hatten. Als Beisspiel dient eine Polizistin, die als Spitzenkraft eingeleitet wird, in der Serie aber kaum zum Zug kommt.
THE FROG möchte gern ein reiner Suspense Thriller sein, zum Teil geliegt das auch. Oft macht aber die Musik einen Strich durch die Rechnung, diese ist oftmals zu voreilig eingespielt oder untermalt eine Szene mit mystischer Spannung, die dann aber ins Leere läuft.
Fazit zu THE FROG
Die Geschichten sind gut erzählt, wenn auch mit Abstrichen in der Dynamik. Blutarm, dafür aber mit Gewaltspitzen, die auf dem Punkt platziert sind. Man sollte keine perfekte Serie erwarten, dann wird man sich gut unterhalten fühlen und der letzte Plot belohnt die Ausdauer der Zuschauer.
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